Michael Bay – dieser Name ist Programm! Zumindest fast …
All seine Filme sind gekennzeichnet durch Maßstäbe setzende Action, entfesselte Kamerafahrten, Zeitlupenaufnahmen, kräftige Farben, elegische Musik, aber auch einer großen Portion Patriotismus inklusive Glorifizierung des US-Militärs.
Auch der neuste Wurf von Michael Bay, „Transformers“, weist alle diese Merkmale auf. Im Unterschied z. B. zu „The Rock“ „oder „Bad Boys 2“ verzichtet er aber diesmal auf Härte und Zynismus. Vielleicht spielt hier die Partnerschaft mit Dreamworks eine Rolle, die dazu geführt hat, den Film etwas familienfreundlicher zu gestalten. Und im Unterschied zu z. B. „Pearl Harbor“ halten sich die schwülstigen Dialoge weitgehend in Grenzen. Stattdessen setzt er auf bisher in seinem Schaffen völlig fehlende Selbstironie und vor allem auf Humor.
Es dauert eine Stunde (filmisch die wesentlich interessantere Stunde), bis der Held des Films, Sam Witwicky, alle Autobots, die „guten“ „Transformers“, gemeinsam trifft.
Bis dahin kann man in einem von drei parallel montierten Handlungssträngen zum einen die Ereignisse auf einem Militärstützpunkt verfolgen, deren Höhepunkt eine Action-Sequenz ist, die mehr verbirgt als zeigt und damit Neugier auf mehr macht. Zum anderen werden die Vorkommnisse in einer Regierungszentrale gezeigt, in der PC-Spezialisten versuchen, einem mysteriösen Hacker-Angriff auf die Spur zu kommen.
Aber vor allem kann man teilhaben am Leben unseres Helden, Sam Witwicky, einen, Teenager, für den Autos und Madchen das wichtigste sind.
Natürlich: „Transformers“ lebt vor allem von seiner Action, aber zu etwas Besonderem wird er durch die Szenen, in denen wir dem Loser Sam zusehen, wie er versucht bei seinem Schwarm Mikaela zu landen, wie er dabei von seinem neuen Auto, das er in einer ebenso wunderbaren Szene bei einem schmierigen Gebrauchtwagenhändler, klasse gespielt Bernie Mac, gekauft hat, unterstützt wird, wie er sich später von seinem eigenen Auto verfolgt sieht, wie er versucht, die nicht gerade kleinen „Transformers“ in im Garten vor seinen Eltern (wunderbar schrullig gegeben von Kevin Dunn und Julie White) zu verstecken. Diese Szenen haben einen bisher bei Bay völlig vermissten Charme.
Und das liegt vor allem am Darsteller des Sam Witwicky: Shia LaBeouf, der ohne Zweifel das Zeug zum Superstar hat. Er spielt Sam als etwas schusseligen, ängstlichen Jungen, der angesichts der Bedrohung der Welt (zugegeben: nicht sehr originell) über sich hinauswachsen muss (zugegeben: auch das nicht sehr neu). Aber er wirkt in seinen Szenen nie unfreiwillig komisch, wandelt gekonnt auf dem schmalen Pfad zwischen Kitsch, Albernheit und Heldenmut.
An der Seite von LaBeouf spielt Megan Fox, eine Traumfrau, die es schwer hat, gegen ihr makelloses Aussehen anzuspielen, auch, weil ihr Charakter nicht so gut ausgearbeitet ist wie der von Sam.
Den Cast ergänzen der in Blockbustern offenbar schon fast zum Inventar gehörende Jon Voigt, als waffenfähiger Verteidigungsminister eher unglaubwürdig, und John Tuturro als fieser Spezialagent mit Superman-T-Shirt.
Die Dramaturgie von „Transformers“ entspricht der von modernen Katastrophen-Filmen, vom anfänglichen visuellen Appetithappen über geheim gehaltene außerirdische Funde bis hin zur Entscheidungsschlacht, in der Untergang der Menschheit auf dem Spiel steht. Leider hat man sich auch hier nichts Neues einfallen lassen, sondern sich auf das Reißbrett verlassen. Schade! Hierbei scheint man sich besonders stark an „Independence Day“ angelehnt zu haben. Die Ähnlichkeit der Szenenfolge ist manchmal frappierend.
Im Finale des Films zieht Michael Bay dann auch wirklich alle Register. Die Wucht der Bilder und Töne, die in den letzten 20 Minuten des Films auf den Zuschauer einstürmen, ist fast grenzwertig. Aber es ist fast nicht möglich, sich der Faszination dieser Bilder zu entziehen. Die Special Effects sind grandios und setzen neue Maßstäbe. Der Oscar in dieser Kategorie scheint dieses Jahr vergeben.
Bei all der technischen Perfektion in der, in der die stufenlose Verwandlung der „Transformers“ in Trucks, Flugzeuge und Sportwagen und auch die Kämpfe der „Transformers“ präsentiert werden, ist es aber nicht so, dass die Autobots als Roboter `rüberkommen. Sie haben versucht, sich die menschlichen Verhaltensweisen anzueignen, was ihnen - natürlich - nicht zu 100 % gelingt, ein Prinzip, das schon beim „Terminator“ funktioniert hat, für zusätzliche komische Momente sorgt und eine Identifizierung des Zuschauers mit den Autobots ermöglicht. Die Sprache haben sie - natürlich - über dass World Wide Web gelernt und die Brille von Sams Urgroßvater, die im Verlaufe der Handlung eine wichtige Rolle spielt, haben sie entdeckt, weil Sam sie – natürlich - bei „Ebay“ versteigern wollte.
Gegen Ende des Films häufen sich dann auch leider die schwülstigen Dialoge, denen man hoffte, diesmal zu entgehen. Und leider können die „Bösen“ natürlich nur mit Hilfe der US-Armee besiegt werden.
Das ist wirklich schade, denn bis da hin funktionierte „Transformers“ wirklich hervorragend als pures Entertainment, als Popcorn-Kino in Reinkultur, das für ca. 140 Minuten perfekte Unterhaltung bietet. Wer sich durch diese, allerdings auch zu erwartenden Nachteile nicht `runterziehen lässt, kann einen sehr vergnüglichen Abend im Kino erleben. Roll on!
8/10