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„Ausnahmezustand“ erweist sich als brisanter Polit-Thriller, der durch die Geschehnisse des 11. September 2001 eingeholt wurde.
Begonnen wird das handwerklich sehr gehr gut gemachte Werk mit einer Parallelmontage: Während Nachrichten über Terroranschläge berichten, werden ein terroristischer Scheich und seine Bewacher von einem US-Team übermannt. Der Beginn hat einen Sinn, der sich dem Zuschauer erst später im Film erschließt. Zudem kann Regisseur Edward Zwick noch Bruce Willis zeigen, denn auch der wird erst nach geraumer Zeit in Aktion treten dürfen.
In New York wird indessen FBI-Agent Anthony ‘Hub’ Hubbard (Denzel Washington) zur Vermittlung bei einer Geiselnahme in einem Bus gerufen. Der erste Anschlag erweist sich als Warnung, in der nur eine Farbbombe gezündet wird, aber schon der nächste Anschlag kostet Menschenleben. „Ausnahmezustand“ ist auf jeden Fall kompromisslos in der Darstellung der Anschläge und schont den Zuschauer nicht. Da ist Saubermann Denzel Washington noch der einzige Grund an das Gute zu glauben.

Als die Bedrohung noch größer wird und die Terroristen die Herausgabe des Scheichs verlangen, ist das FBI überfordert – zumal sie angesichts der Forderungen nur Bahnhof verstehen, da sie gar nicht wissen, in wessen Gewahrsam sich der Scheich befindet. Zur Hilfe bei der Aufklärung eilt auch Auslandsexpertin und CIA-Agentin Elise Kraft (Annette Benning) – weil sie selbst nicht ganz unschuldig an dem Aufstieg der Terroristen ist. „Ausnahmezustand“ hält zwar das Klischee des CIA als schmutziger global player hoch und Annette Benning ist nur begrenzt für die Agentenrolle geeignet, aber zum Glück kommt kein dumpfer Hurra-Patriotismus auf, sondern eine erstaunlich kritische Haltung dem eigenen Land gegenüber.
Doch dann werden die Anschläge dermaßen heftig, dass der Präsident den Ausnahmezustand in New York verhängt und General William Devereaux (Bruce Willis) dorthin schickt, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Von da an beginnt eine Massenvorgehen gegen Personen arabischer Herkunft von dem auch die Familie von Hubs Partner Frank Haddad (Tony Shalhoub) nicht verschont bleibt.
Die Handlung ist spannend und behandelt das Thema Terrorismus meines Erachtens auch auf eine zweitseitige, nicht flache Weise. Dabei sind die Wendungen des Drehbuchs gut erdacht ohne unglaubwürdig zu wirken; vor allem das Ende wartet mit einer perfiden Überraschung auf. Allerdings könnte die zweite Hälfte ein wenig mehr Spannung vertragen.

Die Atmosphäre ist packend und kompromisslos. Denn sowohl die Terrorakte als auch die Vergeltungsmaßnahmen werden ungeschönt gezeigt; Ausnahme ist die Geiselnahme in der Schule, wo der zum Helden stilisierte Hollywood-Saubermann Denzel Washington den Geiselnehmer erledigt. Auch die Atmosphäre bei dem Eingreifen des Militärs (Gefangenenlager für die Araber etc.) ist bedrückend, da das Ganze sehr real wirkt.
Die Besetzung der Hauptrolle mit Denzel Washington hat ihre Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite ist Washington ein sehr guter Darsteller, der sich auch voll in seine Rolle reinhängt, aber sein porentief reines Image geht ein wenig auf Kosten der Kompromisslosigkeit des Films. Annette Benning kauft man die Rolle als knallharte Agentin auch nur halb ab. Bruce Willis hingegen ist beindruckend unsympathisch als militärischer Sturkopf. Allerdings ist seine Rolle eher klein und auch wenn er einmal schreit „Ich bin das Gesetz“, tritt er nicht auf die Art seiner Rollen als John McClane und Joe Hallenbeck in Aktion.

„Ausnahmezustand“ ist ein packender, kompromissloser Terrorismus-Thriller mit einigen kleiner Schwachpunkten.

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