Mittlerweile dürfte es feststehen: Amerikas Einsiedler bestehen zu 95 % aus degenerierten Hinterwäldlern, die restlichen aus dem „Mann in den Bergen“, seinem Esel und dem Braunbären. Fragt sich nur, ob bei dieser Konstellation ein repräsentativer Querschnitt überhaupt einen US-Präsidenten wählen kann.
Die Wahl zu „Timber Falls“ als kleinen Folterhappen für Zwischendurch erweist sich indes als gute Idee; zwar der üblich schematische Ablauf mit sämtlichen Klischees, aber mit den notwendigen Zutaten ansprechend auf den Punkt gebracht.
Hier treibt es die Vorstädter-Twens Sheryl (Krankenschwester) und Mike (keine Krankenschwester) zum Wandern in die malerische Landschaft West Virginias. Nach einigen hilfreichen Tipps des Rangers begegnet man nach kurzer Zeit drei bewaffneten Rednecks, die das Paar um 50 Ocken abzockt, - für unsere Helden noch lange kein Vorzeichen, den Zeltplatz eventuell zu verlagern.
So befinden sich beide am nächsten Tag in der Gewalt eines religiös fanatischen Hinterwäldler-Paares, welches auf Biegen und Brechen den Nachwuchs in Redneckland fördern will…
Nach einem kleinen Blut-Intro gibt man sich mit der Einführung der Hauptcharaktere nicht sonderlich Mühe, austauschbare Gesichter, die Banalitäten von sich geben, zweimal zum Dönern ansetzen, aber alles erledigt sich fast ohne böse Vorzeichen. Allenfalls ein paar landschaftliche schöne Eindrücke, wie der Zeltplatz mit weitem Panorama-Blick halten die Aufmerksamkeit aufrecht, die erst mit dem Einsatz der ersten Rednecks erhöht wird.
Doch mit dem Verschwinden Sheryls nach dem Bad im See kommt Tempo auf.
Nicht nur dem Genre-Freund dürfte rasch klar werden, welcher Ranger zu den Bösewichten gehört, welche Rolle die etwas jüngeren Rednecks spielen und welche Funktion die Alte bekleidet, die dem Paar zu Beginn ein paar freundliche Wanderempfehlungen erteilt.
Überraschungen werden beileibe nicht geboten und auch wenn die Gesichter auf Seiten der Fieslinge weder markant, noch bedrohlich erscheinen, vollziehen sie ihre Physio – und Psycho Spielchen mit teilnahmsloser Konsequenz.
Zunächst wird das Paar von Redneck-Dad getraut, denn ein außerehelich gezeugtes Kind ist schließlich Sünde. Alsdann wird das frisch vermählte Paar eingesperrt, auf dass man seinen ehelichen Pflichten nachkomme, damit nicht noch mehr Embryos der Bibeltreuen in Einmachgläsern landen. Da Poppen für die Inhaftierten an dieser Stelle nicht die oberste Priorität hat, wird jeder Misserfolg mit körperlichen Strafen sanktioniert, - bis endlich eine Flucht möglich scheint.
So kommt es auf beiden Seiten zu einigem Blutvergießen, beginnend mit einem Holzspan im Unterarm und Tritt in die Bärenfalle (ohne Dazutun der Hinterwäldler), über Finger ab, blutig peitschen, Axt im Kopf, Branding und allerlei fieser Sachen, die zwar kaum die Ekelgrenze streifen, aber recht solide in Szene gesetzt wurden.
Zum Finale kommt völlig überraschend ein Gewitter auf und noch unerwarteter schlagen die Opfer sogar zurück.
Das Showdowntempo geht aber in Ordnung, der brauchbare, wohl orchestrierte Score spielt gut mit und am Ende hilft auch die wundersame Heilung der Schlüsselblume so manchem Fiesling nichts mehr.
Und auch hier manifestieren sich nunmehr zwei Weißheiten für den möglichen Aufenthalt in Degenerationsvierteln: Höre niemals auf deine Frau und schmeiß die Patronen deiner Waffe nachgebend in den Wasserfall und lasse im Falle einer Gefangennahme niemals deinen impulsiven Gedanken freien Lauf, verzichte in Gegenwart von Religionsfanatikern vor allem aufs Fluchen, verdammt noch mal.
Insofern, von den mittlerweile zahlreich erschienenen Backwood-Thrills gehört dieser zu den unterhaltsam tauglichen, auch wenn man sich nach einiger Zeit nur noch dunkel an ihn erinnern wird, „Ach ja, das ist der, wo der eine etwas von Judas aus der Bibel faselte und das Paar unter Zwang Höperli machen sollte…“
7 von 10