Review

Selten ist eine Fortsetzung so geschasst worden, wie der vierte Teil der Reihe um den weißen Hai. Joseph Sargent versuchte sich 1987 an einem Neubeginn der Reihe, versuchte den 3.Teil ungeschehen zu machen und versammelte die einstigen Figuren der ersten beiden Filme um sich. Es gelang ihm sogar, Lorraine Gary aus ihrem schauspielerischen Exil zu locken, weil sie in diesem Fall Hauptdarstellerin sein sollte, denn ihr Gatte Roy Scheider ließ gepflegt die Pfoten von diesem Teil. Einen ihrer Sohnemänner ließ man gleich zu Beginn wegknuspern, für den anderen verpflichtete man Lance Guest, der in den 80ern tatsächlich mal eine Art aufstrebendes B-Talent für sympathische junge Draufgänger war. Dazu noch Mario van Peebles, der auch mal ein paar Schwarze für den Film locker machen sollte und Michael Caine, der für die Produktion tatsächlich die Überreichung seines zweiten Oscars sausen ließ, welch großer Fehler. Aber Michael hatte schon immer eine seltsame Strähne bei der Rollenwahl.

Das Fazit schicke ich mal gleich vorweg: niemandem ist auch nur ein Hauch von einer neuen Idee gekommen, was die Reihe betrifft, die nicht schwachsinnig gewesen wäre. Oder langweilig. Am ehesten ist noch der Schauplatzwechsel zu den Bahamas eine Veränderung, so dass man ein bisschen buntes Lokalkolorit hineinbringen konnte. Quatsch mit Soße dagegen die anscheinend telepathische Verbindung von Mrs.Gary mit dem neuesten Fisch, den sie bei seinen Beißeinsätzen immer instinktiv spüren kann.

Aber bis es dazu kommt, stirbt man schon mal gepflegt vor Langeweile, wenn erst der zweite Brody-Sohn weggesnackt ist. Tränen, Trauer, Beerdigung, die Witwe (Scheider ist angeblich am Herzschlag gestorben) und trauernde Mutter versteckt sich hinter einer Riesensonnenbrille, damit man die Falten nicht sieht. Also ab zum Vergessen auf die Bahamas. Da macht ihr Mr.Caine seine schönste Aufwartung, auch wenn er finanziell wohl ein loser Vogel ist. Lance Guest erforscht derweil Seeschnecken mit einem dauerhaft vor sich hinsabbelnden van Peebles, der auf den plötzlich unvermittelt in wärmsten Gewässern auftauchenden Riesenhai euphorisch reagiert. Ohne Vorkenntnisse und in dem Bewusstsein, sein Stipendium aufs Spiel zu setzen, will er plötzlich den Hai erforschen. Jener muss nach den drei bis vier bisherigen Hai-Toden der anderen Filme ein robuster Verwandter auf Blutfehde sein, denn er weiß ganz genau, wen er will.
Deswegen attackiert er auch ein kindergefülltes Banana-Boot nur so lange, bis sein Ziel (Guests kleine Tochter) in Sicherheit ist. Guest macht in einer halbwegs passablen Spannungssequenz dann selbst Bekanntschaft mit dem Giganten der Meere und entkommt nur knapp.

Dumm nur, dass das Vieh in den wenigsten Szenen auch nur halbwegs echt oder beeindruckend aussieht. Es ist zwar groß, wirkt aber trotzdem unecht, wird entweder zu kurz oder zu lang gezeigt und hat ständig ein blutiges Maul, obwohl es noch nichts gegessen hat. Erst knabbert es das Forschungsboot an und später verfrühstückt es ein ganzes Flugzeug. Doch mechanisch bleibt mechanisch und da Sargent nur Handwerker und kein Künstler ist, findet er nie das rechte Maß.

Der Höhepunkt der quietschvergnügten Peinlichkeiten kommt dann zum Showdown, bei dem man reiheweise die (horizontbemalten) Ränder des Bassins erkennen kann, in dem man die Chose runtergekurbelt hat. Caine setzt seinen Flieger in den Teich, entkommt dem Fisch, während der sein Gefährt isst und dann setzt sich van Peebles mit einer Art Schwingungssender vorne auf die Bugspitze, verzichtet auf die Sicherungsleine und fällt dann auch sofort dekorativ dem Hai ins Maul. Zwar ist dann Ruhe mit Sabbeln, aber dafür kann der Hai jetzt unter Einfluss der Schwingungen plötzlich brüllen und grollen, was wir noch gar nicht wussten. Der amateurhaft geschnittene Showdown spießt das Biest dann an den Bug und pustet es anschließend mit Archivaufnahmen aus Teil 1 in die nächste Welt.
Und wir in good old Germany kommen dann noch in den Genuss des lebhaften Wiederauftauchens von Mr.van Peebles, der in der US-Kinofassung gefressen blieb.

Alles Eitel Sonnenschein am Ende, nur leider ist der technische Standard unter par, Caine verschwendet, Gary hölzern und Guest muss sich für Mimik dringend rasieren. Aber wo sollen wir einen Film einordnen, der erst in einem Insert die Vater-Sohn-Imitier-Szene mit Scheider aus dem ersten Teil einblendet und dann Tochter und Guest die Chose nachspielen lässt, bis Lorraine Gary dann überflüssigerweise noch erklären darf, dass das ja alles wie damals mit ihrem seligen Gatten war.
"Jaws 4 - The Revenge", so der volle Titel. Wessen Rache ist gemeint, die der schlechten Drehbücher vielleicht?
(2/10)

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