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Autoren, Drehbuchschreiber und auch Regisseure kopieren. Das ist so, war so und wird wohl immer so sein. Nun will ich das auch gar nicht mal zur Gänze verdammen, denn letztlich wurde in der Geschichte der Literatur wohl schon jedes erdenkliche Thema bis zur Gänze auszelebriert und so bleibt jedem neuen Schreiberling letztlich nur, seinen eigenen, so möglich genialen, Mix daraus zu komponieren. - Wie der Amerikaner sagen würde: "You live what you learn". Auch ich selbst ertappe mich immer mal wieder dabei, wie ich schreibtechnisch in die stiltechnischen Spuren meiner indirekten "alten Meister" a la Tetsuhiko Hara oder Ralph Karrels (Das "Video Games"-Magazin war die Bibel meiner Jugendtage) trete. - 'Wir wollen Luc Besson hier also nicht weiter ankreiden, das er hier mehr als starke Anleihen von Bladerunner nimmt. Der besagte Kultstreifen war selbst zum Drehzeitpunkt des besprochenen Werkes schon alt Lavendel und der überwiegende Teil der Jugend dürfte ihn wohl schon nicht mal mehr gekannt haben. Warum also nicht eine gute Thematik mit den neuen Möglichkeiten der Technik und dem Zeitgeist entsprechend aufbereiten.

Doch, so frapierend die Stilentlehnungen der Settings in Bezug auf Bladerunner auch sind: Storyline und Auslegung bewegen sich siriusfern davon. Besson zielt nicht im Mindesten auf die tiefsinnige Endzeitstimmung und nachdenkliche Schwere des Harrison Ford-Klassikers ab, sondern fährt hier im krassen Gegensatz klassisches Popcornkino, das weniger bis gar nicht auf Inhalten, denn auf nahtloser Action aufbaut. Und das für meinen Geschmack sogar etwas ZU sehr und mit ZU wenig Gespür für das Maß der Dinge.

Denn um den Plot ohne Haareraufen und Krampfanfälle ob der zahllosen storytehsnischen Löcher und Ungereimtheiten schadlos zu verkraften, sollte man den Denkapparat tunlichst gleich zu Anfang auf halbe Leistung und das Toleranzlevel auf Maximum setzen. Denn, seien wir ehrlich: Originell sieht anders aus. Da reihen sich althergebrachte Null-Acht-Fuffzehn-Charakterschemen (inklusive der passenden Verhaltensweisen und Szenen) in einer Geschwindigkeit aneinander, das einem als  Filmkenner fast schon Angst wird. Kein Gag, der zu alt wäre als das "ol' Luc" ihn hier nicht wieder pflichtschuldigst brächte, keine abgegriffene Actionroutine tief genug vergraben als dass der Franzose sie nicht wieder exhumieren hätte können.

Und so mögt Ihr nunmehr, nach diesen meinen Zeilen, zu dem Schluß kommen der Film sei ein völlig unsehenswehrter, bornierter Schwachsinn... - Nun, irgendwie hab Ihr ja recht... Und ich auch... - Bis auf die mir unerklärliche Tatsache, dass das Ganze ein sehr wohl sehenswehrter, bornierter Schwachsinn ist.

Denn so mangelhaft die Storykonzeption, so wirr der Plot auch sein mag: Haudegen Bruce Willis, Beauty Mila Yovovich in ihnen auf den Leib geschneiderten Rollen kombiniert mit Luc Bessons bis dato ungekannten Talent für geistlose aber nichtsdestotrotz unterhaltende Kurzweiligkeit gleichen die zahllosen Mängel dieses Streifens erstaunlicherweise und mirakulös wieder aus und lassen das Ansehen des Films doch noch zum vergnüglichen Popcornkinoabend ohne jegliche Langeweile führen. Und auch wenn wahrscheinlich kein einziger Mensch nach erstmaliger Sichtung nachher rekapitulieren können wird, was in der Handlung nun eigentlich noch genau vor sich ging. Man verläßt den Kinosaal/Bildschirm doch aus irgendeinem Grunde (Und ich kann ihn wirklich nicht klar umreißen... o.O) doch bestens unterhalten... - Und wahrscheinlich war es doch letztlich auch nur das, was der Regisseur hier beabsichtigte... Ergo: Mission accomplished.

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