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Auch wenn Regisseur Gore Verbinski („The Mexican“, „The Ring“) dem spürbaren Abwärtstrend seiner Piraten-Trilogie mit Teil 3 Einhalt gebieten kann, kommt „Pirates of the Caribbean: At World's End“ nicht über den Status eines mäßigen aber gleichzeitig typischen wie überaus erfolgreichen Sommer-Blockbusters made by Jerry Bruckheimer („Top Gun“, „The Rock“) hinaus. Mehr war aber angesichts einer beängstigend langen Laufzeit von dieser Back-to-Back-Produktion wohl auch nicht zu erwarten gewesen. Die auf nahezu drei Stunden aufgeblasene Geschichte des Autoren-Gespanns Ted Elliott/Terry Rossio ( u.a. gemeinsam „Shrek“ u. „Treasure Planet“) glänzt erwartungsgemäß weniger mit ausgefeilter Dramaturgie sondern meist mit einer zu kompliziert und auch arg überfrachteten Geschichte, die am Ende dem Zuschauer nicht einmal einen runden Abschluss bieten möchte. Teil 4 darf kommen, oder wie?

Gibt man sein Hirn an der Kasse ab und arrangiert man sich mit diesem launigen, aber nichtsdestotrotz teilweise auch recht ernsten Abenteuer, erhält man als Zuschauer solide Unterhaltungskost, deren Comedy-Highlights einmal mehr grundsätzlich von Johnny Depp („The Ninth Gate“, „From Hell“) ausgehen, der als Jack Sparrow erneut mit diebischem Spaß durch den Film kaspert, als wäre er der einzige, der weiß, was für ein Schmarren hier zusammengedichtet wurde. Die Zusammenkunft mit seinem Vater (Keith Richards' Cameo!) und die Diskussionen mit seinen weiteren Egos seien dabei als Highlights hervorgehoben.

Der Rest der Crew kapituliert nahezu komplett vor Gore Verbinskis Inszenierung, die insgesamt eher durchschnittlich ausfällt, sich aber auf den beeindruckenden Effektbombast aus dem Hause Industrial Light & Magic, die mal wieder vorzügliche Arbeit der einfallsreichen Make-Up-Crew und den manchmal wirklich wunderschönen Panoramen von Kameramann Dariusz Wolski („The Crow“, „Dark City“) verlassen kann. Ganz als wäre der dritte Teil für den Cast eine aufgezwungene Pflichtveranstaltung, deren zweiter Aufguss langsam aber sicher zu langweilen beginnt, agieren Orlando Bloom („Troy“, „Kingdom of Heaven“), Keira Knightley („King Arthur“, „Domino“) und Co allesamt durchschnittlich bis blass. Selbst unverbrauchtes Blut wie Chow Yun-Fat („The Killer“, „Hard Boiled“) setzt keine Akzente und auch Verbinski zeigt sich lediglich einmal innovativ als er inklusive Morricone-Zitat eine amüsante Italowestern-Hommage vom Stapel lässt.

Die Idee alle Piraten der Weltmeere zu vereinen, um sie ihre Freiheit gegen Lord Cutler Beckett (Tom Hollander, „Paparazzi“, „The Golden Age“) und die East India Trading Company verteidigen zu lassen, erweist sich als wenig reizvoll, gibt jedoch Anlass für Materialschlachten in Hülle und Fülle, exotische Schauplätze und eine Handvoll neuer Figuren. „Nicht kleckern sondern klotzen“ lautet die Devise, die auch einige einfach völlig bescheuerte Momente zutage fördert (Stichwort: Calypso), für die man die Autoren schon mal gern ohrfeigen möchte. Selbiges gilt für die Versuche pseudointelligenter Dialoge, die nur kurz auftauchen, aber erstens in diesem Film leider überhaupt nichts zu suchen haben und zweitens dann auch noch total hohl, abgedroschen und unfreiwillig komisch klingen.

Dazwischen nervt nur noch das ewige Paktieren und Hintergehen der diversen Parteien, weil ein jeder seine eigenen Ziele verfolgt. Man kann quasi die Uhr danach stellen, wann der Nächste den Mann / die Frau an seiner Seite zu seinen eigenen Gunsten verrät. Nach spätestens zwei Stunden versucht dann vermutlich ohnehin kein Zuschauer mehr da noch durchzusteigen und ergibt sich der prachtvollen Optik, der famosen Action und den guten Tricks, die lediglich während der finalen Schlacht ein wenig über das Ziel hinausschießen.


Fazit:
Gore Verbinskis vom Feinsten ausgestatteter Sommer-Blockbuster erfüllt im Grunde alle Erwartungen, die man an einen Film dieser Kategorie stellt. Er ist dumm, verdammt laut, witzig, wenig originell, dabei aber insgesamt immer noch unterhaltsam. Dass wieder ein indiskutabel mieses Drehbuch die Suppe versalzt, gehört schon zur Tradition dieser Filmreihe. Wer von Jack Sparrow nicht genug bekommen kann, sich gern von bombastischen Effektschlachten erschlagen lässt und sich von Hans Zimmers Dröhneinlagen die Gehörgänge durchpusten lassen möchte, wird seinen Spaß bekommen. Zugegeben liegt hier einiges im Argen wenn man genauer hinschaut, in unerträglicher Langeweile versinkt man aber wenigstens nicht, denn irgendwo ist immer etwas los. Jack Sparrow wird man vermissen, den Rest wohl kaum. Aber wer weiß, ob angesichts der guten Einspielergebnisse nicht schon bald der Plan für einen vierten Teil herausgekramt wird.


P.S.: Bis nach dem Abspann sitzen bleiben!

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