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28 Weeks Later

Ein halbes Jahr nach dem Ausbruch des Rage-Virus in der Hauptstadt des Atlantik Eilands haben die amerikanischen Freunde der Fish & Chips Liebhaber wieder für Ordnung gesorgt. London ist so gut wie gereinigt, der Virus zumindest im Zentrum der Metropole besiegt. Doch wie soll es anders sein, schleicht er sich mittels Trojanischem Pferdes wieder ein und auch die Cowboys aus Übersee können einen erneuten Ausbruch nicht verhindern. Als letzte Möglichkeit kommt Plan B in betracht. Auf alles schießen was sich bewegt.

Die Fortsetzung des viel gelobten, jedoch auch viel gescholtenen 28 Days Later kommt flotter als ihr Vorgänger daher. Das liegt zum einen daran, dass mehr Wert auf die Action gelegt wurde und zum anderen daran, dass Fressnadillo den Focus nicht wie Boyle auf die Entstehung neuer Zweckgemeinschaften legt, sondern auf die Flucht vor den Infizierten und den vermeintlichen Rettern. Anders als Boyle, dessen Film in der zweiten Hälfte deutliche Anleihen bei "Herr der Fliegen" nimmt, erinnert Fressnadillos Apocalypse eher an den Überlebenskampf eines Gordon Freeman im Videospiel Half Life. Ohne durchzuatmen befindet sich die Gruppe auf der Flucht vor Infizierten, die mehr an amoklaufende und an Ebola erkrankte Kannibalen erinnern als an Zombies und dem Militär. Da gibt es stimmige Szenen in denen mit Vollschutz ausgerüstete Einheiten die Straßen mittels Flammenwerfer von den Überresten eines Gaseinsatzes säubern, einen Helikopterangriff auf das flüchtende Auto unserer da schon stark dezimierten Fluchtgruppe bei dem die großkallibrigen Geschosse aus der Bordkanone den Asphalt wegsprengen und auch die aus mittlerweile zig anderen Filmen bekannte Straßenüberquerung unter Scharfschützenbeschuss. Also eher "Buisness As Usual" was dem Zuschauer hier kredenzt wird. Zwar alles, wie schon beim Vorgänger in DV und ausgiebiger Handkamera inszeniert, jedoch nicht wirklich die Neuerfindung des Zombiefilmes, wie es sich viele schon von Boyle erhofft hatten.

Natürlich bietet das Drehbuch, wie im Genre üblich, den einen oder anderen Logikfehler, jedoch schafft es Fressnaldillo von ihnen dramaturgisch abzulenken. Bevor man sich z.B. fragen kann, warum jemand in einer gasverseuchten Straße ohne Atemschutzmaske, nur mit dem Pulloverkragen geschützt ein Auto anschieben kann, wird derjenige auch schon effektvoll ins Jenseits befördert. Aber da gibt es ja weitaus schlimmere Szenen in der jüngeren und älteren Filmgeschichte. Natürlich kann man sich auch fragen, warum gerade die US Army den Engländern zu Hilfe kommt und nicht eine aus europäischen Streitkräften rekrutierte Einsatztruppe, was dem Szenario sicherlich einen realistischeren Anstrich verliehen hätte. Aber sei es drum, das Militär bekommt sicherlich so oder so sein Fett weg, wenn ohne Ausnahme wahllos in die Menge geschossen wird. Wer möchte kann darin auch meinetwegen eine Kritik an manches Vorgehen der US Truppen in Afghanistan und dem Irak sehen. Einige Kritiker brauchen ja unbedingt eine kritischen Kontext um sich dem Zombie Subgenre anzunähern. Meines Erachtens dient dies eher der Beruhigung des eigenen Gewissens, weil man einfach nicht glauben kann, dass man Gefallen an Gedärmen, Blut in Hektolitern und abgtrennten Körperteilen findet. Dies wäre ja auch verwerflich und dümmlich.

Was den Gore und Splatter Gehalt angeht, wartet Fressnadillo mit einer gehörigen Portion FX auf, die jedoch nicht wirklich der Star des Filmes sind. Zwar spritzt das Blut ganz gehörig, verbeißen sich die Infizierten vornehmlich in Hals und Oberkörper, doch läßt Fressnadillo seine Brut auch erstmal nur auf die Opfer, ganz Rage (Wut)-Virusmäßig, einprügeln. Alles schön wie Boyle es vorgemacht hat, schnell und Shuttereffekt unterstützt inszeniert. Dies unterstützt nicht nur die Dynamik der Angriffe, sondern läßt die Szenen auch surrealistischer erscheinen. Nur in einer Szene gibt der Regisseur sich die Blöße, es mal richtig matschen zu lassen, welche auch prompt von manchem Kritiker als kindlich und dümmlich interpretiert wird. Was sie vielleicht ist, aber hey, lastet dieser Vorwurf nicht auf dem ganzen Genre?

28 Weeks Later ist kein Meisterwerk, jedoch ein solider Endzeitfilm, weit über dem Durchschnitt der bisherigen Genrebeiträge in diesem Jahr. Und vielleicht nehme ich ihn gerade deshalb gerne mit. Mir hat es wirklich gefallen und ich bin ehrlich auf 2 Years 8 Month later gespannt. Schon alleine wegen Wembley satte 7/10 Punkte.

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