Denzel Washington gegen Russell Crowe…02.06.2008
Ridley Scott kann einfach keine kurzen Filme drehen. Seit Gladiator ist das so, und mir kommt es vor, als werden die Filme immer länger und länger…Nun, ich bin sicher nicht konzentrationsgeschädigt oder habe eine gestörte Aufmerksamkeit, zudem mag ich eigentlich Filme mit langer Laufzeit recht gerne, aber es sollte halt ab und an auch einmal etwas passieren. Der Gangsterfilm an sich eignet sich ja seit Scorsese hervorragend für epische Breiten, auch Michael Mann beschränkt sich nicht auf 100 Minuten, aber drei Stunden Scott, das geht nur an einem Sonntag, auf gar keinen Fall nach einem langen Arbeitstag. Hier ist es zudem so, daß der Geschichte ein gewisser Neuheitsaspekt fehlt. Die Saga vom Aufstieg und Fall eines Gangsters ist schon oft auf Zelluloid gebracht worden, und da reicht es auch nicht, wie dereinst bei „Heat“ mit den Herren DeNiro und Pacino, mit zwei aktuellen Großkalibern namens Washington und Crowe zu protzen. Langatmig bleibt nun mal langatmig…
Und es geht gerade in der ersten Hälfte des Streifens sehr gemütlich zu. Anfang der Siebziger Jahre stehen sich Frank Lucas bei den Bösen und Richie Roberts bei den Guten gegenüber. Lucas importiert Heroin bester Qualität direkt aus Bangkok, als Transportbehälter dienen Leichensäcke der im Vietnamkrieg verstorbenen Soldaten. Gute Geschäftsidee: den Stoff in besserer Qualität zum halben Preis zu verkaufen, so geht das mit der Marktwirtschaft. Dank seiner Zielstrebigkeit wird Lucas sehr reich, aber natürlich schläft das Gesetz nicht – der einzige unbestechliche Polizist darf eine Sondereinheit gründen, die nur ein Ziel hat: die ganz großen Gauner zu fassen. Und so kreuzen sich irgendwann die Wege der zwei sturen Hauptfiguren…
Gut gelungen ist das Einfangen des Lokalkolorits. Die Siebziger waren eine seltsame Zeit, komische Mode, komische Frisuren, viel Soulmusik…man fragt sich schon, wie Scott das gemacht hat, die Sequenzen in den Straßen mitsamt entsprechenden Fahrzeugen, es erscheint fehlerlos, bis ins Detail liebevoll ausgearbeitet. Doch Hintergrund ist nicht alles, zumal das eine oder andere Klischee nicht fehlen darf. Der Polizist lebt in Scheidung, fehlt nur noch der Alkohol…der Gangster hat für seine Familie ein großes Herz…das alles kennt man. Es mangelt an Spannung, über lange Strecken des Films passiert einfach zu wenig, und da stellt sich die Frage, ob es unbedingt der Director’s Cut sein mußte…schauspielerisch gibt es nichts zu bemängeln, das Washington auch böse kann, wissen wir seit „Training Day“, aber so richtig warm wurde ich mit dem Film nicht. Auf den Punkt gebracht vielleicht durch ein knappes Fazit: den Film, obwohl gut gemacht, wird man wieder vergessen - 7/10.