Review

Getreu einer langwährenden Karriere, die sich mehr als offensichtlich aber am Zeitgeist, an den Wünschen und Bedürfnissen des Publikums und so in der Ausübung eines Handwerkes orientiert, füllte Umberto Lenzi mit seinen Arbeiten zum richtigen Augenblick auch das geforderte Volumen. Von den Sandalenabenteuern über Eurospy und Italowestern hin zu später aufsehenerregenden Werken im Milieu von Poliziotteschi und Horror, wobei dort auch die Extreme ausgetestet wurden und die bestehenden Grenzen von vermeintlichen Anstand und Sitte und dem möglichen Zeigbaren gesprengt. Mean Tricks, ein Spätwerk, welches in der Laufbahn weitgehend unbekannt blieb und nur den Komplettisten bemerkt, hat auch seine (wenigen) Szenen voll Blut zu bieten, was in der damaligen Ära allerdings keinen mehr aufregt oder gar stört, und ist ansonsten eigentlich nur wegen zwei Dingen bemerkenswert: Einer Hauptrolle für Charles Napier, und die diesmalige Zuordnung zu einem populären Subgenre, die analog zu den frühen Neunzigern und schon im Originaltitel Hornsby e Rodriguez - Sfida criminale vertreten natürlich dem des Buddy Picture zugewiesen wird:

Nach einer mißlungenen Festnahme vom Kokain-Großhändler Laughton, Spitzname "Cobra", hat sich der FBI Agent Brian Hornsby [ Charles Napier ] aus dem Beruf zurückgezogen und auf das Schreiben über seine frühere Tätigkeit in Form von Lehrbüchern zurückgezogen. Als sein früherer Partner Frank Mendoza [ David Warbeck ] in den Ruf gerät, die Seiten gewechselt zu haben und zu den Kriminellen und Drogendealern übergelaufen zu sein, reist Hornsby nach Südamerika, wo er allerdings zu spät kommt. Mendoza wurde bereits getötet. Um dessen Reputation klarzustellen und die Schuldigen, unter denen er Laughton vermutet, zu finden, wendet sich der "Professor" als den lokalen Cop Inspector Rodriguez [ Stefano Sabelli ], dessen attraktive Sekretärin Candelaria [ Iris Peynado ] ebenfalls Interesse an dem Fall zeigt und mithelfen will. Zusätzlichen Beistand leistet der kampfaktive Reporter Jimmy Gandelman [ David Brandon ].      

Napier hat die Rolle nach all den Klein- und Kleinstauftritten, die prägnant waren, aber in der Funktion für das Drehbuch und die Ereignisse selber nur selten der Rede Wert, hier seine 15min im Ruhm natürlich mehr als verdient. Komplett von vorn bis hinten anwesend und sogar fast in jeder Einstellung zu sehen, lässt sich der Schauspieler von dem ungewohnten Interesse an Ihm auch nicht irritieren und liefert die übliche Leistung auch im Marathon, und nicht nur im Sprint. Napier bleibt dabei in aller Ruhe und dennoch der nötigen Präsenz, zeigt sich als locker im Umgang mit dem Schultern des Skriptes und verleiht Set und Setting das Geforderte an Tragweite und Stellenwert.

Nur leider hält der Text nicht viel bereit und wird aus der Schauspielführung und -leistung allein kein relevantes Abenteuer aus dem Wenigen an Drehbuchfaktoren gestrickt. Die Prämisse steht fest und das Ende kann man sich denken, doch der Weg dahin ist hier von Mühsal und Labsal und auch ein wenig Tristesse trotz der Urlaubsumgebung, den Versatzstücken von Action und Crime und selbst der Rätselraterei in Form eines Krimis statt nur der Verbrecherhatz selber geprägt. Eine Fragerunde, die unseren trinkfesten Ex-Agenten, der hier bewundernd als "Professor" von seinem Partner und irgendwo auch Zögling genannt, durch mehrere Lokale und Instanzen und so im Kreise herum statt direkt voran führt, mit Abstechern in das narrative Nichts, wo man einfach dem Hauptdarsteller weiter am Zusehen ist, aber abseits dessen einfach nichts passiert. "Something is not making sense here" wird von Napier selber kurz vor dem (unspektakulären) Ende geäußert, und ja, recht hat er, und worum es nun so wirklich ging: Man weiß es nicht.

Schade drum, denn das Buddy Picture selber, die Geschichte zweier Verschiedener Individuen, die erst im Gegensatz stehen und nicht zusammen passen und am Ende dann irgendwie schon, wird hier ganz löblich über die Gegebenheiten, die mal zusammenschweißen und dann wieder (kurz) auseinandertreiben und mit durchaus neckischen Wortwitz erzählt. So funktioniert der Film von Lenzi, dem Exploitationhaudrauf, doch wirklich am Besten als Komödie zweier Männer, die beides mehr oder minder Sprücheklopfer und trotz einigen Geballer und viel Frauen im Schlepptau doch irgendwo eher die Loser sind. Lockenkopf Sabelli wirkt in seinen wenigen aufbrausenden Szenen recht fehl am Platz, überzeugt aber als Mündel und auch in den humoristischen Einlagen, auch wenn das ewige "Maria Magdalena!" als Ausruf angesichts des Tohuwabohus um ihn herum auf Dauer leicht entnervend ist. Napier wurde bereits ausdrücklich und ausreichend gelobt, auch wenn der Mann sichtlich keine Dynamik oder Körperkontrolle in den physischen Szenen hat, es darum aber auch so richtig ja gar nicht geht. Auch über den weiteren Cast kann man nicht meckern, technisch ist der Film zwar eher dem frühen Fernsehen zugehörig und steht die Kamera mehr als sie sich bewegt, zeigt dann allerdings eine exotische Location mit Palmen, Sonne, blauem Himmel und allem Eskapistischen, was noch zu Urlaub und Entspannung dazu gehört.

Kleinere Aufreger und andere Weckszenen werden so am Rande des touristischen Geschehens platziert, zu dem gar noch ein unnötiger und gleichsam knapper Ausflug nach Miami und zurück gehört. Actionszenen kann man an einer Hand abzählen, wenn man denn noch alle Finger dran hat, und meist sind diese sekundenkurz und nach ein paar Stößen aus der Maschinenpistole plus zwei Explosionen schon wieder ad acta gelegt.

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