Review

Als Horrorfilmfreund hat man natürlich mindestens eine der vielen Verfilmungen von Mary Shelleys Frankenstein gesehen, „Frankensteins Braut“ von 1935 wäre zumindest Pflicht.
Etwas unsäglich und gleichermaßen trashig hingegen offenbart sich dieser pure Quatsch von 1958, bei dem Regisseur Richard Cunha in nur sechs Tagen Drehzeit so ziemlich alles verhauen hat, was nur schief gehen konnte.

Die Erzählung setzt mit einem Knutschpaar ein, die blonde Suzie bleibt zurück, der im nächsten Moment eine entstellte Frau gegenüber tritt. Suzie überlebt und erzählt den Vorfall ihrer besten Freundin Trudy, welche von genau diesem Monster geträumt hat. Doch wie sich herausstellt, ist Trudy selbst dieses Monster, denn im Haus ihres Onkels, eines senilen Professors, hat sich der Assistent Oliver Frank (…) einquartiert, der mithilfe des Gärtners ganz eigene Experimente verfolgt…

Bereits die entstellte Trudy mit ihrem hasenartigen Oberkiefer und von Latex umgebenen Glubschern gibt Trashfreunden ordentlich Zunder, doch das eigentliche Monstrum ist in Sachen Gestaltung kaum zu unterbieten.
Eigentlich sollte es sich titelgemäß um eine Frau handeln, was die Maskenbildner jedoch nicht wussten und dem Mimen, wahrscheinlich aus Wut, aus zwei Metern Entfernung das Latexgebräu in die Visage schmissen, weil der dann entsprechende Kopfverletzungen davontrug, eine fette Mullbinde anbrachten und um die feminine Seite hervorzukitzeln, fett Lippenstift auftrugen. Dazu ein Regenschutz-Ganzkörperanzug mit kleinen Metallbändern an den Ärmeln und schon sieht Frankensteins Tochter aus wie eine Mumie, die zu lange in der Mikrowelle brutzelte.

Aber die Figuren und ihre Charaktereigenschaften werden eh nicht allzu groß geschrieben, denn ganz obligatorisch kippt Trudy mindestens fünf Mal aus den Latschen und erwacht erstaunlicherweise jedes Mal mit geänderter Körperposition, während man zu keiner Zeit erfährt, woran ihr Onkel eigentlich experimentiert und im Zuge dessen zweimal in eine Chemiefabrik einbricht. Ganz groß ist aber Frankensteins Urenkel, denn sein Mime Donald Murphy verfällt in gnadenloses Overacting, hat den hypnotisierenden bösen Blick wahrscheinlich tagelang ohne Unterbrechung geprobt und chargiert unterhaltsam zwischen ungehobeltem Dandy und irren Wissenschaftler.

Vom eigentlichen Monstertreiben bekommt man hingegen nicht viel zu sehen. Mal holt es sich den Mitarbeiter eines Logistikunternehmens mit roboterähnlichen Hieben, dann zerstört es das Glas der Eingangstür beim Ausflug, doch als es zurückkehrt, war ein Glaser unbemerkt zur Stelle und die Kreatur klopft höflich an. Bevor es jedoch zum Showdown kommt, sollte man sich ein Handtuch für die Lachtränen bereit halten, denn da wird noch eine zeitgenössische Teeny-Party mit Live-Band veranstaltet, wo nebenher zwei Songs in kompletter Länge gegeben werden und ein Nebendarsteller seine Sangeskünste unter Beweis stellen darf. Dazu wird unrhythmisch gezappelt, blöd in die Kamera gestarrt und glückliches Teenagerdasein in schmieriger Formvollendung der 50er demonstriert.

Als es zum Showdown kommt, sieht man erstmal nichts mehr, weil das Handtuch nicht so saugstark ist, um gleich alle Lachtränen aufzunehmen. Dann aber treten viele Personen zum Vorschein, die vorher entweder gar nicht da waren, nur telefonierten oder wie durch ein Wunder zur rechten Zeit am rechten Ort befindlich sind. Natürlich wird´s kaum spannend, aber der Unterhaltungswert büßt vom bisherigen Ablauf nichts ein.

„Frankensteins Tochter“ ist demnach mehr komisch als gruselig, denn wo die Urgesteine aus den Dreißigern noch Raum für ethische Fragen ließen, wird hier viel Raum für irrelevanten Klumpatsch eingeräumt, worunter der Erzählfluss zwangsläufig ein wenig leidet. Drive fehlt, der Score auch schon fast, Charme der typischen Gruselfilmära ist zwar vorhanden, nur die dilettantische Umsetzung dürfte lediglich eingefleischte Trashfans für einige Szenen in Ekstase versetzen.
6,5 von 10

Details
Ähnliche Filme