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Es ist nicht einfach, plausibel zu vermitteln, worin der Reiz dieses Films herrührt, warum er etwas Besonderes ist, einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt und trotzdem Einiges an Fragen offen lässt. Mit Things We Lost in the Fire legte die skandinavische Regisseurin Susanne Bier, mit Nach der Hochzeit nominiert für den besten nicht-englischsprachigen Film bei der letztjährigen Oscarverleihung, ein beklemmendes Hollywood-Debüt vor, welches beinahe schon schmerzt vor Intensität.

Es geht um Trauer und deren Bewältigung, Drogenmissbrauch und deren Überwindung, Verlust eines geliebten Familienmitglieds und dessen Kompensation. All diese schweren Themen werden von Drehbuchautor Allan Loeb und Regisseurin Bier nicht kitschig und sentimental, sondern mit derart kompromissloser Seriosität und unerbittlichen Realismus präsentiert, dass der Film zu keinem Zeitpunkt den Direktvergleich zum ähnlich gelagerten, brillant-schwermütigen Drama 21 Grams  scheuen muss. Nein, der Vergleich ist gerechtfertigt und das nicht nur wegen Benicio Del Toros atemberaubend guter Performance in beiden Filmen.

Hier spielt er einen Heroin-Junkie namens Jerry, der nach dem Tod seines besten Freundes Brian (David Duchovny) - auf deren Wunsch - bei dessen Witwe Audrey (Halle Berry) einzieht. Sie will ihm ein normales Leben jenseits aller Drogen ermöglichen, er will versuchen, dass sie über den Tod ihres Mannes hinweg kommt. Das Verhältnis der beiden ist angespannt und von Rückschlägen und -fällen geprägt.

Das Was des Films ist weniger entscheidend als das Wie. Die Story ist eher eine simple, lebt aber von ihrer tiefschürfenden Intensität, die den durchweg großartig aufspielenden Darstellern Zeit gibt, ihre Charaktere zu entwickeln; facettenreich, ambivalent, wiedersprüchlich, aber gerade deswegen tief in der Realität verwurzelt. Kameramann Tom Stern (Letters from Iwo Jima) unterstützt diesen Eindruck einer fast schon körperlich spürbaren Inszenierungsweise durch etliche Groß- und Detailaufnahmen, die dem Zuschauer - wenn denn schon kein physisches Eindringen in die Körper der Charaktere möglich ist - ständig psychische Präsenz am Geschehen in den Köpfen der Protagonisten vermitteln. Die Leinwand füllt sich mit Halle Berrys oder Benicio Del Toros Gesichtspartien, Augen, Händen. Die Handkamera vermittelt eine unmittelbare Präsenz - näher geht es im buchstäblichen Sinne nicht.

Auch die zentrale Szene des Films, der Mord an Brian, steht dieser Intensität in nichts nach, obwohl dieser nicht  bis ins kleinste Detail gezeigt wird. Der Schuss der Handfeuerwaffe wird illustriert durch eine herunterfallende Flasche Milch, als der ahnungslosen Witwe die traurige Nachricht vom Tod ihres Mannes überbracht wird. Things We Lost in the Fire geizt nicht mit solchen angedeuteten oder assoziativen Dingen. Auch der Filmtitel ist ein Wortspiel, welches im Verlauf des Films zu vielen, verschiedenartigen Interpretationen anregt.

Dass der Film dabei zuweilen bleischwer im Magen liegt - ironische Brechungen des Drama-Marathons sind weit und breit nicht in Sicht - scheint dabei die logisch notwendige Konsequenz. Fröhliche, oder besser: nicht-melancholische Musik wird nur auf intradiegetischem Wege hörbar - im Discman von Jerry spielt eine CD. Jegliche andere Musikuntermalung - die extradiegetische ohne ausmachbare Quelle im Filmgeschehen - ist sparsam eingesetzt und wenn sie zum Vorschein kommt tragisch-dramatisch. Auch darin wird der größtmögliche Realismus, die größtmögliche Nähe zum Geschehen ausgedrückt. Einzig das Ende des Films hätte man sich etwas klarer herausgestellt gewünscht.
 
Während die Massen zu Sex and the City ins Kino strömen, werden sich wohl nur wenige Zuschauer in Things We Lost in the Fire, dieses dramatisch-intensive Bewältigungsdrama verirren. Diesen Film, der eine seltsame Faszination auf mich ausübt, aber gerade dadurch wohl noch lange in meinem Innern haften bleiben wird. Der Reiz dieses starken Films ist bisher nicht verflogen. Ich könnte mir ihn sofort noch einmal ansehen. (8/10)     

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