Als ihre Großmutter Harriet (Rhea MacAdams) im Sterben liegt, kehrt Amanda Post (Susan Bracken) nach langer Zeit wieder nach Texas in das riesige alte Haus zurück, in dem sie aufgewachsen ist, bis ein gräßlicher Vorfall ihrer unbeschwerten Kindheit ein abruptes Ende setzte. Dreizehn Jahre ist es jetzt her, daß ihre Mutter eines Nachts von einem Unbekannten mit einem Messer brutal ermordet wurde. Gleich nach ihrer Ankunft muß die selbstbewußte und nicht auf den Mund gefallene junge Frau feststellen, daß hier einiges im Argen liegt, weshalb sie gleich ihren On-/Off-Freund Nick (Hugh Feagin) um Hilfe bittet. Dr. Crawther (James N. Harrell) weigert sich nämlich beharrlich, ihre Oma in ein Krankenhaus einzuweisen, trotz ihres ernsten Zustandes. Judge Stemple (Gene Ross) wiederum macht keinen Hehl daraus, daß er sich nach dem Ableben der Besitzerin das Haus unter den Nagel zu reißen gedenkt. Und auch Claude Kearn (Larry O'Dwyer), der merkwürdige Kurator des hiesigen Puppenmuseums, hat ein Auge auf Harriets wertvolle Antiquitäten geworfen. Darüber hinaus geschehen auch im Haus seltsame Dinge. So deuten Geräusche darauf hin, daß sich ein ungebetener Gast hier eingenistet hat. Dann wird Amanda auch noch von obszönen Telefonanrufen terrorisiert, und schließlich geschieht erneut ein Mord.
Ob man Don't Hang Up, besser bekannt als Don't Open the Door!, etwas abgewinnen kann, hängt vor allem davon ab, wie man mit Sherald Fergus Brownriggs (1937 – 1996) speziellem, eigenwilligem Regiestil klarkommt. Wie bei The Forgotten (Don't Look in the Basement, 1973) und Keep My Grave Open (1976) sollte man auch hier die Fähigkeit besitzen, sich auf den Film einzulassen und ins mysteriöse Geschehen einzutauchen. Eine gute Portion Geduld sollte man ebenfalls mitbringen, entfaltet sich die Geschichte doch sehr langsam und bedächtig. Viele Szenen werden genüßlich zerdehnt, während Robert B. Alcotts Kamera oft lange an den Gesichtern der Charaktere hängen bleibt und sie in Großaufnahmen einfängt. Das schrille, enervierende Klingeln des Telefons quält gefühlte Dutzende Male die Ohren, das unheimliche Flüstern des Anrufers hört und hört nicht auf. Die Handlung entfaltet sich fast zur Gänze im gewaltigen Inneren der gotischen Prachtvilla, die für unsere starke Heldin zum Gefängnis oder gar zum Grab zu werden droht. Sieht man von Amanda ab, haben sämtliche Figuren etwas unangenehm Sinisteres an sich; das sind keine Menschen, mit denen man freiwillig seine Zeit verbringen möchte. Ebenso beunruhigend sind - durch geschickte, ungewöhnliche Kameraeinstellungen erheblich verstärkt - das riesige Anwesen (das 1872 errichtete House of the Seasons in Jefferson) mit seiner runden, offenen, sich nach oben verengenden Wendeltreppe, die in schwindelerregende Höhe führt, sowie die Telefonanrufe, die zunehmend sleaziger und perverser werden.
Selbst die harmlosen Puppen haben etwas enorm Gruseliges an sich, was schon beim brillant gestalteten Vorspann für Gänsehaut sorgt. Dieses unbehagliche Gefühl, daß jederzeit und überall etwas Schlimmes passieren könnte, ist neben der tristen, grimmigen Atmosphäre wohl die größte Stärke von Brownriggs Arbeiten in den nicht wirklich hoffnungsfrohen Siebzigern im Allgemeinen und Don't Hang Up im Speziellen. Negativ fällt ins Gewicht, daß die Ereignisse ziemlich repetitiv sind, daß es keine durchgehende Spannungsdramaturgie gibt und daß die Glaubwürdigkeit des Geschehens aufgrund der rasanten Entwicklung einen leichten Knacks abbekommt. Erstaunlicherweise weist der Streifen einige Parallelen zu Bob Clarks im selben Jahr entstandenen Slasher-Klassiker Black Christmas auf, was aber wohl auf Zufall beruht. Kein Zufall ist hingegen, daß sich Brownrigg - den ich mittlerweile, nach Startschwierigkeiten, für einen maßlos unterschätzten (und hierzulande leider nahezu völlig unbekannten) Regisseur halte - nicht nur von den Filmen von Alfred Hitchcock (Psycho) und Roman Polanski (Repulsion) beeinflussen ließ, sondern - zu meiner großen, freudigen Überraschung - auch von den italienischen Thrillern der Herren Bava und Argento. Don't Hang Up geizt nicht mit Momenten, die geradewegs einem Giallo entsprungen sein könnten. Und so steuert der in Jefferson, Texas, gedrehte Psychoschocker seinem abgründigen Finale entgegen, welches zwar nicht groß überrascht (hey, das ist ein Drive-In-Movie aus dem Jahre 1974!), aber dank Susan Brackens toller Performance und S.F. Brownriggs konsequenter Inszenierung doch wuchtig genug ist, um einige Zeit nachzuhallen.