Review

Der Journalist Luke Palmer leidet seit einiger Zeit unter schrecklichen Alpträumen, in denen ihm eine unheimliche, alte Hexe begegnet und ihn ab und an auch mal enthauptet. Seine Schwägerin und Therapeutin Elsa hat die Vermutung, dass die nicht gerade reibungslose Beziehung zu seiner Ehefrau Martha für Lukes Misere verantwortlich sein könnte, was diesem auch ganz einleuchtend erscheint. Umso weniger begeistert ist er, als Martha ihn aus dem Sanatorium abholt und mit ihm einen spontanen Urlaubs-Trip zu einer angemieteten Villa auf dem Lande unternimmt. Bizarrerweise handelt es sich bei dem Ferien-Domizil um genau das Haus aus Lukes Alpträumen, und so überrascht es einen auch nicht, dass der gebeutelte Journalist schon bald die besagte Hexe umhergehen sieht. Verbergen der blinde Hausbesitzer Mason und dessen Nichte Sharon etwa ein Geheimnis vor ihren Gästen? Es kommt schließlich zu einigen Morden, die John allesamt der Hexen-Gestalt zuschreibt, hinter der er schon bald Martha vermutet, die nachts schon mal schlafwandelnd in der Gegend herumschleicht... Bei dem hierzulande erst mit einigen Dekaden Verspätung unter den unsinnigen Titeln "Ghosthouse 4 - Haus der Hexen" und "Totentanz der Hexen II" auf DVD veröffentlichten Umberto-Lenzi-Heuler "La Casa del sortilegio" handelt es sich tatsächlich nicht um eine Fortsetzung zu Lenzis eigenem "Ghosthouse" von 1988 (im Original "La Casa 3", also in Italien der dritte Teil von "Tanz der Teufel") oder Ulli Lommels 1983er-"Totentanz der Hexen" (aka "The Devonsville Terror", der hier mit garnix irgendwas zu tun hat), sondern um bereits das dritte Sequel zu Lenzis "La Casa delle anime erranti" (oder wie er auf deutsch heißt: "Ghosthouse 3 - Haus der verlorenen Seelen"). Na, alle Klarheiten beseitigt...? Okay, dann können wir ja loslegen. Aller Titel-Verwirrung zum Trotz wurde mit dem hiesigen Release eine letzte, wichtige Lücke in Sache Italo-TV-Trash geschlossen, denn anders als Umbero Lenzis "Gates of Hell", mit dem er sich im selben Jahr ja noch bis auf die Knochen blamiert hat, oder dem auch nicht sehr viel besseren "Black Zombies" (der seine hiesige Premiere ja tatsächlich im Free-TV auf SAT.1 feiern durfte!) hat "Ghosthouse 4" (irgendwie muss ich ihn ja nennen, ich entscheide mich mal dafür) durchaus noch einige unerwartete, atmosphärische Qualitäten vorzuweisen, die ihn durchaus als einen der letzten nennenswerten Nachzügler der 80er-Jahre-Spaghetti-Splatter-Welle erscheinen lassen. Okay, in Sachen Blutvergießen kann man beileibe nicht mehr an den Gore-Gehalt der alten Fulci-Klassiker oder Umberto Lenzis eigenen Kannibalen-Streifen anknüpfen, aber ich denke mal, dass das sowieso nicht beabsichtigt gewesen ist, auch wenn der Cast da doch noch auf recht graphische Art und Weise mit Heckenscheren und Küchenmessern dezimiert wird. Die Augen bleiben diesmal zwar in ihren Höhlen, aber dafür hält es so manchen Kopf nicht mehr auf seinen Schultern, was ja auch nett ist. Recht gediegen in seiner Machart überrascht das Ganze stattdessen mit einer durchaus ansehnlichen Fotografie, die so manchen billigen Masken-Effekt ein wenig aufhübscht und auch durch eine kräftige, satte Farb-Gestaltung überzeugt. Angesichts des sorgsamen Erscheinungsbildes könnte man da doch glatt auf den Gedanken kommen, dass Lenzi hier nochmal einen seiner letzten, raren inszenatorischen Höhenflüge gehabt hat... oder vielleicht liegt es auch nur daran, dass der Film - anders als "Gates of Hell" - nicht nur in ein paar lausigen Pappmaché-Kulissen runtergekurbelt wurde. Sogar die deutsche Synchronisation ist relativ okay geworden und lässt die hirnigen Stilblüten des hiesigen "Gates of Hell"-Debakels außen vor, das seinen wahren Horror ja vor allem auf tonaler Ebene erzeugt hat. So wirklich negativ zu Buche schlagen dann eigentlich nur die wieder mal sehr mäßigen Darsteller (allen voran Napfkuchen Andy J. Forest in der Hauptrolle) und das eher wirre Skript aus Lenzis eigener Feder... und um die Irrealität der Ereignisse à la Lucio Fulci zu händeln und handlungs-mäßig ebenso abseits jeglicher Logik zu verstören wie es einst "Ein Zombie hing am Glockenseil" oder "Geisterstadt der Zombies" getan haben, fehlt es dann doch an der nötigen Finesse von Seiten der Regie. So ist "Ghosthouse 4" unterm Strich dann auch nur ein Epigone unter vielen, der keine eigenene Akzente zu setzen vermag... aber so ein nostalgischer Abstecher in niedere Gefilde kann ja auch seinen Reiz haben. Fazit: Ist nicht schlechter als Luigi Cozzis "Dead Eyes" aus demselben Jahr und bietet ähnlich soliden Hexen-Horror für Allesgucker.

6/10

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