Über 20 Jahre mussten ins Land ziehen, bis ich es geschafft habe, mir „Rush Hour“ anzusehen und letztlich muss ich sagen, dass ich gut daran getan habe, den Film zu ignorieren.
Wie erwartet hat man es bei diesem Buddy-Movie mit einer sehr generischen Variante zu tun, was ja bei Genre-Freunden selten Grund zur Klage gibt. Aber leider will der Film keinen Drive entwickeln und enttäuscht bei der Charakterzeichnung und der Action, womit die beiden wichtigsten Elemente des Sub-Genres vernachlässigt werden.
Chris Tucker, der hier lediglich eine Variation von Eddie Murphys oder meinetwegen auch Martin Lawrences Komik und Figureninterpretation anbietet, schafft es einfach nicht, seiner Figur eine erkennbare Eigenständigkeit angedeihen zu lassen, geschweige denn sie sympathisch wirken zu lassen. Das Drehbuch hatte auch keine Einfälle, die helfen könnten, die Rolle rund zu bekommen. Und das Prinzip „nervige Axt im Wald“ trägt in den wenigsten Szenen.
Jackie Chan hält sich neben der Quasselstrippe Tucker erwartungsgemäß beim Redeanteil zurück. Allerdings heißt das nun nicht, dass er dafür mehr Screentime für halsbrecherische Actionszenen bekommt. Zwar gibt es die eine oder andere davon zu bewundern, allerdings hat man Chan in anderen Produktionen schon wesentlich spektakulärer und eleganter in Szene gesetzt.
Eine wirkliche Dynamik zwischen den beiden, ach so ungleichen, Hauptfiguren entsteht über den ganzen Film nicht, obwohl der kulturelle Gegensatz auch in der Handlung aufgegriffen wurde. Aber so richtig mit Interesse haben weder die Autoren noch der Regisseur das Thema verfolgt und außer Schablonen gibt es da nichts zu holen. Das liegt wohl auch an der Schlappen Kernhandlung, die keine wirkliche Spannungskurve aufbauen kann, an der sich die Figuren entlang hangeln könnten. Die Entführungsgeschichte ist sehr müde nach Schema F gesponnen worden und eine angedachte Wendung scheitert an einem gänzlich uncharismatischen Bösewicht. Eine Biografie scheint keine der hier agierenden Figuren zu haben.
Fazit
„Rush Hour“ hat bereits einen inhaltsleeren Titel. Dass aber alle Ebenen der Action-Komödie diesem Beispiel folgen, hat mich dann doch enttäuscht. Chris Tucker ist nicht witzig und immer unsympathisch, Jackie Chan betreibt Artistik auf Sparflamme, Actionsequenzen sind eher rar und unspektakulär und Spannung gibt es schlicht nicht. Der im selben Jahr erschienene „Lethal Weapon 4“ nahm sich ebenfalls dem Kulturclash zwischen den USA und China an und war nun, weiß Gott, nicht der beste Teil der Serie. Aber im Vergleich zu „Rush Hour“ war er in allen Belangen überlegen.
Wieso es dann zwei Nachfolger gibt? Der Film war ein großer Erfolg. Vollkommen unkreativ und unenergisch beim Publikum allseits beliebte Genrekonventionen abzuarbeiten reicht wohl aus. Da ergänzt offenbar das menschliche Gehirn automatisch fehlenden Witz und fehlende Action aus der Konserve an Erinnerungen an wesentlich bessere Filme wie „Nur 48 Stunden“, „Stirb langsam - Jetzt erst recht“ oder „Lethal Weapon“.