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Es gibt Filme, die kann man eigentlich kaum apolitisch betrachten. Death Wish II ist so ein Vertreter dieser Gattung. Entweder man hasst ihn für seine eindeutige Aussage oder man findet Gefallen an Bronsons Rache- und Selbstjustizorgie, die er hier im Jahre 1982 bereits in gewohnter Manier zelebriert.

Ich weiß natürlich um die nicht zu vernachlässigende Tatsache, dass eine laissez-faire Attitüde von staatlicher Seite her in punkto Selbstjustiz das schiere Chaos initiieren würde – insofern bin ich verdammt froh, dass bei uns keine (auch noch von der Polizei gedeckten) Rächer durch die Gegend laufen, die jeden echten oder vermeintlichen Kriminellen über den Haufen ballern. Aber ähnlich wie bei Steven Seagals 90er Jahre Meisterwerken oder Clint Eastwoods „Dirty Harry“-Reihe hasst man die Verbrecher unvermeidlich in einer Weise, dass man nicht nur ihren Exodus wohlwollend genießt, sondern auch die Verhörmethoden der Hauptfigur mehr als schätzt.

Charles Bronson treibt es in seiner Reihe genau genommen noch ein bisschen weiter (Wenn auch nicht viel weiter als Seagal!). Das tut er insofern, als dass nicht die Action - wie bei seinen Pendants-, sondern das absichtliche Töten und die Rache an sich im Vordergrund stehen. Die Kritik am liberalen, nicht funktionierenden System bleibt gleich - der Fokus auf den filmisch gerechtfertigten Frustmord ist neu! Nun, wer von uns hat sich noch nie insgeheim das möglichst harte Durchgreifen bei Vergewaltigern oder Sexualmördern gewünscht? Ich denke das kennen wir alle. Bei der Death Wish Reihe ist man hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Das außergesetzliche Erschießen Krimineller wird förmlich gefeiert als Befreiungsakt vom linksliberalen, anti-reaktionären Geist der 68er, die die Seele im Verbrecher entdeckten. Dabei wird die aggressive Botschaft nicht latent im Hintergrund gehalten oder nur schlaglichtartig dargeboten, nein, sie ist omnipräsent, provokant und aufdringlich!

Der Blutfaktor ist dabei eigentlich gering. Es ist die kaltblütige, politisch unkorrekte, „positive“ Gewalt und die vielen expliziten Vergewaltigungsszenen, die diesen Film und seinen Vorgänger aus der Masse ähnlicher Veröffentlichungen herausstechen lassen und so bekannt gemacht haben. Selbst das ZDF berichtete zum Tod Charles Bronsons überaus positiv und Interesse weckend über seine die Vendetta hofierenden Werke, die doch eindeutig ein positives Signal in Richtung Todesstrafe senden.

Die schauspielerische Leistung Bronsons ist okay. Er ist zwar sicherlich kein Jack Nicholson, aber für die Rolle des stoischen Rächers reicht es allemal. Ferner spielt seine (im wahren Leben viel zu früh an Krebs gestorbene) Frau Jill Ireland seine Filmfreundin, und auch Laurence Fishburne ist hier mit von der Partie, als brutaler, hässlicher, dauergrinsender Vergewaltiger. Sämtliche Böse machen ihre Sache so gut, dass man jeden einzelnen von ihnen am liebsten selbst ins bessere Jenseits befördern möchte.

Um es kurz zu machen: Einem Professor der soziologischen Fakultät einer Universität wird Michael Winners Racheserie sicher nicht gefallen. Den blut- und rachegewohnten Actionfan oder gar den Verfechter des harten Strafvollzugs wird das Teil hier emotional eher kalt lassen bzw. ein mitleidloses, beipflichtendes Schmunzeln entlocken. Ich kann beide Parteien verstehen!

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