Eigentlich handelt es sich bei „Cool Air“ um eine im März 1926 verfasste Kurzgeschichte aus der Feder des geschätzten wie einflussreichen amerikanischen Schriftstellers H.P. Lovecraft („the Call of Cthulhu“), welche ziemlich genau zwei Jahre später erstmals in einer Ausgabe des „Tales of Magic and Mystery“-Magazins abgedruckt wurde. Im Folgenden soll es hier nun aber um eine gleichnamige Verfilmung eben jener klassischen Materie gehen, die Skript-Autorin Cynthia Curnan („Tales of an Ancient Empire“) im Rahmen ihrer Adaption u.a. in die heutige Gegenwart verlegte und welche von Seiten des B-Movie-Regisseurs Albert Pyun („Nemesis“) innerhalb rund 48 Stunden für nur zirka 10.000 Dollar „weitestgehend spontan“ realisiert wurde – und zwar als sich der Dreh-Beginn seines „One Take“-Werks „Infection“ witterungsbedingt um einige Tage verzögerte. Das war 2005. Erst als sich Pyun in der Zeit danach einigen anderen Projekten (unter ihnen „Left for Dead“, „Bulletface“ und „Road to Hell“) gewidmet hatte, vollendete er die Post-Production-Phase schließlich im Laufe 2012 – was wiederum darin mündete, dass „Lions Gate Home Entertainment“ dem Streifen am 21. Mai 2013 seine US-DVD-Veröffentlichung bescherte…
Um eine dichte Schreib-Blockade zu überwinden, an der er nun schon seit einer Weile krankt, mietet sich der frustrierte Screenwriter Charlie Baxter (Morgan Weisser) ein kleines Zimmer in einem leicht betagten, nichtsdestotrotz aber zweckdienlichen und sauberen Domizil in den Bergen Malibus. Neben der Besitzerin (Wendy Phillips) und ihrer autistischen Tochter (Jenny Dare Paulin) lebt auch noch der ehemalige „Disney“-Zeichner Deltoid (Norbert Weisser) mit in dem mehrstöckigen Gebäude – ebenso wie eine mysteriöse Ärztin namens Shockner (Crystal Green), die aufgrund eines „seltsamen Gesundheitszustands“ nie vor ihre Türe tritt und im Kontext einer „experimentellen Behandlung“ darauf angewiesen ist, dass die Temperatur in ihrer Umgebung auf keinen Fall 55 Grad Fahrenheit überschreitet. Just dann passiert es jedoch, dass Charlie in einem stressvollen Moment einen Herzinfarkt und Schlaganfall erleidet. Nur durchs prompte Eingreifen Shockners überlebt er – worauf sie ihm eine angepasste Medikation zusammenstellt und sich ihm „im Nachhinein“ (im Zuge einiger dramatischer Entwicklungen) gar umfassend anvertraut: Das Erfahrene fasziniert und inspiriert ihn nicht nur, es bereichert obendrein seine Arbeit – allerdings sind etliche der Geheimnisse, welche er auf diesem Wege (u.a. über die Leute um sich herum) erfährt, überaus düster-verstörender Natur...
Insgesamt läuft „Cool Air“ weniger als 78 Minuten. Die ersten 53 Sekunden dieser füllen die „Company Logos“ aus, wonach sechs Texttafeln eingeblendet werden, die dem lesebereiten Zuschauer von einem spanischen Doktor berichten, der im 19. Jahrhundert mit Hilfe eines alten Ägyptischen Artefakts (den „Horns of Werethekau“) Verstorbene zu reanimieren versuchte, gefolgt von weiteren 220 Sekunden an Cast&Crew-Credits – was (summa summarum) bedeutet, dass die konkreten Geschehnisse nicht vor Überschreiten der 6:12er-Marke einsetzen. Per se wäre das alles ja „halb so wild“ – wenn denn nicht die finalen acht Minuten ebenfalls aus ergänzenden Infos in schriftlicher Form, einigen kurzen „Highlight-Clips“ der beteiligten Akteure sowie einem arg langsam durchs Bild kriechenden Abspann bestehen würden. Hinzu kommt noch, dass die verbliebene „Netto-Spieldauer“ von nur knapp über einer Stunde mit gleich mehreren (unnötigerweise) in Zeitlupe dargereichten Sequenzen aufwartet sowie sich das Gebotene (im Ganzen) ungemein tempoarm entfaltet. Es ist nicht bloß deshalb, dass der Film einen viel längeren Eindruck erweckt und zudem (u.a. daraus resultierend) ein ausgeprägtes Maß an „Missvergnügen“ erzeugt – woran letztlich auch einzelne „brauchbare“ Aspekte und Augenblicke nichts mehr wirklich ändern können...
Es ist durchaus eine Herausforderung, sich an der Umsetzung einer Vorlage Lovecrafts zu versuchen: Stuart Gordon („Dagon“) scheint dafür „ein beseeltes Händchen“ zu besitzen – allerdings lassen sich die meisten Vorhaben jener Art „unterm Strich“ als „gescheitert“ charakterisieren. Oft schilderte H.P. die betreffenden Ereignisse strikt aus der individuellen Perspektive eines Erzählers, so wie auch im zugrunde liegenden Fall – etwas, das Curnan und Pyun markant in ihre Herangehensweise mit eingebunden haben: Parallel zum Gezeigten legt Charlie nämlich all seine (den jeweiligen Situationen zugehörigen) Gedanken und Empfindungen in Gestalt eines höchst umfangreichen Voiceovers dar, bei dem so einige der Worte und Formulierungen mit nur geringfügigen Änderungen dem Ursprungsmaterial entnommen wurden. Vorgetragen in einer „distanziert“ anmutenden Stimmlage, gibt es wesentlich mehr innere Monologe als sonst irgendwelche Gespräche zu verzeichnen – worüber hinaus vereinzelte Textzeilen sogar (während ihrer verbalen Darreichung, wohlgemerkt) mit ins Bild hinein projiziert werden. Zwar lässt sich das als eine nette, u.a. dank des Klangs der gewählten Sprache keineswegs unatmosphärische Ehrerweisung ansehen – doch gelingt es dem Werk nur recht unzulänglich, zwischen diesem Stilmittel und „dem übrigen Rest“ eine „ersprießliche Wechselwirkung“ zu kreieren…
Würde man beim Abspielen des Films die Augen schließen, käme es einem annähernd so vor, als würde man sich ein (halbwegs passables) Audio-Book anhören. Die Sache ist nur, dass wir es hier ja eigentlich mit einem „visuellen Medium“ zutun haben – das in dieser Beziehung Präsentierte allerdings weder sonderlich ansprechend noch zufrieden stellend geartet ist. Dem Publikum bleibt es beispielsweise überlassen, sich spezielle „ekelhafte Details“ im Kopfe selbst auszumalen, die Charlie auf jenem Wege (etwa in Anbetracht einer sich zersetzenden Leiche) beschreibt – weshalb man anstelle des „klauenähnlichen Fingers“ oder der „nässenden Fäulnis“ dann auch kaum mehr als seinen angewidert-bestürzten Gesichtsausdruck zu sehen erhält. Obgleich es im Horror-Genre ja manchmal klar von Vorteil ist, das eine oder andere der Vorstellungskraft des Zuschauers zu überlassen, hätte im Vorliegenden vermutlich jedoch wohl keine der zwei Varianten zu einem wahrhaft achtbaren Ergebnis geführt: Unverkennbar spiegelt der generelle Look die zur Verfügung gestandenen (nur sehr geringen) finanziellen Ressourcen der Produktion wieder – ebenso die Qualität der verwendeten CGI-Effekte, welche zumindest aber bloß spärlich eingesetzt wurden sowie zusätzlich (meist) durch relativ dunkel gehaltene Umgebungen noch ein Stück weit „kaschiert“ werden konnten…
Pyun´s Inszenierung mangelt es u.a. an Suspense, Inspiration und Stimmungsintensität: Die creepy-düstere Materie an sich, ein solider Score Antony Riparettis, diverse schräg zur Seite geneigte Kamera-Perspektiven und eine Handvoll seltsamer Einfälle (á la ein Hühner-Embryo im Essen oder ein lange noch zuckendes abgefallenes Körperteil, das kurzerhand im Garten verscharrt wird) reichen einfach nicht aus, um ein vernünftiges „Grusel-Feeling“ zu erzeugen. Regelmäßiges Bildflackern und wiederholt (viel zu oft) eingeblendete Ziegen helfen in der Hinsicht auch nicht gerade weiter. Unterdessen bemühten sich die (allesamt fern von erstklassigen) Akteure im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten redlich um das Meistern ihrer Parts: In der Hauptrolle verbleibt Morgan Weisser (TV´s „Space: Above and Beyond“) leider ein wenig blass, ohne dabei aber wirklich mies zu agieren, sein Vater Norbert („the Thing“) tritt als eigenwilliger, seiner toten Gattin hinterher trauernder Nachbar auf, Crystal Green („the Fence“) portraitiert die unheimliche Ärztin einigermaßen ordentlich, Wendy Phillips („I am Sam“) liefert eine eher schwächere Performance ab und Jenny Dare Paulin („Young Adult“) hat merklich mit der grundlegenden Beschaffenheit bzw. Konzeption ihrer Figur „zu kämpfen“ – dafür aber immerhin das meiste Engagement an den Tag legt…
Innerhalb rund einer Woche verfasst, ist das Skript Cynthia Curnans gar nicht mal so schlecht geraten – nur halt nicht sonderlich ausgefeilt. Die Texttafeln zu Beginn, im Zuge derer u.a. die Kräfte des Ägyptischen Artefakts Erwähnung finden, verraten (z.B.) bereits zu viele Hinweise darauf, was es eventuell mit Shockner und ihrer Forschung so auf sich haben könnte. Die an der Vorlage vorgenommenen Änderungen gehen indes weitestgehend in Ordnung: Jede Figur hat eine angepasste Backstory verliehen bekommen und das Verlegen des Settings von New York nach Malibu fällt ebenfalls nicht weiter ins Gewicht – es sei denn, man stört sich zu stark an der Frage, warum jemand, der konstante Kälte benötigt, sich ausgerechnet in einem Haus in Kalifornien einquartiert hat (so aber führt das Ausfallen der Klimaanlage nun deutlich rascher zu drastischeren Konsequenzen). Nicht nur da ich die betreffenden „medizinischen Eingriffe an ihrer Person“ als durchaus reizvoll empfand, wäre eine Vertiefung der Verbindung zwischen Charlie und der Tochter seiner Vermieterin zu wünschen gewesen – auch wenn die in diesem Zusammenhang genutzte Wortwahl „Autistic Hottie“ einen doch „leicht ungünstig gewählten“ Eindruck heraufbeschwört. Obendrein ist noch anzuführen, dass ihr Schicksal – welches übrigens seitens ihrer eigenen Mutter besiegelt sowie ganz am Ende „rein akustisch“ dargereicht wird – in den finalen Minuten (unweigerlich) für einen zusätzlichen Grad an „Verwunderung“ sorgt…
Fazit: In nur zwei Tagen mit einem absoluten Minimum an Budget realisiert, hat sich Albert Pyun in Gestalt des Horror-Streifens „H.P. Lovecraft´s Cool Air“ zum wiederholten Male an einem (insbesondere für ihn) relativ ungewöhnlichen Projekt versucht. Unglücklicherweise aber entpuppt sich das fertige Ergebnis als ein überaus langatmiges und unaufregendes, dem es in erster Linie an einem ergiebig-höheren Maß an Spannung und Atmosphäre mangelt…
„2 von 10“