Review

Luc Besson's Zukunftsvision ist perfekt gealtert

Ich weiß es noch,  als ob es gestern war: eigentlich wollten wir mit der ganzen Family "Das fünfte Element" im Kino sehen, auf der Schildergasse in Köln (Kino gibt es schon lange nicht mehr), Mitte Oktober 1997. Doch obwohl in der Zeitung noch eine Vorstellung stand (ja, damals guckte man noch in die Zeitung wegen sowas!), hatte ihn an diesem Nachmittag das Kino gerade aus dem Programm genommen... dann gingen wir als mäßigen Ersatz in "Volcano". In mein Herz hat sich Luc Bessons futuristischer Spaßbomber ein paar Monate später auf VHS dann doch noch geschlichen. Wenige Videos habe ich als Halbstarker so oft gesehen, wenige Filme sind so kurzweilig und kinetisch, so kindisch und wundervoll zugleich.

Es geht um Korben Dallas, einen Taxiflieger (heißt das dann so?) in einer Stadt der Zukunft, der halsüberkopf in ein Abenteuer schliddert, in dem es um nicht weniger als das Überleben der Menschheit geht... Designt vielfach von Jean Paul Gaultier, ausgedacht von einem jungen, virtuosen Luc Besson, gespielt mit einem entwaffnenden Augenzwinkern - "Das fünfte Element" ist einer der besten und verkanntesten Science-Fiction-Filme seines Jahrzents. Anders als etliche seiner Filmkollegen aus diesem seltsamen Jahrzent, kann sich dieses unterhaltsame Popcorn-Feuerwerk noch immer sehen lassen und es ist bemerkenswert, wie viel Budget und Freiheit man dem Franzosen damals zugestand. Es hätte nicht nur ein kommerzieller Flop werden können - es wurde ein Erfolg auf allen Linien. Selbst wenn das Einigen damals noch nicht auf Anhieb klar war.

Hirnkost in Filmform sieht anders aus, doch Spaß macht das Ding endlos. Europäischer Schmutzstil trifft auf Hollywood-Budget und -Grandezza. Aus einer Zeit, in der Bruce Willis noch lange nicht auf Autopilot geschaltet hatte, in der Milla Jovovic noch keiner kannte und einfach mal jeder anfing zu Sabbern bei ihr. Selbst Chris Tucker kommt richtig gut mit seiner überdrehten, sexy Art eines Prince des 23. Jahrhundert. Vom pulsierenden Soundtrack über ikonische Allzweckwaffen bis zu Gary Oldman in einer seiner fiesesten Rollen als futuristischer Quasi-Hitler - "Das fünfte Element" ist voll von kleinen, genialen Einfällen, dreckigem Charme und sprudelt über vor Mut, Stil und Inspiration.

Fazitz: weit mehr als nur ein exzentrisches "Die Hard" im All. Damals belächelt, heute geliebt. Die Vision, der Style, die Atmosphäre, die Action - zeitlos cool und 100% eigen. Ein absoluter Hit von Besson, grandiose Sci-Fi kann er. Jetzt heißt's: für "Valerian und die Stadt der tausend Planeten" das Beste hoffen und diesen modernen Klassiker in seiner baldigen Wiederaufführung im Kino genießen! Auch ich - endlich!

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