Nach Roman-, Comic- und Freizeitparkattraktionverfilmungen mit ‚Transformers‘ eine Spielzeugverfilmung. Klingt, wenn man den Event-Charakter einer Vorlage zugrunde legt, noch nicht einmal unlogisch. Letztlich kann es dem Zuschauer ja auch egal sein, woher Produzenten und Regisseure ihre Inspiration (was in Hollywood meistens mit dem Begriff ‚Geschäftsidee‘ einher geht) beziehen, solange dabei ein so unterhaltsames Stück Popcorn-Kino wie ‚Transformers‘ herausspringt. Das manche Actionszene dabei wirkt, als würden Kinderhände die formwandelnden Roboter in Händen halten und gegeneinander rammen - geschenkt.
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‚Transformers‘ ist in einem ganz ähnlichen Maße, wie vor Jahren Roland Emmerichs Weltdestruktionsspektakel ‚Independence Day‘ ein KINOfilm. Beide Filme funktionieren aufgrund ihrer überwältigenden Schauwerte im Prinzip nur auf der großen Leinwand, da sie das Publikum dermaßen mit ihnen überrollen, das man sämtliche Schwächen der Story, Charaktere und Logik darüber einfach nicht bemerkt. Bereits der mit einem nur geringen Maß an Affinität zum Actionfilm an sich und dessen Möglichkeiten ausgestattete Zuschauer wird im Kino von ‚Transformers‘ mit ziemlicher Sicherheit begeistert sein/gewesen sein.
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Bereits die Eröffnungssequenz, in der ein als Hubschrauber getarnter Decepticon eine Militärbasis angreift, verdeutlicht die Gangart des Films: eine fast beispiellose Materialschlacht mit gewaltig ballerndem WUMMS dahinter, der durch die Wandlungen und Fähigkeiten und die gesamte effekttechnische Gestaltung der Riesenroboter ein nicht zu unterschätzendes Potential an Originalität innewohnt. Nach dem krachenden Auftakt wagt sich Regisseur Michael Bay jedoch an einen für ihn und sein bisheriges Werk ungewöhnlichen Schritt. Mit Sam Witwicky, gespielt von Shia LaBeouf, führt er tatsächlich einen Charakter ein. Einen, der diese Bezeichnung verdient. Einen, der nicht treibendes und mitverantwortliches Element der Action ist. Einen, der einem in seiner ganzen Zeichnung als leicht verschroben und Anlegung als Bindeglied zwischen Publikum und Autobots, aber auch als Protagonist an sich wirklich sympathisch ist. Ein weiser Schritt, denn letztlich ist LaBeoufs Figur eine von nur wenigen Gründen, die ‚Transformers‘ auch außerhalb des sinnbetäubenden Kinosaals als sehenswerten Film auszeichnen. Mit ihm kann man lachen und schmachten, sich manchmal herzhaft über ihn lustig machen und in den gefährlichen Sequenzen um ihn bangen. Obwohl auch er in vielerlei Hinsicht der typisch Bay‘sche Erfüllungsgehilfe ist (eben nur in einer Variation), überzeugt LaBeouf jederzeit mit Witz und teils durch Dösigkeit, teils durch Mitleid erzeugten Charme. Mit seinen ungelenken Versuchen, die von Megan Fox mehr verkörperte, denn gespielte Mikaela anzubaggern, hätte dieser Sam Witwicky auch in einen ‚American Pie‘-Film gepasst, die durch eine nicht unähnliche (zumindest der erste Teil) grundsatzsympathische Identifikationsmöglichkeit bestechen.
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Die Charakterisierung der Roboter, denen Sam zunächst in Gestalt seines Autos begegnet, welches später seine Mitstreiter um Optimus Prime zur Erde ruft, splittet sich in recht simple Gut/Böse-Standarts, was aber auch genügt. Prime ist edler Anführer, Gegner Megatron bösartiger Fiesling - die jeweilige Gefolgschaft reiht sich entsprechend ein. Da es insgesamt um einen reichlich gewöhnlichen Gut gegen Böse-Plot geht, bei dem der auslösende Gegenstand ein mächtiger Würfel, der Allspark, ist, hätte ein Mehr an Differenzierung dem Film wohl auch nicht gut getan, da er so nicht den Anspruch erhebt, ernstgenommen werden zu wollen. Auf Seiten der Menschen tut sich so mancher Nebencharakter leider eher negativ hervor. John Turturro als Agent Simmons ist teils nervig überzeichnet und wirkt selbst neben zehn Meter hohen Robotern irgendwie fremd im Geschehen, der Soldatentrupp um Josh Duhamel als Captain Lennox bedient (trotz ordentlichen Schauspiels) die Michael Bay-Klischeekiste, der Subplot um eine Gruppe von Hackern ist teilweise (wenn auch arg bemüht) amüsant, aber essentiell ziemlich überflüssig.
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Sei's drum. Mit dem Aufeinanderprallen der guten Autobots und bösen Decepticons zieht der Film eh so gewaltig an Tempo an und fährt einen so exorbitanten Action-Level auf, das jedes weitere menschliche Scharmützel darin untergeht. Wie bereits erwähnt wirkt der Giganten-Clash dabei teils etwas wie der Koordination spielender Kinder überlassen, da die Roboter manchmal einfach unter viel Getöse ineinander springen, wodurch viel Übersicht verlorengeht und man teilweise nicht so recht unterscheiden kann, wer nun Autobot, wer Decepticon ist, geschweige denn, welche Figur nun genau da in Aktion tritt. Die Merkmale, die die Roboter voneinander unterscheiden, ziehen häufig so schnell vorbei, dass sie hin und wieder einfach alle gleich aussehen. So lässt sich vor allem der Choreographie der finalen Schlacht nicht immer optimal folgen. Dem allen (und dem einkehrenden Pathos) zum Trotz, der Film ist dabei stets unterhaltsam, und das auf tricktechnisch allerhöchstem Niveau. Zwar werden die Shots der transformierenden Giganten mit der Zeit überstrapaziert, bleiben aber dennoch beeindruckend.
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‚Transformers‘ ist (und will zu seinem Glück auch nicht mehr sein) substanzloses Ka-Bumm-Kino mit zumindest einem vollauf überzeugenden Shia LaBeouf in der Hauptrolle, einigen missratenen Nebenfiguren und gerade genug an Handlung, um dem Ganzen auch abseits der ellenlangen Effektschlachten einigermaßen interessiert zu folgen. Also genau das, was zwischendurch einfach mal nötig und berechtigt ist.