Was hätte Brandon Lee in seiner Karriere bloss noch alles zustande bringen können, wenn er nicht so jung ums Leben gekommen wäre? In Anbetracht von „Rapid Fire“ möchte man am Liebsten gar nicht weiter darüber nachdenken, da es kaum aus zu denken ist, was seine in diesem Film erst richtig deutlich werdenden Talente ihm noch alles von der Sorte ermöglicht hätten.
Mit einigen Anleihen bei „Showdown in Little Tokyo“, wo Brandon neben Dolph Lundgren ja nur zweite Geige spielen durfte, spielt sich hier eine Story über einen Kunststudenten (Brandon Lee) ab, der durch Zufall mit einer Bande von einflussreichen Dealern aneinander gerät. Es wird jedoch schnell offensichtlich, dass sich die Handlung nicht etwa einer eingehenden Behandlung der Drogenthematik widmet, sondern lediglich als Aufhänger für eine Aneinanderreihung von zahlreichen Actionsequenzen dient. Dementsprechend beinhaltet auch der Anfang des Films schon ein kleines Duell, das Lust auf mehr machen soll. Was dem folgt, ist ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht: Mit perfekt ausgearbeiteten und abwechslungsreichen Kampfszenen, wie sie leider den meisten Genre-Vertretern bis heute eindeutig fehlen, wird bis zum Schluss spitzenmäßige Unterhaltung geboten. Zwischendurch gibt es dann natürlich auch noch ein paar Schiessereien und Verfolgungsjadgen, beides von relativ geringen Ausmaßen, damit das Programm ordentlich abgerundet wird und die Fights gleichzeitig im Vordergrund bleiben.
Die Klasse seines Vaters erreicht Brandon allerdings nicht, dazu fehlt es den Kämpfen an Waffeneinsatz und Gegnergrössen. Mit einer Szene, die dem „Schwert-gegen-Nunchaku“-Duell („Fist of Fury“) oder der legendären Konfrontation im Kolosseum („Way of the Dragon“) vergleichbar wäre, ist’s also durchweg Essig. Auch hat Brandon nicht dieselbe ausdrucksstarke Persönlichkeit, die Bruce schon ohne jeglichen mimischen Einsatz auszeichnete. Zwar kann er sich an der Seite seiner Partnerin (Mannweib Kate Hodge) einigermaßen behaupten, während er gegen die anderen Darsteller wie Powers Boothe, dem man den abgebrühten Bullen richtig abkauft, und Raymond J. Barry doch sehr blass wirkt.
Fazit: Toller Actionkracher, der seine Abhebung vom Genre-Durchschnitt vor allem den artistischen Kampfszenen verdankt.