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Danny Boyle hauchte dem totgeglaubten Zombiefilm mit „28 Days Later“ neues Leben ein. Das besondere an seiner Interpretation der Untoten war das hohe Tempo. Im Gegensatz zu den “ … of the Dead“ Genreklassikern von Altmeister George A. Romero, setzte Boyle auf ein deutlich höheres Tempo, vor allem weil er seine Zombies wie wilde Tiere rennen ließ, statt wie vorher üblich langsam schlurfend. Der frische Wind war dringend notwendig, auch wenn Boyle von engstirnigen Fans Blasphemie vorgeworfen wurde. Letztlich profitierten irgendwie alle davon, vor allem das „Dawn of the Dead“ Remake von 2004.

Was „28 Days Later“ von seinen Artverwandten am meisten abhebt, ist die ungeheuer dichte Atmosphäre und genial eingefangene Endzeitstimmung des verwaisten London. Bekanntlich haben es Fortsetzungen im Horrorbereich immer schwer. Skepsis, ob das Sequel also die hohen Erwartungen erfüllen kann, sind daher nicht unberechtigt.
Statt Danny Boyle zeichnet sich der unbekannte Juan Carlos Fresnadillo für die Inszenierung des Horrorreißers verantwortlich. Ansonsten hat sich überraschend wenig geändert, auch im Stil ist man dem Vorgänger treu geblieben. Doch wo setzt die Fortsetzung eigentlich an? Waren nicht alle Infizierten ausgerottet?

Zunächst ist dem auch so. Mithilfe des US Militärs konnte das Virus eingedämmt und mit dem Wiederaufbau begonnen werden. In einem abgesperrten Areal des verwüsteten London wird mit der Neuansiedlung von Zivilisten begonnen. Außerhalb der Sicherheitszone herrscht aber nach wie vor Lebensgefahr, denn es ist unklar ob alle Reste des Erregers eliminiert sind.
Gleich im Auftakt wird gezeigt wie gnadenlos die Infizierten vorgehen und wie Menschen im Angesicht des Todes dazu neigen in Panik die Flucht zu ergreifen. Ehemann Don lässt seine Frau im Stich als die Untoten über sie herfallen um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Er hat nur einen Wunsch, seine Kinder wieder zu sehen. Dreh und Angelpunkt der Geschichte ist daher auch an das Schicksal der Familie geknüpft, die bei der ersten Epidemie getrennt und nun wieder in der Sicherheitszone von London zusammenfindet. Als die Kinder aber in die Sperrzone eindringen um ein paar Erinnerungen aus dem Elternhaus zu holen, schleppen sie unbeabsichtigt das Virus ein. Das Militär hat die Order, falls keine Eindämmung möglich ist, die Ausbreitung mit allem Mitteln zu stoppen. „Code Red“ wird angeordnet – Die totale Vernichtung…

„28 Weeks Later“ hält sich formal ziemlich strikt an das Erfolgsrezept des Erstlings, vielleicht auch ein bisschen zu sehr, denn neue Ideen sucht man vergebens. Was die Fortsetzung ebenfalls wieder auszeichnet ist die gut eingefangene Atmosphäre im runtergekommenen London. Schon allein die leere Stadtsilouette ist furchteinflössend. Damit ist er einigen aktuellen Horrorfilmen schon mal ein gutes Stück voraus, denn nur stumpfe Gewalt wird hier nicht propagiert. Trotzdem hat es auch dieser Film in sich und wartet mit einigen ziemlich derben Szenen auf. Aufgrund des Stakkato-Schnittes geht aber wieder einiges am Thrill verloren, denn besonders in den Actionszenen kann man der hektischen Kameraführung und den wild zusammengeklebten Bildfetzen kaum noch folgen. Epileptiker werden ihre helle Freude bei dieser hohen Schnittfrequenz haben, dagegen ist Michael Bay ja fast schon harmlos. Das beabsichtigte „Mittendrin statt nur dabei“-Gefühl stellt sich jedenfalls nicht wirklich ein. Im Gegenteil, das Ansehen ist regelrecht anstrengend und das sollte nicht der Zweck eines Filmes sein. Realismus kann man jedenfalls auch anders erzeugen, z.b. durch ein innovativeres Skript.

Mal ehrlich, die vom Militär geschützte Quarantäne-Zone ist ein alter Hut und wird auch nur minimal modifiziert. Ist noch gar nicht so lange her, das Romero selbiges in „Land oft he Dead“ durchexerzierte. Die Sache mit dem Vernichtungsbefehl und „Code Red“ hatten wir auch erst in „Resident Evil: Apocalypse“. Hinzukommen noch einige dümmliche Einfälle der Autoren um die Story irgendwie am Laufen zu halten. Ist schon komisch das die Jungs vom Militär zwei Kinder erst durch die ganze Stadt marschieren lassen, bis man sich bemüht ein Einfangkommando los zuschicken.
Ganz witzig sind einige kleinere Details, wie etwa der splatterreiche Einsatz eines Helikopters zum Zombies zerheckseln… hier stand wohl Peter Jacksons „Braindead" Pate. Gelungen auch die Ego-Shooter Sequenz gegen Ende, die wirklich spannend umgesetzt wurde. Leider insgesamt nicht genug um sich großartig vom Durchschnitt abzuheben.

Fazit:
„28 Weeks Later“ bringt zu wenig eigene Ideen ein um aus dem Schatten des gelungenen Vorgängers zu treten. Zwar ist auch das Sequel stellenweise recht atmosphärisch, leider aber auch spannungsarm und etwas einfallslos. Für den Hunger zwischendurch zwar geeignet, aber irgendwie auch nicht richtig sättigend. Nach dem offenen Ende, ist eine weitere Fortsetzung wohl auch nur eine Frage der Zeit – weiterer Verschleißerscheinungen vorprogrammiert.

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