Der Gangsterfilm hat in Hollywood, für amerikanische Verhältnisse, eine lange Tradition: Angefangen bei Howard Hawks und Richard Rossons SCARFACE (1932), welcher 1983 von Brian de Palma grandios mit Al Pacino in der Hauptrolle neu inszeniert wurde, über Francis Ford Coppolas DER PATE- Trilogie, bis hin zu den in den Neunzigern gedrehten Ghettogangsterstreifen BOYZ IN THE HOOD und NEW JACK CITY. So kann man getrost behaupten, dass dieses Filmgenre die Anfänge der bewegten Bilder bedeutsam prägte und weiterhin prägen wird.
Auch Ridley ALIEN Scott, hat sich diesem traditionellen Genre gewidmet, indem er die wahre Geschichte des New Yorker Heroinbarons Frank Lucas verfilmte.
AMERICAN GANGSTER
Ridley Scott hat sich nicht lumpen lassen und hat eine Riege namhafter Akteure, für sein Projekt gewinnen können. In den Hauptrollen sind Russell Crowe und Denzel Washington, zu bewundern. Aber auch die Nebenrollen sind Gagengewichtig besetzt worden: Cuba Gooding Jr., Josh Brolin u.a. .
Story:
Wir schreiben die Anfänge der 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Vietnamkrieg ist am toben und die Junkieveteranen brauchen ihr H. .Frank Lucas (Denzel Washington) riecht das dicke Geschäft mit dem Heroin in New York und importiert direkt aus Vietnam unverschnittenes und unverschämt günstiges Smack in Särgen von gefallenen Soldaten, darum auch der makabere aber zutreffende Name:„Cadaver Connection“. Da 75% der New Yorker Cops korrupt sind und er nicht viel Aufsehen erregt, kann Lucas dem Geschäft für lange Zeit komplikationslos nachgehen und mit seinem „Blue Magic“ - Stoff dick Asche scheffeln, bis ihm der gewissenhafte und rechtschaffene Detective Richie Roberts (Russell Crowe) langsam auf die Schliche kommt...
Ridley Scott hat hier eindeutig sein Hauptaugenmerk auf Frank Lucas Geschichte gerichtet und so kommt Russell Crowe scheinbar zu kurz mit seinen Akteursqualitäten und seiner Rolleninterpretation (vergl. Meyer, R., TV-Spielfilm 23/07, S.232). Der Titel: AMERICAN GANGSTER gibt schließlich an, um was es geht, nämlich Frank Lucas, dem König von Harlem. Russell Crowe in der Rolle des Detective Richie Roberts, stellt mit adäquater Sorgfalt den gesetzestreuen Cop dar. Die privaten Probleme, die er hat, geben seiner Person einerseits Tiefe, doch bringen sie andererseits die Geschichte nicht voran und wirken partiell eintönig und ein wenig klischeehaft. Nichtsdestotrotz zeigt Crowe was er kann und weiß definitiv zu überzeugen. Blasser als Washington wirkt er auf mich nur wegen der anderen Pigmentierung seiner Haut. Denzel Washington mimt den Gangster par excellence. Die Coolness und das Kalkulierte wird durch seine grandiosen Akteursqualitäten apodiktisch dem Zuschauer entgegengebracht. Hier wird nichts überkarikiert oder überstilisiert- Pure Authentizität seitens Washington ist garantiert. Das Übertragen der klassisch mafiösen Strukturen der italienischen „Familia“ wirken zunächst in diesem Kontext befremdlich, weil der Zuschauer von afroamerikanischen Gangstern ein vorbelastetes Bild generiert hat, doch durch Scotts aussagekräftige Inszenierung, die überwiegend logisch und kohärent aufgebaut ist, vergeht dieses auf den ersten Blick kontradiktive Bild zügig. Man merkt sowohl bei Crowe und bei Washington, dass sie sich intensiv mit ihren Rollen auseinandergesetzt haben.
Bei alldem Lob für die beiden Protagonisten, sollten die „Nebendarsteller“ nicht vergessen werden. Speziell Josh Brolin, als korruptes Bullenschwein mit Pornobalken unterm Riechkolben, ist einfach nur klasse. Cuba Gooding Jr. als exzentrischer Gangster Nicky Barnes spielt in den wenigen Szenen in den man ihn zu Gesicht bekommt sehr gut. Chiwetel Ejiofor (INSIDE MAN, SERENITY), die Frank Lucas Frau mimt, spielt sehr emotional und hebt Washingtons perfekte Schauspielleistungen zusätzlich hervor.
Der kleine Inszenatorische faux-pas, wie die sichtbare Wu-Tang-Clan Tätowierung von RZA, verzeiht man Ridley Scott gerne mit einem Schmunzler und Augenzwinkern!Vom Score kann AMERICAN GANGSTER auf ganzer Linie überzeugen, auch wenn der bekannte Track aus JACKIE BROWN „Across 110th Street“ von Bobby Womack, mal wieder (passenderweise) herhalten muss.
Fazit:
Ridley Scott reiht sich mit dem Film AMERICAN GANGSTER souverän in die Riege der sehenswerten Genreproduktionen ein. Washington spielt grandios und Crowe steht ihm dabei in nichts nach- Es gilt die intendierte Richtung, die Scott dem Film passender weise gegeben hat, nicht zu ignorieren. 8,5 Punkte