Der Terror und die Verwüstung, die in "28 Days Later" gebannt schienen, werden nun - "28 Weeks Later" - zu einem neuen Horror für die Überlebenden. Nachdem die US-Armee den erfolgreichen Kampf gegen das Rage-Virus bekannt gegeben hat, wird in einer Sicherheitszone mit dem Wiederaufbau begonnen. Doch einer der Überlebenden trägt unwissentlich ein tödliches Geheimnis in sich, das die Blutlust und das apokalyptische Chaos grausamer als zuvor wieder aufleben lässt...
Vier Drehbuchautoren machten sich an die Arbeit, die Fortsetzung zu "28 Days Later" zu schreiben. Sie schauten sich das Original an, um nicht dieselben Fehler wie Alex Garland, dem Autor des ersten Teils, zu machen, bedienten sich wieder an großen US-Vorbildern, mischten eigene Ideen dazu und heraus kam...
mit "28 Weeks Later" eine durchaus gelungene Fortsetzung, die besser als das Original ist.
Es ist unverkennbar, dass erneut Romeros Zombie-Klassiker Pate für diese britische Produktion standen, vor allem aber erinnert London als riesige Quarantäne- und Sicherheitszone an die abgeriegelte Stadt aus "Land Of The Dead". Doch während vor den riesigen Stacheldrahtzäunen das Chaos herrscht, geht es in der Sicherheitszone weitaus zivilisierter zu.
Vor allem aber die militärische Präsenz erinnert an das Katastrophen-Szenario aus "Outbreak - Lautlose Killer" von Wolfgang Petersen.
Beide Seiten der Stadt London sind von Regisseur Juan Carlos Fresnadillo perfekt eingefangen worden und erzeugen eine beklemmende Atmosphäre. Spätestens dann, wenn die halbe Stadt in Schutt und Asche liegt ist das apokalyptische Endzeit-Szenario perfekt.
Wie bereits im ersten Teil geht für die Überlebenden nicht nur die Gefahr von den Infizierten aus, sondern auch vom Militär, das der Lage nicht Herr wird und die komplette Vernichtung der Bevölkerung anordnet.
Der Überlebenskampf einer Handvoll Nicht-Infizierter ist dabei viel packender und dramatischer ausgefallen als im ersten Teil, auch haben die Attacken der Infizierten zugenommen, so dass innerhalb der 95 Minuten Spielzeit viel Raum für spannende Situationen entstanden ist.
Höhepunkt ist dabei sicherlich die Hommage an "The Fog - Nebel des Grauens": Um die endgültige Vernichtung der Bevölkerung sicherzustellen, werden chemische Waffen eingesetzt. Auf der Flucht in einem Wagen versucht die Ärztin Scarlett den Giftgas-Wolken immer wieder auszuweichen, damit das Gas nicht über die Belüftungsanlage ins Wageninnere gelangt. Die Gaswolke wirkt dabei genauso bedrohlich wie John Carpenters Nebel und somit erreicht die Szene eine ungeheure Wirkung.
Klaustrophische Atmosphäre wird besonders auch in der Szene erreicht, als sich in einer von außen verriegelten Sicherheitskammer Panik unter den Eingeschlossenen verbreitet, als ihnen bewußt wird, daß ein Infizierter unter ihnen wütet.
Auch die Szenen im abgedunkelten U-Bahnschacht sorgen für eine beklemmende Stimmung, als Scarlett, ausgerüstet mit einem Nachtsichtgerät, die beiden Kinder Tammy und Andy über Leichenberge dirigieren muss.
Regisseur Fresnadillo schafft 95 Minuten das, was seinem Vorgänger Boyle nicht gelang: eine unentwegt spürbare Bedrohung und intensive Atmosphäre zu schaffen, die aus "28 Weeks Later" einen unheilvollen Schocker machen, der dem Thema angemessen, die Spannungsschraube anzieht und gleichzeitig eine deftige Splatterorgie serviert, die in krassen, blutigen Effekten das ganze Ausmaß des Rage-Virus zeigt.
Dabei überwiegen natürlich wieder einmal die CGI-Effekte, aber die Mischung aus blutigem Horror und actionreichen apokalyptischen Endzeit-Szenerio geht diesmal auf und überzeugt von Anfang bis zum Ende.
Auch ist der Soundtrack von John Murphy diesmal viel intensiver und unterlegt mit verschiedenen Themes kongenial die Szenen und Stimmungen.
Darstellerisch ist vor allem Robert Carlyle überzeugend, wogegen Rose Byrne als Scarlett zwar genug Talent hat, aber aufgrund ihrer sehr jungen Erscheinung in ihrer Rolle als ranghohe Militär-Ärztin fehlbesetzt wirkt.
"28 Weeks Later" ist eine gelungene Fortsetzung mit einem schockierenden Ende, das Hoffnung auf einen dritten Teil macht. Lediglich die Tatsache, dass Robert Carlyle als Infizierter immer wieder dort auftaucht, wo seine Kinder sind, ist wenig glaubhaft, aber unvermeidlich gewesen, um die direkte Konfrontation von Tochter und Vater zu zeigen, in deren Verlauf Tammy ihren Vater tötet.
Insgesamt machen sich bei der Fortsetzung auch vielmehr die amerikanischen Einflüsse bemerkbar, was vor allem an dem sehr hohen Gewaltpotential erkennbar ist. Ziel war es, mit allen Mitteln das Vorbild zu übertreffen und gleichzeitig dem aktuellen Trend, den Zuschauern möglichst viel Blut zu präsentieren, treu zu bleiben. Sicherlich zählt dabei die "Braindead"-Variante mit den Rotorflügeln eines Hubschraubers, die eine Gruppe Infizierter zu Hackfleisch pürieren, zum Höhepunkt graphischer Gewalt.
Dafür gibt es 7 von 10 Punkte!