Heaven vs. Hell - ein beliebtes Thema, das mit Hilfe der toughen Erzengel (und anderer in der Bibel und den Apokryphen erwähnter "star names") immer gern mal wieder genommen wird, um auf der FX-Schiene mal fröhlich die Sau raus zu lassen oder die Menschheit in Sachen Glaube und Selbstaufopferung auf die Probe zu stellen.
Im Falle von "Gabriel" hat die Menschheit jedoch nichts zu melden, im Purgatorium, dem Fegefeuer-Zwischenreich beleben sie als noch zu wiegende Seelen ziemlich unmotiviert die Straßen einer von Düsternis überzogenen Großstadt Marke "Feuchter Hinterhof meets wolkenumrankte PC-Animation" und schauen weg, wenn die sieben Erzengel und die sieben gefallenen Engel einen kleinen Fight um die kommende Wettervorhersage (Tag oder Nacht; Sunshine or Rain) austragen.
Entsandt wird hier der titelgebende Gabriel, der als letzter Archangel die Reise antritt, um dort als Mensch aufzutreten und endlich mal pro Licht aufzuräumen. Seine Brüder und Schwestern haben nichts erreicht, der allmächtige Michael ist gerade flöten gegangen und der Rest versteckt sich entweder oder hat die Flügel verloren, was sie zum Dasein als rauschgiftsüchtige Hure prädestiniert. Also fightet sich Gabriel durch die City, verpulvert ordentlich göttliche Energie, kämpft mit dem Menschsein, während düster gewandete Schmierlappen aus der latent perversen SM-Hölle (ganz zahm) sich bedeutungsvolle Sätze zugrowlen. Natürlich hat die Chose eine irre Pointe, für die man keine göttliche Eingebung braucht, bei der man aber schon am Anfang ahnt, daß sie während des Schlußkampfs auf einem verregneten Hausdacht ans Zwielicht kommt.
Die Pointe ist übrigens so abgedroschen, daß ich mich persönlich beleidigt fühle.
Eben dieses nicht zuletzt, weil man als Autor ja auch so seinen Geschmack kennt, musikalisch ggf. gern mal was Düsteres hört und dann so ein Low Budget-Projekt präsentiert bekommt, daß sich dermaßen pomadig bei der ach so abgründigen Gothic-Szene anbiedert, daß man auf der Schmiere ausrutschen könnte.
Eindreiviertel Stunden, die sich so anfühlen wie vier, sieht man also extrem ernst dreinschauende Engel in Menschengestalt, die sich entweder vier Wochen nicht rasiert und drei nicht geduscht und sich in dunkle lange Mäntel hüllen, während gar finstere Kerle aus der Gothic-Rock- and Metal-Abteilung enorm bedeutsame kryptische Sätze an den Kopf hauchen und dabei so lange Pausen zwischen den Worten machen, daß der Kopf vornüber nickt.
Alles wirkt endlos pathetisch, gewollt imposant und abgründig, daß man erst lachen will und kurz darauf die Geduld damit verliert, wenn der finstere Samael, der wie ein angejahrter Hair-Metaller mit den schlechtesten "evil" Kontaktlinsen der Filmgeschichte stets angepißt seine markigen Bemerkungen absondert und trotzdem null Eindruck schindet.
Dazu ist der Film auch noch enorm "talky", wie der Ami sagen würde, sprich: es wird gelabert, was das Zeug hält, weil das ja Filmzeit bringt. Alles ist dramatisch, traurig, verzweifelt und verlassen, das Drumrum feucht, schmutzig, keimig und verpeekt; während in müllübersäten Hinterhofgassen und sumpfig-gelbbraunen Hotelfluren herumgestapft wird.
Optisch gab es sicher schon Schlimmeres und trotz einer Minimalbudgets von 150.000 AD (Australdollars) bemüht man sich um viele PC-Effekte im Gefecht, bzw. das Vortäuschen derselben, hat aber weder brauchbare Schauspieler, noch sonstige Schauwerte. Da helfen auch ein paar Girls in Lack und Leder und die unvermeidbaren Club-Szenen nicht, der Film bietet wenig und zeigt nichts Schockierendes. Und Mädels wie Samantha Noble, die mit festgetackerter Oberlippe ständig abgründig verloren wirken sollen, sind dann doch eher hölzern-debil gefärbt.
Noch schlimmer, bei genauem Hinsehen leidet er sogar an enormer Erklärungsarmut, begründet weder wirklich den Zustand der Engel (die sich als Menschen versteckt halten), noch den dollen Einfluß der Bösen oder ihren Plan bzw. ihr Vorhaben. Alles bleibt enorm nebulös, die Figuren seltsam ineffektiv. Es wird ein wenig geschossen, ein Wischeffekte und etwas Bullet Time sind in der Auslage, aber die Riesenlöcher in Sachen Handlung lassen sich so auch nicht verbergen, es muß die Fast Forward-Taste her.
Also: Gothicfans lieben es zwar, wenn man ihre Randgruppe bedient, aber sie mögen auch Tempo, Handlung und Schauwerte, die es wert sind, gezeigt zu werden. Und die Welt ist auch nicht so schlecht, um dran dermaßen zu verzweifeln, sondern eine Portion Witz kann niemals schaden - etwas, das "Gabriel" sowas von komplett abgeht.
Diese fade Neuauflage von "God's Army" ist weder einfallsreich, noch spannend, noch sonst irgendwas, sondern wirkt tatsächlich wie ein filmisches Fegefeuer: es scheint niemals zu enden und immer wenn man denkt, gleich ist alles vorbei, geht die Diskutiererei von vorn los. Extrem untrue, würden die Kajal-Girls aus dem Club nebenan sagen. (2/10)