„Tödliche Weihnachten“, ein kaum weniger bekloppter Titel als „The Long Kiss Goodnight“, fiel noch in die Phase, als Renny Harlin noch größere Budgets zur Verfügung standen und er es offenbar als seine Lebensaufgabe ansah, seine Frau/Lebensgefährtin Geena Davis zur Kino-Ikone zu machen, nach seinem Gusto sogar als Actionheldin.
Das Geld, was für diesen Film verpulvert wurde, war wieder mal beachtlich und man kann es deutlich an allen Ecken und Enden an Stunts, Autojagden, Explosionen und Tricks bewundern – den Film hat es nicht gerettet, das Einspiel war mäßig, wenn auch nicht ganz so desaströs wie bei der leeren Actionhülse „Die Piratenbraut“.
Die Story ist ordnungsgemäßes Actionfutter, eine scheinbar biedere Hausfrau entdeckt ihre vormalige Identität als kaltblütige Killerin wieder und stößt dabei in ein Wespennest aus politischen Interessen, die nicht nur einen scheinbar terroristischen Anschlag nach sich ziehen sollen, sondern auch sie schachmatt setzen.
Niemand darf dabei behaupten, Davis würde für den Gatten nicht alles geben, was im Akku drin war. Zunächst noch in der Scheinidentät auf der Flucht, verwandelt sie sich nach etwa dem halben Film in die blondierte Meuchelmörderin zurück, die sie einmal war. Dumm nur, daß ihr anderes Ich kein Ausbund an Schönheit ist: stahlhart und androgyn gestylt sieht man der Davis die gezählten Jahre nämlich an, heben sich die Falten stark hervor. Angemalt mit dunklem Augenmake-up (zu de extrem blonden Haaren) wirkt sie bald schon mit ihrer Rauchen-Saufen-Dumme-Sprüche-Attitüde nicht selten wie eine Karikatur des eigentlich Beabsichtigten.
Als luxuriöser Sidekick wurde auch noch Samuel Jackson verpflichtet, der als Detektiv in scheußlichen Frühsiebzigerklamotten rumläuft und sich um Kultkomik und Coolness bemüht.
De luxe sind jedenfalls so manche Explosionen, wenn auch das Dauerstakkato manchmal ein wenig bemüht erscheint, die holprige Geschichte beständig am Laufen zu halten, vor allem weil das Skript dermaßen viele Unwahrscheinlichkeiten anhäuft, einen oder mehrere Angriffe zu überleben, daß es manchmal schon schmerzt. Vor allem Jackson, der am Ende allerdings auch mehr tot als lebendig wirkt, muß so einiges durchmachen, was jenseits alles Möglichen liegt, der Hauptdarstellerin traut man das ja schon eher zu, als Wesen übersteigerter Feindbilder.
Der Schluß präsentiert das Bild wieder übermäßig sauber und familiär und beweist, daß die großangelegten Budgetverbrenner am Ende doch nur biedere Saubermänner sind, die auf heile Welt machen und dem Präsidenten am Ende den dicken Dank überlassen.
Wer will, kann mit diesem explodierten Blumenstrauß feuriger Ideen durchaus seinen Spaß haben, aber man merkt deutlich, daß hier einer im Konzert der ganz Großen mitspielen wollte, daß sich aber Coolness nicht in jeden Schauspieler automatisch injizieren läßt.
Vor allem nicht in Geena Davis. (6,5/10)