Review

28 Weeks Later
Als Danny Boyle anno 2002 seinen Horrorschocker 28 Days Later auf das Kinopublikum losgelassen hat, waren die Kritiker begeistert. Der Film wurde nicht nur in Großbritannien ein Kassenhit, sondern auch über die Grenzen des Königreiches hinaus. Eine Fortsetzung schien schon damals durchaus denkbar. Regisseur Juan Carlos Fresnadillo nahm sich der Aufgabe an, diese Fortsetzung  zu inszenieren.

28 Wochen später...


... Großbritannien ist entvölkert. Eine mysteriöse Infektion hat dazu geführt, dass ein Großteil der Menschen zu reißenden Bestien mutierte und über alles und jeden herfiel. Mittlerweile jedoch ist eine NATO Truppe unter Führung der Amerikaner im Land, um mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Die Infizierten sind zwar verhungert, doch Vorsicht ist dennoch geboten. Ein kleines Viertel im Stadtkern Londons, mit dem Namen District One wird wieder besiedelt, abgeschirmt durch die US-Army. In dieser grotesken Szenerie findet Robert (gespielt von Robert Carlyle) seine beiden Kinder  Andy und Tammy wieder, welche bisher im Ausland Zuflucht gefunden hatten. Die drei hätten ein neues Leben beginnen können, würde die Situation nicht kurze Zeit später eskalieren. Mutter Alice (Catherine McCormack) wird gefunden, welche bisher für Tot galt und diese trägt das Rage Virus in sich. Eine verhängnisvolle Kettenreaktion setzt sich in Gang in dessen Verlauf sich Robert infiziert, als er seine Frau küsst. Die Situation eskaliert.

Code Red...


...lautet das Allheilmittel der Armee, um die Infektion zu stoppen. Was nun passiert, kann sich der geneigte Zuschauer schon denken. Die Armee versucht alle Bewohner von District One zu töten, unabhängig davon ob diese infiziert sind oder nicht. In dem heillosen durcheinander versuchen Andy und Tammy zu entkommen. Hilfe finden sie bei der Armeeärztin Scarlet und Sergeant Doyle. Gemeinsam versuchen sie, den Infizierten auf der einen und der Armee auf der anderen Seite zu entkommen.

Moralische Spielereien...


... oder nur Mittel zum Zweck? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich die Fortsetzung zu Danny Boyles Meisterwerk sah. Das Handeln der Armee lässt manche Gemüter mit Sicherheit nachdenklich die Stirn runzeln. Wie weit darf man gehen, um eine Katastrophe zu verhindern? Wie ist zu rechtfertigen was sich nicht rechtfertigen lassen darf? 28 Weeks Later gelingt es mit diesen moralischen Versatzstücken eine ungeheure Atmosphäre aufzubauen. Dabei sind diese längst nicht Mittel zum Zweck. Vielmehr machen sie den Film um einiges glaubwürdiger. So ergibt sich für den Zuschauer eine beklemmende Atmosphäre. Die Ausweglosigkeit, in welcher sich die Protagonisten befinden, ist deutlich spürbar. Verbunden mit der teils eigenwilligen, aber an seinen Vorgänger erinnernden Optik, gelingt es dem Film somit ein sehr unheimliches, ja fast schon bizarres Erlebnis beim Zuschauer auszulösen. Fresnadillo schafft eine genauso beklemmende Situation, wie sie bereits im Vorgänger der Fall war. Das entvölkerte London ist wunderbar in Szene gesetzt. Alles wirkt düster und dreckig. Einen Hauptpart im Film spielen natürlich die Infizierten, welche ständig auf der Jagd nach frischem Fleisch sind. Der Goregehalt bei 28 Weeks ist im Vergleich zum Vorgänger um einiges höher, doch bis auf eine Ausnahme auch nie wirklich übertrieben. Auch schauspieltechnisch gibt es nichts zu beanstanden. Robert Carlyle macht seine Sache gut (auch wenn man attestieren muss das er ab der Hälfte des Filmes nicht mehr wirkliche schauspielerische Qualitäten zu zeigen hat, bedingt durch seine Mutation.). Andere Gesichter sind weitgehend unbekannt. Einzig Rose Byrne sticht noch ein wenig hervor, vor allem bekannt geworden durch ihre Rolle im Danny Boyle Film Sunshine.

Nicht alles Gold was glänzt...


...auch auf Fresnadillos jüngstes Werk lässt sich dieser Spruch anwenden. Bei allen positiven Punkten sind mir gewisse Dinge doch negativ aufgefallen. Zum einen, wie die beiden Kinder Andy und Tammy ins Drehbuch eingebaut worden sind. Es ist einfach reichlich unwahrscheinlich und fast schon stupide das zwei Kinder aus solch einem Hochsicherheitsgebiet wie District One  ausbüxen können. Klar, die Storyline muss irgendwie vorankommen. Aber warum immer durch solche offensichtlich dummen Aktionen? Dies wurde in 28 Days Later sehr viel besser gelöst. Vielleicht ist auch die geringere Screen time des Filmes schuld, das so eine holperige Überleitung zum nächsten Handlungsstrang (von der Familiengeschichte in der ersten Hälfte zum Ausbruch der Infektion im zweiten Teil des Filmes), geschaffen wurde. Der zweite Punkt welcher mich teilweise gestört hat, war die obligatorische Hubschrauberszene. Wozu war das denn nötig? Es hat den Anschein als wenn diese Szene unbedingt mit rein musste, um den „Splattergehalt" ein wenig in die höhe zu treiben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Fakt ist, das diese Szene absolut unnötig war und in keinem Verhältnis zum Rest des Filmes steht, wo es doch wesentlich gemächlicher zu ging. Ein letzter Kritikpunkt betrifft die Kamera. Sicherlich gehört die obligatorische Wackelkamera zum Stil des Filmes, und das möchte ich im Grunde auch gar nicht kritisieren. Bei 28 Weeks ist dieser Stil jedoch etwas übers Ziel hinausgeschossen. Besonders zu Beginn waren manche Szenen so schlimm verwackelt, das ich Mühe hatte zu folgen. Normalerweise mag ich solcherlei Kameraarbeit sehr, doch in diesem Fall war es mir dann doch zu viel des Guten.

Vive la France...


...denkt sich der geneigte Zuschauer am Ende des Filmes. Wie
es weitergeht weiß man nicht genau, man kann lediglich spekulieren. Nicht spekulieren muss man jedoch über den Film als ganzes. Hier ist endlich mal wieder ein Horrorschocker in die Kinos gekommen, welcher den Namen verdient. Keine hässlichen SAW Puppenfratzen oder osteuropabesuchende Sexbesessene. Hier geht es ans eingemachte, und die Storyline von 28 Weeks Later ist eine Konsequente Fortsetzung des Erstlings. So muss sich Teil Zwei nicht hinter Danny Boyles Meisterwerk verstecken, auch wenn er dessen Klasse nicht erreichen kann.
Deshalb gibt es von mir: 7/10 Punkten.     

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