Review
von Cineast18
Die wahre Geschichte eines der mächtigsten Drogenbosse der Vereinigten Staaten: Frank Lucas (Denzel Washington) baut sich zur Zeit des Vietnamkriegs ein Imperium in New York auf - Polizei, Richter und Staatsanwaltschaft besticht er, um in Ruhe sein Geschäft ausführen zu können, mit den Mafiafamilien verbündet er sich, um sich vor Konkurrenz zu schützen. Nur ein Mann stellt sich ihm in den Weg: der Drogenfahnder Richie (Russell Crowe). Zwischen den beiden entspinnt sich ein knallhartes Duell.
Regisseur Ridley Scott erzählt die raue Gangster-Geschichte mit epischem Atem und großen Bildern. Die exzellente, meistens ruhige Kameraführung, die nur in einigen Actionsequenzen etwas hektisch und verwackelt wird, verleiht dem Film von Beginn an eine Eleganz, die dem Auftreten der Hauptfiguren entspricht: hart, aber mit Stil. So wird die Handlung mit beinahe gemächlichem Erzähltempo entfaltet, ohne dass sich der Zuschauer nur eine Minute langweilt. Denn die Detailgenauigkeit in Ausstattung und Setting, das unglaubliche Figurenarsenal und die durchdachte Story, die glänzend den Zeitgeist der späten 60er- und frühen 70er-Jahre in den USA einfängt, fesselt schon nach kurzer Zeit nachhaltig. Bis zum mitreißenden Hochspannungsfinale wagt man kaum zu atmen.
Den Höhepunkt des mehr als zweieinhalbstündigen Films stellt dabei klar das Duell Washington - Crowe dar. Die beiden Hollywood-Stars holen alles aus sich heraus und bieten eine Charakterdarstellung, die beinahe an das legendäre Duell zwischen De Niro und Pacino in "Heat" heranreicht. Washington überzeugt voll als knallharter und skrupelloser, aber auch verletzlicher Gangsterboss und Crowe bietet als von Sohn und Frau geschiedener, grundehrlicher Cop eine Glanzleistung. Wenn sich die beiden Kontrahenten am Ende gegenüber sitzen, scheint der Film vor psychischer Spannung beinahe zu explodieren.
Der Thriller, dessen äußere Handlung im Grunde nur als Aufhänger für das komplexe Sittenbild eines destruktiven Zeitalters fungiert, gehört dank der anspruchsvollen Inszenierung und den großartigen Darstellerleistungen zum Besten, was das Genre in den letzten Jahren zu bieten hatte - auch wenn das alles nicht ganz ohne Klischees auskommt. Die Italiener gehören allesamt zur Mafia, die Schwarzen sind Dealer oder Junkies. Und die (meisten) Weißen kämpfen als ehrliche Cops gegen den Niedergang der Moral. Glücklicherweise sind die Figuren so vielschichtig gezeichnet, dass sie zu vollständigen Charakteren heranreifen und diese kleinen Klischee-Ärgernisse zu überspielen vermögen.
So ist "American Gangster" trotz kleiner Schwächen ein packender, hochkarätig besetzter Thriller, der ein tiefgründiges Gesellschaftsabbild liefert und seine Geschichte größtenteils glaubwürdig vermittelt. Elegantes Spannungskino in Vollendung!