„Und Du glaubst, Du hast alles schon gesehen?“
So lautet die Frage an den Betrachter des Kinoplakates von
„28 Weeks Later“.
„Natürlich habe ich noch nicht alles gesehen!“ dachte ich mir und stapfte hoffnungsschwanger in diesen Streifen...
Was nun dabei rumkam, sollen die nächsten Absätze schildern.
Danny Boyle, der sich für das Prequel „28 Days Later“ verantwortlich zeichnet, fungiert bei „28 Weeks Later“ als Produzent und überlässt dem Newcomer Juan Carlos Fresnadillo, den Regiestuhl.
Zur Story:
In direkter Anlehnung an den Vorgänger, wird die Massenvernichtung der Bevölkerung Groß Brittanniens, durch das sogenannte Wut-Virus geschildert. So zirka sechs Monate nach Ausbruch der Seuche, hat sich die Situation entschärft. Die U.S. and A. planen und führen den Wiederaufbau des Landes militärisch durch. So lassen sie 15.000 Exilanten wieder nach London einwandern. Jene beziehen einen völlig sicheren Bezirk, der sich „District 1“ nennt und vom Militär aufs schärfste bewacht wird.
Die einzigen Kinder unter den 15.000 „Neuengländern“ wagen einen Ausflug in die verbotene Area und bringen dadurch den Stein ins Rollen, der den ganzen Schlamassel von Neuem beginnen lässt...
So weit zur Story, die ziemlich gängig für das Genre ist, jedoch nicht großartig zu bemängeln ist. Innovative Leistungen verlangt ein Zombiefilm, was ja „28 Weeks Later“ definitiv ist, eher von der dynamischen und optischen Seite. Regisseur Juan Carlos Fresnadillo hat sich dies auch zur Aufgabe gemacht und ist kläglich damit gescheitert.
Das Stilmittel der schnellen Schnittfolgen gekoppelt mit unscharfen Close-Ups, wirkt wenig verstörend oder gar spannungsgeladen. Vielmehr kommt das Gefühl beim Zuschauer auf, dass man durch das Gewackel der Kamera zum Brechen gebracht werden soll, als das die Effekte einem dieses Gefühl bescheren. Durchaus amüsant wirkt auch das überwiegend billige CGI-Spektakel, was keineswegs authentisch geschweige denn verstörend oder schockierend wirkt. Einzig überzeugend, obwohl vom Rechner generiert und stark von „Braindead“ plagiiert, ist die Rotorblättersession.
Bemängelnswert ist zudem der zähe Plotaufbau. Zu Beginn werden zwar die verwackelt und hektisch aneinanderklamüserten Bildchen, dem Zuschauer auf die Netzhaut geballert und an die „28 Days Later“ erinnert, was einem zumindest am Einschlafen hindert, doch dann wird’s für lange Zeit öde! Juan Carlos Fresnadillo serviert uns dann neben der erwartbaren Kritik an Militär und Gesellschaft, was keineswegs neu ist (George A. Romeros „Dawn of the Dead“, „Day of the Dead“ etc. lassen grüßen), langatmige Sightseeingtouren aus der Vogelperspektive vom menschenleeren London. Da kommt man sich als Zuschauer ziemlich vereiert vor, denn das Panoramageplenkel von Big Ben und Co., bringt weder den Plot noch den Spannungsbogen weiter. Darüber hinaus mangelt es „28 Weeks Later“ oftmals an Logik (Giftgasangriff kann mit einem Stück Stoff vor Mund und Nase vereitelt werden).
Der Score ist völlig unzutreffend gewählt, denn weder ein Gefühl der Spannung noch der Coolness, vermag er beim Zuschauer zu erzeugen.
Auf Seiten der Darsteller ist zwar Potenzial erkennbar, jedoch geht es in dem konfusen Machwerk verloren. Zwar wird viel Zeit damit verbracht die beiden jugendlichen Protagonisten einzuführen, um Sympathien für sie auf Zuschauerseiten zu erzeugen, doch leider scheitert dieses Vorhaben, durch die zähe und klischeebeladene Plotkonstruktion. Der triarchische Aufbau des Plots mit Retrospektive zu Beginn, ausgiebiger Darstellung der Ist-Situation und dem abschließenden kurzen Zukunftsausblick mit Teil 3 Garantie, welcher übrigens an Lächerlichkeit nicht zu überbieten ist, da mangelhaft inszeniert und klischeebeladen, ist auch nicht als innovativ einzustufen.
Fazit:
Ein Film der sein Potenzial verschwendet, indem er sich als Novum auf dem überfüllten Genreparkett verkaufen möchte. Alte Stilmittel werden zu Hauf plagiiert und das mit minderwertigem Resultat. Zeitgenössisch kritisch mag der Film wohl sein, doch das waren andere Streifen aus dem Bereich auch schon. Der Splatteranteil ist CGI-Lastig und entspricht keineswegs meinem Geschmack, da die Authentizität darunter leidet. Die Viva-Videoclip- Schnellschnittmethodik wirkt zudem deplaziert. Das bei diesen genannten Faktoren keine souverän verstörende Atmosphäre entstehen kann, welche den Zuschauer fesselt, versteht sich von selbst.
„Und Du glaubst, Du hast alles schon gesehen?“
„Nein, so etwas schlechtes schon lange nicht mehr!"