Auch wenn sein Name hier noch nicht fällt – „A Wild Hare“ von 1940 gilt als der erste wirkliche Cartoon mit der Kultfigur Bugs Bunny. Bereits in einigen früheren Cartoons erschien eine Figur - der so genannte „Happy Rabbit“ – die als konkreter Vorläufer von Bugs gilt, so zum Beispiel in „Porky’s Hare Hunt“. Hier tritt Bugs aber erstmals in seiner gewohnten Gestalt auf, auch wenn noch ein paar Filme folgen sollten bis zum endgültigen Design. Regie führte Zeichentricklegende Tex Avery, der maßgeblich an der Erschaffung von Figuren wie Daffy Duck, Bugs Bunny und Elmer Fudd beteiligt war. Seinen anarchischen, innovativen Stilmitteln hat Warner Brothers viel zu verdanken, auch wenn die besten Cartoons mit den bekannten Charakteren vornehmlich von Chuck Jones oder Fritz Freleng inszeniert wurden. Grund dafür war hauptsächlich das Avery Warner schon 1942 verließ um bei MGM unter besseren Bedingungen zu arbeiten.
Bugs Bunnys berühmteste Textzeile „What’s up, Doc?“ erklingt hier bereits und auch sonst finden sich beinahe alle positiven Aspekte die ein guter Cartoon braucht. Elmer Fudd sollte später noch oft als beliebter Gegenspieler für Bugs oder auch Daffy Duck fungieren und bekommt hier auch schon einen seiner charakteristischen, verzweifelten Wutanfälle. Die Synchronsprecher Mel Blanc (absolute Legende, Mann der 1000 Stimmen) und Arthur Q. Bryan machen ihre Sache wirklich hervorragend und hauchen den Figuren Seele ein.
Anfang der 1940er Jahre sollte Warner Brothers schließlich auch endgültig aus dem bisher übermächtigem Disney-Schatten heraus treten, denn endlich hatte man potenzielle Kult-Charaktere geschaffen, die genug Eigenständigkeit besaßen um gegen die Konkurrenz anzutreten. Auch stilistisch entfernte man sich ganz weit von Disney, sowohl zeichnerisch, als auch inhaltlich und in der humoristischen Ausrichtung. All dies ist in „A Wild Hare“ angedeutet zu sehen, auch wenn sich die naturalistischen Zeichnungen noch sehr an Disney orientieren. Der Humor setzt allerdings mehr auf Slapstick und auf absurde Situationskomik, die aber noch nicht auf die Spitze getrieben wird. Auch der Gewaltgrad bleibt weit hinter „Tom und Jerry“ (etwa zeitgleich entstanden) zurück, dennoch richtet sich Avery’s Cartoon auch an erwachsene Zuschauer. Deutlich wird das sogleich zu Anfang, als Elmer Fudd sich direkt an das Publikum wendet und in die Kamera spricht, ähnliche Spielereien sollten in den etlichen folgenden Cartoons perfektioniert werden.
Fazit: Filmhistorisch ein kleiner Meilenstein, schließlich tritt Bugs Bunny das erste Mal richtig in Erscheinung. Animationen, Humor und Szenengestaltung des Cartoons waren stilbildend für etliche weitere Cartoons, alleine über 150 mit Bugs als Protagonisten. Auch wenn der minimalistische Plot heutzutage leicht angestaubt wirkt bringt „A Wild Hare“ einen Nostalgiker aber allemal zum Lachen.
6,5 / 10