Als mythisch eingefärbter Horrorflick vor historischem Hintergrund erfüllte "Lost Colony" für mich zunächst einmal die Voraussetzung für einen Risikokauf der DVD. Die ersten Filmminuten bestätigen dann in Form einer knappen Exposition auch bereits die Erwartungshaltung, dass es sich bei dem Film nicht etwa um einen um Authentizität bemühten Historienfilm handelt, sondern der geschichtliche Rahmen lediglich als Vehikel, bzw. als mehr oder minder exotische Kulisse für einen prototypischen Mix aus Abenteuer- und Horrorfilm dient. Und wenn sich sogleich das erste Opfer den Strick nimmt, um sich der unheimlichen Bedrohung durch Selbstmord zu entziehen, dann stimmt das den Zuschauer durchaus gewogen, sich gespannt auf die weitere Handlung einzulassen - auch wenn anfangs der Erzähltext zu den vorhergegangenen, bzw. realhistorischen Ereignissen leider ziemlich nach Schüleraufsatz klingt.
Nordamerika zur frühen Neuzeit. Ein Schiff mit britischen Auswanderern stösst auf einer Insel vor dem heutigen Virginia auf einen befestigten, aber verlassenen Außenposten und gründet ob der Bedrohung durch benachbarte Indianerstämme dort sogleich eine Siedlung. Bis zur Rückkehr des Schiffes ist man nun für lange Monate auf sich allein gestellt. Existentielle Gefahr droht jedoch nicht nur durch Hungersnot und aufgrund des angespannten Verhältnisses zu den Ureinwohnern. Von der Bedrohung durch eine uralte, böse, übernatürliche Macht, kündigen warnende Worte der unglückseligen Vorgänger: "Rettet eure Seelen, bevor sie euch genommen werden..."
Leider relativiert sich der gute Eindruck des filmischen Einstiegs ziemlich schnell. Die Darsteller glänzen nicht gerade durch auffallend gute schauspielerische Leistungen (wobei jedoch die recht statische Inszenierung einzelner Szenen eher auf mangelndes Talent des Regisseurs bei der Schauspielerführung hinweist, als auf grundsätzlich fehlende Begabung des kompletten Ensembles). Zusätzlich wird sich der eine oder andere Betrachter über die sehr geleckt wirkende Ästhetik der Produktion und ein relativ modernes Gebaren der Darsteller ärgern. So wähnt man sich als Zuschauer bisweilen in einer x-beliebigen TV-Soap, die lediglich ins 16. Jahrhundert verfrachtet wurde.
Zu oft wird jedenfalls die Illusion der Inszenierung durch handwerkliche Mittelmäßigkeit aufgehoben, auch wenn einzelne Szenen durchaus gelungen und temporeich (etwa der Überfall auf das Indianerdorf) realisiert wurden. Die unheimliche Bedrohung präsentiert sich einmal mehr in Form von reinem CGI-Ektoplasma, wobei sich nicht wenige an den technischen Defiziten der Umsetzung reiben werden. Die bösen, bösen Geister sehen zwar durchaus cool aus (passend zum plakativen Stil der Produktion), jedoch überträgt sich bei derartiger Darstellung die filmische Bedrohung in keiner Weise auf den Zuschauer. Die Gänsehaut dürfte ergo in den allermeisten Fällen ausbleiben. Für einen Horrorfilm ist das kein gutes Zeugnis.
Schließlich bleiben auch die Dialoge weit hinter den Erwartungen zurück, da es sich sprachlich überwiegend um oberflächliche Phrasendrescherei handelt. Aus den Logiklöchern der Handlung ließen sich ferner mehrere sehr tiefe Brunnen bauen (insbesondere auf das Finale hin bezogen). Immerhin scheute man nicht vor recht expliziten Gewaltdarstellungen zurück, wodurch es immer wieder mal ziemlich blutig zur Sache geht und auch recht dramatisch gestorben wird. Ob dies im Rahmen der Handlung nun eher selbstzweckhaft oder aber stilistisch kompromisslos und konsequent ist, das muss wohl jeder selbst entscheiden. Über Geschmack ließe sich sicherlich streiten.
Am Ende war ich sicherlich mehr darüber enttäuscht, dass der Film weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist, als über die aufgewandte Zeit. Diverse Parallelen (inhaltlich, optisch, dramaturgisch) zu Filmen wie "Ginger Snaps 3", "Ravenous - Friss oder Stirb", "Shyamalan's 'The Village'" oder "Der 13. Krieger" drängen zudem Vergleiche auf, bei denen "Lost Colony" zumeist jedoch schlechter abschneidet. Ein eher durchschnittlicher Genrebeitrag also, den man sich dennoch absolut unangestrengt anschauen kann, gerade wenn man Horrorfilme vor historischer Kulisse mag. Solider Durchschnitt: 5,5 / 10 Totenschädeln.