Review

Gesamtbesprechung

Seit jeher wollen die Menschen von ihrer Furcht vor dem Bösen befreit werden. Doch dafür muss man etwas erschaffen vor dem sich sogar das Böse fürchtet.

Claymore ist eine raue Dark-Fantasy Erzählung ganz im Stil von Genrebeiträgen á la Berserk. Auch hier steht eine kompromisslos inszenierte Geschichte im Mittelpunkt, die zudem mit einigen schier unerwarteten Wendungen glänzen kann. Zudem hält die Serie viele unangenehme Schockmomente bereit, die sie dadurch besonders unvorhersehbar machen. Aber zunächst leite ich doch mal kurz damit ein, worum es in Claymore überhaupt geht:
Wir werden zurückversetzt in ein finsteres Mittelalter, in dem das Land von blutrünstigen Dämonen heimgesucht wird, den so genannten Yoma. Deren etwas ausgefallene Leibspeise sind menschliche Innereien. Da die Menschen diesen Kreaturen allerdings nicht im Geringsten gewachsen sind, wären sie eigentlich dem Hunger der Bestien gnadenlos ausgeliefert. Doch hier kommen die Titelgebenden Claymore ins Spiel. Bei ihnen handelt es sich um eine Kriegerkaste die ausschließlich aus Frauen besteht. Diese sind wiederum ebenso zum Teil Dämonen und sobald sie von ihren Yomakräften zu exzessiv gebrauch machen, verwandeln sie sich selbst in eine solche Kreatur. Einerseits sind sie vom Volk gefürchtet, doch andererseits sind sie die einzigen Retter in der Notlage. Eines Tages gerät der noch recht junge Raki bei einem Dämonenangriff an eine bezaubernde Claymore namens Clare. Er ist davon überzeugt dass es seine Bestimmung ist, sie bei ihrer Mission zu begleiten. Auch wenn Clare anfangs nicht gerade begeistert von seiner Anwesenheit ist, kommen sich die beiden dennoch nach einer Weile etwas näher.

Auch wenn Claymore gerade zu Beginn wie ein simpler Action-Anime wirkt, verschwindet dieser falsche Eindruck erfreulicherweise wieder recht schnell. Die Figuren haben nämlich eine erstaunlich ausgefeilte Geschichte vorzuweisen, in die der Zuschauer immer mehr abtauchen darf. Die gut durchdachte Handlung arbeitet mit vielen geschickt eingesetzten Rückblenden, die nicht nur die momentanen Gedankengänge der Charaktere einfangen sollen, sondern auch die verstrickten Hintergründe nach und nach beleuchten. So hat vor allem die Hauptprotagonistin Clare eine bewegte Vergangenheit vorzuweisen. Natürlich ist ihr auch auf ihrem weitern Weg das Schicksal nicht immer gnädig, wodurch man als Zuschauer sehr mit ihr mitfiebert und hofft. Der männliche Teil wirkt durch den sehr emotionalen Charakter von Raki im direkten Vergleich zur starken Clare etwas schwächlich. Im Allgemeinen fällt auf, dass hier eher starke Frauen im Vordergrund stehen, auch wenn sie streng genommen natürlich nur Marionetten einer mysteriösen Geheimorganisation sind. Doch diese ungewissen Punkte sind gerade auch die großen Stärken von Claymore. Hinter dem vordergründigen Deckmantel einer Horror-Serie verbirgt sich nämlich sehr viel mehr. Leider werden manche Punkte nicht mehr weiter aufgegriffen und auch das Ende ist recht offen gehalten. Der Hunger auf eine zweite Staffel ist also gewissermaßen vorprogrammiert.
 
Vom Gewaltgrad her ist Claymore übrigens wirklich böses Blut. Abgetrennte Körperteile und Verstümmelungen aller Art gehören hier nämlich zur absoluten Tagesordnung. In Verbindung mit der düsteren Geschichte wird also schnell klar, dass diese Serie ganz klar auf ein erwachsenes Publikum zugeschnitten wurde. Auch thematisch fällt der Anime stellenweise recht anspruchsvoll aus. Kritische Töne sind vor allem immer dann zu erkennen, wenn die funktionierenden Mordmaschinen grausamste Befehle einfach nur ausführen sollen, ohne diese weiter zu hinterfragen. Zudem schulden sie einer geheimen Organisation, deren Machenschaften im Verborgenen bleiben, blinden Gehorsam. Die Ranglisten in denen sich die Claymore zudem befinden zeigen auf, dass sie sich in einem streng hierachischen System befinden in dem kein Platz für Schwächere zu existieren scheint. Da bis zum Schluss nicht alles eindeutig aufgeklärt wird, hat der Zuschauer hierbei sogar noch einen gewissen Spielraum für weitere Gedankengänge. Bisher ist keine weitere Staffel geplant, somit bleibt nur noch der Griff zum Manga um weitere Details zu erfahren.

Wenn sich die Schwerter in Claymore kreuzen fallen zuallererst die grandiosen Animationen sehr angenehm auf. Die ziemlich blutigen Kämpfe werden dadurch sehr eindrucksvoll und intensiv in Szene gesetzt. Auch profitiert die gesamte Atmosphäre von den detailverliebten Hintergrundzeichnungen. Zerfallene Burganlagen, dichte Wälder und weitläufige Landschaftsaufnahmen sind dabei äußerst stimmungsvolle Elemente. Der Zeichenstil der Figuren und Umgebungen wirkt generell sehr erwachsen. Um die in weiten Teilen hoffnungslose Stimmung zu unterstützen, wurde die gesamte Serie in einen grauen Farbschleier gehüllt. Dadurch wirken die hellen Rüstungen der Claymore fast schon wie Tarnanzüge.

Zum guten Ton gehört natürlich auch ein guter Soundtrack und dieser leistet sich, wie schon die starken Figuren in Claymore, keinerlei Schwächen. Sowohl das Opening als auch das Ending sind sehr stilvolle Musikstücke die gut ins Ohr gehen. Die Kämpfe werden zum Kontrast dazu zumeist von dumpfen Musikklängen begleitet, die teilweise schon ins Experimentelle übergehen. Mir haben die Lieder jedenfalls sehr gut gefallen, da  sie für die jeweiligen Situationen sehr geeignet waren.

Seit jeher wollen die Menschen von ihrer Furcht vor dem Bösen befreit werden. Doch dafür muss man etwas erschaffen vor dem sich sogar das Böse fürchtet.


Mein Schlusswort:
Claymore hat eigentlich alles was eine hochwertige Anime-Serie auszeichnet. Starke Figuren, eine durchdachte Geschichte und das Ganze natürlich technisch ausgezeichnet umgesetzt. An dieser Serie gibt es wirklich nicht viel zu meckern. Lediglich das vielleicht zu offen gehaltene Ende könnte Anlass zur Kritik geben. Ansonsten bekommen vor allem Fans von Dark-Fantasy Stoffen genau das richtige geboten. Claymore ist also eine sehr vorzeigbare Serie auf höchstem Niveau und braucht sich selbst hinter dem Genre-Primus Berserk nicht wirklich zu verstecken.

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