Die erste britische Siedlung in den USA war auf der Insel Roanoke, an der Küste von North Carolina. Zwischen 1584 und 1590 soll diese Kolonie von fast 200 Menschen unter bis heute ungeklärten Umständen spurlos verschwunden sein. Grund genug für die Produzenten vom Sci-Fi-Channel, daraus eine Geistergeschichte zu entwickeln, die allerdings an einem reichlich unausgegorenem Drehbuch und schwacher Umsetzung mit zweitklassigen Computereffekten krankt.
Ananias (Adrian Paul) und seine Frau Eleanor (Frida Show) erwarten Nachwuchs, ihr Kind soll unter besseren Umständen aufwachsen als sie und so erreichen die beiden mitsamt ihrer Kolonie voller Vorfreude Roanoke-Island. Doch ihr Enthusiasmus wird rasch gebremst, als man innerhalb der Festung das Skelett eines erhängten Soldaten auffindet.
Als nach und nach Männer im Wald verschwinden und der Häuptling des einheimischen Stammes vor bösen Geistern warnt, tauchen tatsächlich dämonenhafte Gestalten auf, die das Neugeborene an sich bringen wollen, um der Verdammnis der Zwischenwelt zu entfliehen.
Vom Kern her erinnert das ganze ein wenig an „Ginger Snaps 3“: Eine Festung im Wald und irgendwann muss man sich dort verbarrikadieren, weil drumherum das Böse lauert.
Es benötigt nicht lange, um die zeitgenössische Verpackung des 16. Jahrhunderts, die Zeit der ersten britischen Siedler, als glaubhaft zu betrachten.
Die Kostüme, die Requisiten, die Gestaltung der Räumlichkeiten, überwiegend bestehend aus Holz und Zeltmaterial, sind solide ausgefallen, nur das Make-up einiger Damen erscheint nicht angemessen.
Leider kommt man über die latente Atmosphäre der frühen Siedlerzeit kaum hinaus, da die geisterhaften Kreaturen schlicht zu selten und zudem reichlich unspektakulär in Erscheinung treten.
Über deren Fähigkeiten waren sich die Drehbuchautoren anscheinend auch nicht einig. Einerseits beherrschen sie den Wald, so dass dieser auch mal seine Zweige und Äste ausschlägt, um einen Siedler zu fesseln und die Arme abzutrennen. Dann können sich die Geister anscheinend an jedem Ort materialisieren und sogar die Gestalt einer Verführerischen annehmen. Sie sind aber andererseits zu doof und lassen sich auf Zweikämpfe mit den Siedlern ein, obwohl es weitaus weniger Umstände benötigte, um das eigentliche Ziel zu erreichen.
Darüber hinaus trüben die Erscheinungen der geisterhaften Dämonen die eigentlich solide Produktion gewaltig. Getaucht in hellgrünes Licht, umgeben von leuchtendem Nebel, in einer Mischung aus Skelett und Ritter zu Pferde, wirken die Kreaturen kaum bedrohlich, ja sogar eher deplatziert im Kontext der zeitlichen Einordnung.
Da hätten die Computeranimationen weitaus zurückhaltender ausfallen müssen, um in Einklang des Umfeldes der Siedler anno 1590 zu stehen.
So bleibt das Geschehen über weite Strecken belanglos bis ereignislos.
Nur wenige Figuren können (trotz durchweg solider Darstellungen) Interesse erwecken, doch der Schmerz über den Verlust einiger Randfiguren hält sich arg in Grenzen, da deren Dahinsiechen völlig emotionslos und nahezu spannungsfrei abläuft.
Wenig aufreibend gestalten sich ferner die Visionen Eleanors, die die Geister bereits vor der Geburt ihrer Tochter wahrnimmt und sogleich von unguten Gefühlen gegenüber der neuen Heimat belastet ist.
Da ist es fast schon spannender, als sich Ananias den Einheimischen nähert, um deren Häuptling um Rat zu fragen und dabei in tödliche Gefahr gerät.
Dabei ist insgesamt ordentlich Bewegung im Spiel, nur wiederholen sich als Spannungsmomente gedachte Szenen nur. Irgendwann wird es langweilig, wenn die Siedler auf Nebel-Geister schießen und die sich lediglich in Luft auflösen, aber scheinbar nie vernichtet werden.
Ergo muss zum Showdown ein durchdachter Gegenschlag her, um wenigstens etwas von der vorherigen Eintönigkeit wett zu machen, doch so richtig mitreißend gestaltet sich auch der nicht, obgleich man bemüht ist, mit kleineren Überraschungen zu punkten.
Entsprechend schade ist die nicht genutzte Chance, ein Mysterium über verschwundene Siedler zu schildern, welches gewiss mehr Potential zum Gruseln beinhaltet, als ein paar luschige CGI-Dämonen, die wie ein schwaches Plagiat der „Reitenden Leichen“ anmuten.
4,5 von 10