Der Inhalt des Films wird auf dem Cover der deutschen VHS-Version wie folgt zusammengefasst: "Reporter Karl Schein's letzte Hoffnung, seine todgeweihte Schwester zu retten, ist Professor Schwarz. Sein Serum könnte die körpereigene Abwehr nach ihrer Herztransplantation überwinden...doch die Flasche mit dem lebenswichtigen Elixier ist plötzlich verschwunden. Die Patientin stirbt. Karl Schein beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Auch Inspektor Schneider schaltet sich ein. Die beiden stoßen auf immer geheimnisvollere Vorgänge, innerhalb und außerhalb der Klinik.
Nach mondhellen Nächten findet man im Morgengrauen grässlich verstümmelte Leichen, deren Eingeweide fehlen. Und plötzlich ist auch Professor Schwarz unauffindbar. Statt dessen taucht "Mosaic" auf...ein narbiges Ungeheuer in Menschengestalt. Und wo es auftaucht, hinterlässt es Opfer. Nur 36 Stunden bleiben dem Reporter Schein und Inspektor Schneider die Blutspur zu stoppen...dann ist wieder Vollmond."
FRANKENSTEIN'80 ist definitiv nichts für feinsinnige Zuschauer. Der Film ist roh, roh in Wort und Bild, roh wie das Fleisch, dem hier eine besondere Rolle zukommt. Schon im Prolog wird eine Frau von einem kurzatmigen, vernehmlich ächzenden Unhold überfallen. Das Monstrum schlitzt ihr den Bauch auf, aus dem er dann irgendein blutiges Organ herausschneidet. Und dabei handelt es sich nicht um ein Requisit aus Latex oder ähnlichem, sondern um irgendwelches Gekröse aus dem örtlichen Schlachthof. Und in diesem Stil geht es munter weiter...
Dr. Otto Frankenstein, verkörpert vom unvergleichlichen Gordon Mitchell, hat in seinem geheimen Labor im städtischen Krankenhaus eine Kreatur aus menschlichen Leichenteilen zusammengesetzt und zum Leben erweckt. Vermutlich in einem Anfall von Selbstironie hat er ihr den Namen Mosaic (!) gegeben. Um dieses fehlerhafte Ungetüm zu vervollkommnen und am Leben zu erhalten, benötigt er ständig neue Körperteile. Und so schickt er Mosaic immer wieder los, um weitere unfreiwillige Organspender zu besorgen. Einmal betritt das Wesen z.B. eines Abends eine Metzgerei. Die Bedienung ist allein im Laden und es entspinnt sich folgender Dialog: "Ah, guten Abend, der Herr. Was darf's sein? Ein schönes Kotelett, vielleicht?" Die Kreatur, die der Sprache nicht mächtig ist, bringt nur einige unartikulierte Laute heraus, worauf die Metzgerfrau erwidert: " Ah, sie möchten Leber (!), ich hole ihnen frische." Sie geht nach hinten ins Kühlhaus, um dort, zwischen aufgehängten Schweinehälften, aus unerfindlichen Gründen die Leber mit einem großen Fleischerbeil zu hacken. Da nähert sich von hinten Mosaic und fällt über die Frau her. Mit einem riesigen, blutigen Hüftknochen schlägt er auf sie ein und treibt sie durch die Kühlkammer. Wie zufällig verliert die Frau dabei zuerst Ihren Fleischerkittel und dann ihre Bluse, unter der sie nur einen schwarzen Spitzen-BH trägt. Nachdem sie, von Tierblut besudelt, tot oder bewusstlos zu Boden gestürzt ist, reißt ihr Mosaic brutal den BH vom Leibe, um dann mit seinen blutbeschmierten Händen ihre Brüste zu betatschen. Eine wahrhaft unappetitliche Sequenz. Ein anderes Mal wird der humpelnde Mosaic von einer Prostituierten abgeschleppt, die sich zu der Bemerkung genötigt sieht: "Hoffentlich vögelst du besser, als du gehst." In der Absteige hat der geneigte Zuschauer dann die Gelegenheit, Mosaic in seiner ganzen, narbenübersäten Pracht zu bewundern, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass der Name Mosaic kaum besser hätte gewählt werden können. Auch in dieser Sequenz feiert die Unästhetik hemmungslos Triumphe, wenn Mosaic es mit der Dirne treibt, um sie anschließend zu erwürgen. In der folgenden Szene steigen einem dann wieder die Lachtränen in die Augen, wenn Frankenstein den unbekleideten Mosaic in der Absteige aufspürt und ihn notdürftig ankleidet um ihn in Sicherheit zu bringen. Der halbnackte Mosaic mit seinem schief sitzenden Hut ist einfach ein Bild für die Götter. Als Mosaic schließlich versucht, sich auch an Frankensteins Nichte Sonia zu vergreifen, kommt es zum Kampf zwischen ihm und Frankenstein, bei dem der Doktor getötet wird, während Sonia sich in Sicherheit bringen kann. Wahllos mordend zieht die Kreatur nun durch die Stadt, tötet u.a. eine Stripperin, einen Landstreicher und einen Mann auf einem Pissoir. Obwohl Mosaic nicht gerade gut zu Fuß ist, legt er während seines Amoklaufs eine geradezu marathonreife Strecke zurück. Schließlich aber erlischt seine Lebenskraft und er stürzt mit blutüberströmten Kopf zu Boden und stirbt.
Damit geht ein Film zu Ende, in dessen Verlauf wir Zeugen von Hoden-, Augen- und sonstigen Organtransplantationen werden, für die wieder diverse Tierinnereien als Double herhalten mussten. Der visuell drastische Stil des Films bereitet dem Zuschauer an einigen Stellen durchaus ein nachhaltiges Unbehagen, man ist peinlich berührt und fühlt sich allzu sehr in die Rolle des Voyeurs gedrängt. Die grotesken Blut-Effekte realisierte Carlo Rambaldi, der später in Hollywood zu größerem berufen war. Die (deutschen) Dialoge, die viel zum Vergnügen des Films beitragen, sind teils ausgesprochen Rüde, teils von hinreißender Blödsinnigkeit, wenn der Journalist z.B. über Mosaic räsoniert: "Eine erbarmungswürdige Natur, von der noch niemand weiß, wie sie technisch funktioniert." Darauf ein Polizist entrüstet: "Ein Verbrecher, dieser Dr. Frankenstein!" Der Inspektor, dargestellt vom großartigen Renato Romano, brüllt die meiste Zeit nur unqualifiziert in der Gegend herum, wenn er nicht gerade die Münchner "Abendzeitung" liest, die mit der Schlagzeile "Noch ein schrecklicher Mord in der Stadt" den Bezug zum Film herstellen soll. Daneben steht in großen Lettern zu lesen: "Von der U-Bahn zerfetzt" und "Sepp Meier verletzt" (!) Nicht nur mit dieser Zeitungsszene versuchen die Hersteller des Films dem Zuschauer (vergeblich) vorzugaukeln, die Handlung des Films spiele sich in Deutschland ab. Die Produzenten waren wohl der Ansicht, ein Frankenstein-Film müsse in Deutschland angesiedelt sein. Die Autos haben Kennzeichen wie "AA-..." oder "WU-...", die Protagonisten tragen deutsche Namen und im Radio werden Hamburg und Berlin erwähnt. Die Drehorte sprechen allerdings eine eindeutige Sprache, denn der Film wurde gewiss nicht in Deutschland gedreht, sondern in südlicheren Gefilden.
Von einigen kurzen Momenten der Irritation abgesehen ist FRANKENSTEIN'80 ein köstlicher, an vielen Stellen unfreiwillig komischer Gore-Film, der hauptsächlich getragen wird von dem markanten Gordon Mitchell, der in seiner Rolle aussieht wie ein drittklassiger Preisboxer im Rentenalter, seine Sache insgesamt aber recht gut macht. Der bullige Xiro Papas gibt als grotesker Unhold im wahrsten Sinne des Wortes sein letztes Hemd und ist mit viel Eifer bei der Sache. Wenn man nicht blinzelt, kann man ihn auch am Anfang des Films als Schaulustigen bei einem Verkehrsunfall ausmachen. John Richardson in der Rolle des Helden bleibt dagegen weitgehend unauffällig, ebenso wie Dalila di Lazzaro und der Rest der Darsteller.
Auf einem italienischen Locandina werden als Mitwirkende im Übrigen noch "Anna Odessa" und "Renata Kasce' " (Renate Kasché ?) genannt, die aber weder in den Credits noch in anderen Quellen auftauchen. "Renata Kasce' " könnte die Frau sein, die sich in einer Szenen gegen Ende des Films mit ihrem Liebhaber in einem Auto amüsiert, bis Mosaic dem Stelldichein ein unschönes Ende bereitet. Ziemliche Verwirrung gibt es auch um die Rolle der im Abspann gelisteten "Head Nurse." Dabei handelt es sich nicht etwa um eine "Oberschwester", sondern um einen Krankenpfleger namens "Fritz", dargestellt von Lemmy Carson, der sich selbst als "Assistent" von Prof. Schwarz vorstellt. Für zusätzliche Irritation sorgt in diesem Zusammenhang die Synchrondatenbank.de, bei der die Rolle von Lemmy Carson mit "Schwester" angegeben wird, angeblich Synchronisiert von Christiane Hecker. Das ist definitiv nicht korrekt. Die Rolle des "Fritz" wird hier fälschlich Enrico Rossi zugeordnet, der aber einen der Assistenten von Inspektor Schneider spielt. Als deutscher Sprecher von "Fritz" wird Heinrich Hambitzer genannt, der damit höchstwahrscheinlich die deutsche Stimme von Lemmy Carson ist. Die Synchronisation wurde demnach 1979 von der "Logosynchron" GmbH Köln, hergestellt. Im vergleich mit der etwas geschwätzigen deutschen Synchronisation, in der den Protagonisten auch schon mal etwas in den Mund gelegt wird, obwohl sie gerade gar nichts sagen, fällt die englische Sprachfassung recht nüchtern und wenig bemerkenswert aus.
Die Bildqualität der amerikanischen DVD-Fassung von "Cheezy-Flicks" ist wirklich grottenschlecht und noch dazu im falschen Format (Vollbild). "Cheezy" ist bei dieser Firma nicht der Inhalt, sondern die Qualität der DVDs. Vom Kauf kann man eigentlich nur abraten. Die VHS-Widescreen-Version von "VPS" ist da wesentlich besser. Im August 2012 ist in den USA bei Apprehensive Films eine neue, auf 500 Exemplare limitierte DVD-Version herausgekommen, über deren Qualität an dieser Stelle aber nichts gesagt werden kann.
Mario Mancini, der Regisseur des Films, war eigentlich Kameramann und begann seine Karriere Mitte der 50er Jahre u.a. als Assistent bei Mario Bava. Später führte er die Kamera z.B. bei den großartigen Schlockern Casa d'Appuntamento / Das Auge des Bösen und Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein sowie bei einigen anderen italienischen Trash-Perlen.Aus der Werbung:Laufen Sie nach Hause - schließen Sie Fenster- und Türen - ein Monster geht durch die Stadt (Plakat)
Der Horror-Thriller der Spitzenklasse, mit einer verblüffenden Lösung: Das Mondlicht bringt es an den Tag. (Video)
Vergessen Sie alles, was Sie bisher über Frankenstein gesehen haben. Hier ist der absolute Höhepunkt!