Review

Wieso wirft man seine guten Vorsätze eigentlich immer wieder über den Haufen? Ich betrinke mich nicht mehr mit Averna, vor der nächsten Prüfung lerne ich wirklich mal, oder ich schaue mir keinen Rotz von Michael Bay mehr an. Nach "Die Insel" war mir eigentlich klar, dass ich mit dem Mann abgeschlossen habe - noch ein "Danke schön!" für "The Rock" - aber Michael, wir haben uns wirklich auseinander gelebt. Tja, und irgendwann landet man dann doch wieder mit der Ex im Bett - oder mit Michael im Kino.

Es ist inzwischen über 20 Jahre her, da hat es angefangen. Ich sitze mein letztes Jahr Kindergartenvollzug ab und gebe mächtig mit meinen Spielzeugautos an, da kommen die viel cooleren Jungs an mit ihren Transformers - Spielzeugautos, die sich in Superroboter verwandeln lassen. Ich glaube, ich war damals schon wie heute. Ich fand Hype generell gar nicht toll und wollte nie was mit diesen Dingern zu tun haben. Aber alle anderen Mitt-Zwanziger können sich sicherlich noch daran erinnern, wie diese kleinen Wunderspielzeuge von Hasbro in unsere Welt eindrangen. Da gab es die "Autobots", die für Frieden und Freiheit sorgten und die "Deceptions", die das ganze Universum zerstören wollten. Die entscheidende Schlacht wird heute auf der Erde statt finden. Inszeniert von Michael Bay, produziert von Steven Spielberg. Au Backe!

Die Story ist nur wenige Sätze wert. Eigentlich kann man da auch einfach auf Terminator 2 oder 3 verweißen. Der gute Roboter will den Jungen beschützen, der wichtig ist für das Fortbestehen der Menschheit, die Bösen kommen dann kurz darauf angewackelt und das Geballere geht los. Dann kommt plötzlich noch eine seltsame Spezialeinheit namens "Sector 7" und funkt natürlich auch den guten Robotern dazwischen - ich weiß jetzt keinen Verweiß auf einen anderen Film, aber es gibt bestimmt einen. Das Ganze ist recht nett und unterhaltsam, manch Dialog erscheint lächerlich und auch die witzigen Einlagen zünden nicht immer, aber in der Summe ist es zu Beginn noch okay! Die Funktion des Militärs und der Regierung wirkt dann einfach nur wie ein Witz. Wo in "Independence Day" der Präsident in den Kampfflieger steigt, rennt hier der Secretary of Defence mit der Pumpgun durch den Bunker. Seltsamerweise kann man davon ausgehen, dass die Materialschlacht - wie so oft - u.a. auch als Promotion für das US Militär gedacht ist. Zwischen Deceptions und Taliban gibt es ja keinen großen Unterschied. Bei den Danksagungen im Abspann bleibt auch kein Zweifel mehr bestehen. Soviel Propaganda sorgt bei dem Kinogang mit dem Kind (was ich nicht unbedingt empfehlen würde) für erheblichen Aufklärungsbedarf.

Zurück zur Handlung. Nachdem der Film eine ganze Weile lang einigermaßen unterhalten kann, indem er unter anderem Personen einführt, deren Geschichten irgendwo im Nirgendwo des finalen Kampfes enden (irgendwie treffen sich dann alle am Ende, die kennen sich zwar alle nicht aber egal), nimmt das zweite Drittel seinen Lauf indem Hauptnase, Nerd Sam (Shia LaBeouf: bekannt aus "Disturbia"; hat ein wenig Verspätung bei uns) und zukünftige Angebetete Mikaela (Megan Fox, in die man sich doch glatt verlieben möchte) durch die Hände der Regierungseinheiten gleiten und eigentlich nicht mehr als der finale Kampf vorbereitet wird. "John Turturro" bleibt hier als Agent Simmons in Erinnerung, leider sind Turturros glänzende "Barton Fink"-Zeiten auch schon eine Weile verstrichen.

Und was passiert im letzten Drittel eines Michael Bay-Filmes? Materialschlacht ohne Ende! Story? Nebensache. Absolute Nebensache. Jaaaaaa, natürlich gibt es eine Story, ist ja schon gut! Aber wenn Sam einfach eine Viertelstunde versucht, auf irgend ein Gebäude zu kommen um eine Signalrakete zu starten und im Hintergrund einfach alles in Kleinholz zerlegt wird und sowieso alles erst mal schief geht - das ist der typische "Armageddon"-Stoff, der alle Michael Bay-Filme zu einem gähnenden Ende bringt, bei dem ein nerftötender Score die Helden in Zeitlupe vor dem Sonnenuntergang krönt.

So, vorbei ist der Film, der ganz kräftig Michael Bays Fingerabdrücke trägt - nebenbei bedient man sich dann noch ein wenig an anderen Blockbustern - aber eines ist wirklich schade: wirklich Spannung kommt zu keiner Minute auf und somit bleibt "Transformers" auch weit hinter manch anderem zurück! Wem eine teure Schlacht, gemischt aus CGI und übertriebenen Stunts aber den Abend versüßt, man auch Comicverfilmungen wie "Fantastic Four" toll fand oder wenn man seit jeher Fan der Transformers ist - ich will euch nicht abhalten, noch euch den Kinoabend mies machen. Nur an all die da draussen, die einfach mal wieder einen guten Film im Kino schauen wollen und aus Verzweiflung sogar in "Transformers" gehen würden: TUT ES NICHT! Das gab es alles schon mal besser - brauchen tut diesen Film kein Mensch!

(5,5 Punkte)

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