Neben seinen zahlreichen Kriegsactionern wie "Jäger der Apokalypse" oder "Geheimcode: Wildgänse" bestand Antonio Margheritis Output in den Achtzigern vor allem aus Abenteuerfilmen wie "Fluch des verborgenen Schatzes","Ark of the Sun God" und eben "Jungle Raiders", die sich zum Teil natürlich am erfolgreichen Konzept der "Indiana Jones" - Franchise orientierten, wie die Eröffnungssequenz von "Jungle Raiders" auch gleich ungeniert unter Beweis stellt.
Gedreht wurde natürlich wieder auf den Philippinen mit einem limitierten Budget, der eingespielten Crew und einigen bekannten Gesichtern.
Auch wenn die deutsche Synchronisation es vor allem im ersten Abschnitt des Films mit seinen Albernheiten etwas zu gut meint und offensichtlich weit über die Gag-Frequenz des Originaltons hinausschießt, grundiert Margheriti das Dschungelabenteuer mit ausreichender Selbstironie, ohne den Film ins Lächerliche zu ziehen. Der überraschend kurzweilige Trip erweist sich darüber hinaus dank zahlreicher, Margheriti-typischer, Miniatur-Tricksereien und dem wohl zumindest nicht vollständig beabsichtigten Retro-Charme als überaus vergnüglicher Streifen, dessen mit der heißen Nadel gestricktes Drehbuch angesichts toller Kulissen und zahlreicher Actionszenen nicht mehr ganz so negativ auffällt.
Christopher Connelly ("Atlantis Inferno", "Djangos Rückkehr") spielt den Abenteurer und Touristenabzocker Captain Yankee, der mit den Eingeborenen vor Ort ein lukratives Geschäft betreibt, indem er potentiellen Kunden die Schatzsuche ihres Lebens vorgaukelt und damit gut verdient. Mit dem Lotterleben ist es allerdings vorbei, als ihn der zwielichtige Regierungsangestellte Warren (Lee Van Cleef, "Für ein paar Dollar mehr", "Sabata") dazu zwingt, die Archäologin Maria Janez (Marina Costa, "Rockit - Final Executor") auf ihrer Suche nach dem Blutstropfen- Rubin zu begleiten...
Margheriti grenzt die angedeuteten Screwball-Elemente schnell aus und schickt Captain Yankee mitsamt Gruppe ziemlich fix in den Dschungel, wo ihnen ein paar Söldner, ausgeschickt vom Gangster Tiger (Protacio Dee, "Fluch des verborgenen Schatzes", "Final Reprisal") und seinem halbseidenen Geschäftskollegen Da Silva, auflauern und nach Steven Spielbergs Checkliste nahezu alle elementaren Bestandteil so eines Genrefilms abgehakt werden.
Nach einer Schlägerei mit anschließender Verfolgungsjagd vorweg warten im Dschungel gefährliche Tiere, skrupellose wie ungeschickte Söldner, massakrierende Eingeborene, düstere Höhlen, grelle Lava-Ströme, ein ausbrechender Vulkan, natürlich der Schatz, jede Menge fieser Fallen und bleihaltige Feuergefechte en masse. Man manövriert sich mittels Schatzkarte und Fackeln durch düstere Labyrinths, schwingt sich über brennende Ölbäche und kämpft gegen maskierte Grabwächter.
Das Niveau der Vorbilder erreicht "Jungle Raiders" selbstverständlich nicht, aber man muss ihm zugute halten, dass nahezu ständig etwas los ist und die Inszenierung nicht zuletzt dank der geschickt getricksten Spezialeffekte überzeugt. Der parallel laufende Subplot um Warren, der Tiger nebst seinen Compadres ans Bein pissen will und beim Polizeichef anschmiert, weil sie illegal Waffen importieren, um sich eines stattlichen Ölreservoirs zu bemächtigen, interessiert dabei eher weniger, ist gleichzeitig aber der eigentliche Vorwand, um das standesgemäße Ende für einen Margheriti-Fan dieser Dekade einzuleiten. Denn am Ende zerlegt Captain Yankee mit seinem ständig saufenden Kumpanen Gin (Margheriti-Inventar Nr.1: Luciano Pigozzi) erst auf einem Radlader mit Flammenwerfer und dann zu Fuß die gesamte Raffinerieanlage nebst Söldnern und Bösewichten, während alle Gebäude und Einrichtungen in riesigen Flammenbällen explodieren. In Miniatur versteht sich... Tigers Basis wird pro forma natürlich anschließend ebenso dem Boden gleich gemacht.
Ein paar total schräge Blödsinnigkeiten, wie das Blag mit seiner zischelnden Schlage, die schon wieder so bescheuert sind, dass man darüber lachen kann, hätten allerdings genauso wenig sein müssen, wie ein paar reichlich platte Dialoge, die die Protagonisten zum Besten geben. Wirklich ins Gewicht fallen diese negativen Seiten eigentlich nicht, aber sie trüben den Filmspaß schon ein wenig.
Auch wenn der fröhliche Dudel-Score Cal Taormina vermutlich das Übelste ist, was musikalisch jemals zu Margheritis Filmen geschrieben wurde, bleibt insgesamt ein positiver Eindruck haften, der nicht nur auf die positiven Leistungen der Darsteller zurückzuführen ist, sondern vor allem der Atmosphäre, dem hohen Tempo und der Sets geschuldet ist. Denn Christopher Connelly, Lee Van Cleef, der tatsächlich nochmal einen Colt in die Hand nehmen darf und sich grundsätzlich einfarbig kleidet, und der Rest der Riege haben Spaß an der Sache. Einzig und allein Marina Costa gelingt es ein wenig auf den Nerven herumtrampeln.
Von gewohnter Qualität sind dagegen die exotischen Schauplätze, die Margheriti immer wieder aus einem Nichts von einem Budget zaubert, die liebevollen Modelltricks und natürlich die stimmige Atmosphäre, ohne die "Jungle Raiders" nur die Hälfte wert wäre.
Fazit:
Fans von Antonio Margheriti werden mit Sicherheit ihren Spaß haben, alle anderen bekommen immer noch eine günstige Alternative zu "Indiana Jones" geboten, die durchaus ihre Qualitäten besitzt. "Jungle Raiders" setzt inmitten einer genretypischen Story auf ein hohes Tempo, viel Abwechslung, jede Menge Action und die üblichen Locations, ohne dass ihm zwischendurch mal die Puste ausgeht. Ein paar Dialogausfälle und der Bengel mit seiner abgerichteten Schlange fallen da kaum negativ auf. Ein Faible für Italofilme ist natürlich unabdingbar.