Review

Scheinbar gibt es kein Genre, indem die Italiener nicht ihre Finger hatten. Neben Horror, Splatter, Kannibalenfilmen usw. war auch in den 70ern der italienische Polizeifilm in Mode. Dieses Werk von Umberto Lenzi ist aber wirklich hervorragend.


Auf den Straßen vom Rom ist der Teufel los. Die Verbrechen werden immer schlimmer und brutaler. Banküberfälle gehören zur Tagesordnung, hinzu kommen Raub und Vergewaltigung. Die italienische Polizei ist machtlos, kommen doch die Verbrecher durch Gesetzeslücken immer wieder auf freien Fuß und können danach weiter ihr Unwesen treiben.
Einer, der das nicht akzeptieren will, ist Kommissar Ferro (Maurizio Merli). Ihm stinkt alles, Ganoven, die er dingfest gemacht hat, kommen sofort frei. Auch sein Vorgesetzter ist keine große Hilfe, der sich nur an Gesetze halten will. So arbeitet Ferro auf eigene, brutale Faust. Dies ist nötig, denn der bucklige Irre Moretto (Tomas Milian) und seine Bande planen immer brutalere Verbrechen...


Oh man, der Film lässt es wahrlich krachen. Hier gibt es von Anfang an kein großes bla bla, der Film geht sofort in die Vollen und drückt sofort auf das Tempo. So besteht gar nicht die Chance, dass dem Zuschauer irgendwann mal langweilig werden könnte.
Die Italiener haben so ihren eigenen Stil, dies wissen wir nicht nur nach den vielen Horrorfilmen, es zeigt sich auch bei den italienischen Polizeifilmen. Und wer diese Art von Filmen mag (wie ich), der kommt voll auf seine Kosten.

Der italienische Film ist nicht immer professionell, hat einige Logiklöcher, aber dies stört einen auch hier nicht. Denn diese Filme bieten etwas, was andere Filme aus diesem Sektor nicht bieten. Auch „Die Viper“ aka „Roma a marno amata“ zeigt genau, was italienische Filme ausmacht. Zunächst fällt die kultige Musik gleich zu Begin auf. Sie ist auch exemplarisch für so viele italienische Filme. Dann natürlich die Darsteller.
Als Hauptfigur haben wir wohl den größten Star des italienischen Polizeikinos. Maurizio Merli ist Kommissar Ferro (natürlich nur auf deutsch, im Original Tanzi). Der Name Ferro ist natürlich nicht zufällig gewählt, Ferro bedeutet Eisen und genau so ist Merli in diesem Film, hart wie Eisen. Hier wird nicht lange verhandelt, wer nicht pariert, bekommt eins auf’s Maul. Da ist Merli Spezialist. Natürlich ist diese Figur stark überzeichnet, Merli ist immer da wo es brennt, aber genau deswegen wird der Film nicht langweilig.

Merlis Gegenpart ist kein geringerer als Tomas Millian, der hier einen buckligen Irren klasse verkörpert. Auch Milian gehört zum italienischen Polizeifilm dazu. Keiner spielt den bösen und Verrückten Gegenpart besser als er. Hinzu kommen diverse Gesichter, die man schon mal irgendwo im italienischen Filmen gesehen hat, gerade aus Spencer/Hill-Filmen. Ich erinnere nur an Luciano Catenacci, den man als griechischen Pokerspieler aus „Zwei sind nicht zu bremsen“ kennt.

Was natürlich auch noch hinzukommt, ist die typische 70er Jahre Synchro. Erinnerungen an Spencer/Hill-Filme kommen schon hoch. Auch die Action kommt nicht zu kurz. Kleine italienische Autos rasen durch Rom wie die Teufel. Nicht vergessen darf man natürlich auch die Gewalt, welche für italienische Filme natürlich exemplarisch sind. Zwar wirken einige Aktionen mehr witzig und trashig, doch besitzt „Die Viper“ schon einen ernsten und brutalen Grundton. Für die Bande um Milian zählt ein Menschenlebens nichts, wer im Weg ist, wird umgebracht. Aber auch so ist Merli in seiner Rolle. Wer nicht sofort aussagt, wird es bereuen.


Fazit: Mein erster italienischer Polizeifilm ist gleich ein Knaller. Hier wird nicht lange gefackelt, hier wird sofort Gas gegeben und man hält dieses Tempo bis zum Ende durch. Dies zeigt auch, Umberto Lenzi hat andere Qualitäten, als nur irgendwelche Kannibalenschocker zu drehen. Sein Polizeifilm „Roma a marno amata“ ist zwar ein komplett anderes Genre, aber dennoch um Klassen besser als seine diversen Horrorfilme. Wer immer genervt war von amerikanischen oder deutschen Ermittlern, die Verbrecher mit Samthandschuhen anfassen, der sollte sich mal Maurizio Merli und die italienischen Polizeifilme ansehen. Auch wer überhaupt den italienischen Film mag, ist hier goldrichtig.

Details
Ähnliche Filme