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Nach dem Erfolg seiner modernen Klassiker „Nikita“ und „Léon“ hatte Frankreichs Ausnahmeregisseur Luc Besson endlich die Reputation, die er brauchte, um sein lang gehegtes Wunschprojekt „The Fifth Element“ zu realisieren. Mit dem stattlichen Budget von 80 Millionen Euro, eine finanzielle Dimension die außerhalb Hollywoods bis dato beispiellos war, zeigt er, dass man der Traumfabrik auch in Europa Paroli bieten konnte und engagierte dafür die Creme de la Creme des französischen Kinos: Kameramann Thierry Arbogast „Léon“, „Die purpurnen Flüsse“) und Komponist Eric Serra („Léon“, „GoldenEye“). Das Design der Kleidung übernahm mal eben Modezar Jean-Paul Gaultier.

Der poppig-bunte, abgedrehte Science-Fiction-Streifen darf sich nicht nur mit makellosen Effekten, viel Humor und Bombastaction rühmen, sondern wird auch noch von Bruce Willis („Die Hard“, „Last Boy Scout“) in der Hauptrolle veredelt. In allerfeinster „Die Hard“ – Manier muss sich er sich als zynischer und cooler Antiheld Korben Dallas durch Heerscharen von Gegnern ballern, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Das Böse ist nämlich auf dem Weg zu uns und kann nur durch die 5 Elemente aufgehalten werden. Die gilt es zu finden und an ihren Bestimmungsort zu bringen.

Dass „The Fifth Element“ nun tatsächlich aus unserem Nachbarland kommt und nicht in Übersee realisiert wurde, sieht man dem Film in keiner Minute an. Es ist schwer unterhaltsames Popcornkino, dass nach 7 Jahren nicht an Schauwerten eingebüßt hat und immer noch genau so viel Spaß wie damals macht. Man spürt Bessons Liebe, die der heutige Produzent von Kommerzmassenware inzwischen vermissen lässt, hinter diesem Projekt. So viele Nebenrollen sind mit bekannten französischen Namen wie Mathieu Kassovitz („Die fabelhafte Welt der Amelie“)oder markanten B-Mimen wie Brion James („Tango & Cash“, „Steel Frontier“) und Tom „Tiny“ Lister Jr. („Men of War“, „No Holds Barred“) besetzt. Auch Kim Chan („Lethal Weapon 4, „The Corruptor“) hat eine kleine Rolle als fliegender Junkfoodverkäufer abgekommen. Am ehesten im Erinnerung bleibt aber wohl Chris Tucker („Rush Hour“, „Money Talks“), der mir hier merkwürdigerweise nicht auf den Wecker geht und als DJ Ruby Rhod einen homosexuell angehauchten, hyperaktiven Dauerständer mit referenzverdächtigen Laberattacken gibt. Zu dem illustren Cast gesellen sich auch Gary Oldman (selbstverständlich als schmieriger, gieriger, Bösewicht, selten war er besser als hier), Ian Holm als renitenter Priester und die junge, süße Milla Jovovich, die damit ihren Durchbruch schaffte und jüngst sehr erfolgreich in den beiden „Resident Evil“ – Adaptionen mitwirkte.

Wenn man sich an einer Schwäche hochziehen will, dann ist es der Plot, denn der ewig während Kampf um Gut und Böse ist so alt wie das Science-Fiction-Genre selbst und Besson verknappt hier auch einiges, indem er reichlich viel Kompliziertes unkompliziert abfertigt. Außer den Kritikern fragt da eh keiner nach. So ist zum Beispiel Leeloos (Milla Jovovich) „Geburt“ mit reichlich Fragezeichen versehen. Doch um einen knackigen Plot geht es Besson hier gar nicht. Er setzt auf Optik und Tempo – sein Plan geht auf.

Ohne lange zu zaudern, lässt er Leeloo auf ihrer Flucht in Korbens Taxi knallen, auf dass der dann erst in einer aberwitzigen Raserei durch das futuristische New York vor zig Polizeiwagen flüchtet, um dann mit ihr eine Odyssee zur Rettung der Welt anzutreten. Der über die Vorhersehung Bescheid wissende Priester Vito Cornelius (Ian Holm, „The Day After Tomorrow“, „The Lord of the Rings“) verkompliziert die Sache mehr, als dass er den bald von ganz oben instruierten Ex-Spezialeinheit-Soldaten bei der Sache zu unterstützen. Zu allem Überfluss drängt nicht nur die Zeit, sondern auch die Geduld von Bösewicht Jean-Baptiste Emanuel Zorg (Gary Oldman, sein erster Auftritt hier ist unvergesslich, „Air Force One“, „Lost in Space“) ist bald am Ende. Der macht nämlich gemeinsame Sache mit dem Bösen und will die 5 Elemente daher für sich.

Bis es zum Showdown kommt, vergehen zwei furiose Stunden, die nur auf der Zielgeraden mit ihrer zu penetranten, Moral gesäuerten Message ein bisschen Qualität einbüßen. Bis dahin gibt es jedoch einiges zu sehen und die Schauwerte scheinen Besson gar nicht auszugehen. So ideenreich wie „The Fifth Element“ von hinten bis vorn durchdesignt ist, kann man in fast jeder Szene die Liebe zum Detail, den obsessiven Besson entdecken. Da ist seine Vision von New York wirklich nur der Appetizer zum Vorwärmen. Spätestens wenn ein zerschrammter, schrittweise resignierender Bruce Willis in zerrissenen Klamotten und mit einem Batzen Oneliner auf den Lippen dann das von Außerirdischen gekaperte Schiff in einen Kriegsschauplatz verwandelt, bleibt kein Auge mehr trocken. Es macht einfach Laune den damaligen Actionstar dabei zuzusehen, wie er sich in seinem Metier nach Herzenslust austoben darf.

Das i-Tüpfelchen der ganzen Angelegenheit ist der Sinn für Humor. Bei all dem grellen Bombast, den Besson hier vom Stapel lässt, nimmt er die Chose hier nie vollends ernst und so hat Korben mit seiner Schwiegermutter zu kämpfen, reichlich skurrile Nebenfiguren geben sich die Klinke in die Hand und wem das immer noch nicht reicht, der wird vom Wortwitz erschlagen. Viel besser kann moderne Science-Fiction, wenn sie denn auf eine Popcorn kauende Zielgruppe ausgelegt ist, kaum noch sein.


Fazit:
„The Fifth Element“ ist ein schwer unterhaltsames Vergnügen aus Frankreich, dass sich vor allem dank seiner poppigen Optik aus dem Science-Fiction-Einerlei abheben kann. Luc Besson muss hier all seine Kraft verbraucht haben, anders sind seine deutlich schwächeren Folgearbeiten (ob als Produzent oder Regisseur) kaum zu erklären. Mit seinem hohen Tempo, den guten Effekten, Bombastaction, dem treffsicheren Humor, sowie einem mal wieder sich in seiner Paraderolle als abgehalfterter und zynischer Antiheld problemlos zurecht findenden Bruce Willis, sei der Film jedem Freund der spaßigen Science-Fiction ans Herz gelegt. Wem das nicht reicht, der kann ja die bekannten Gesichter in den Nebenrollen zählen.

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