Schade um den frühen Tod…
Wenn man es im Zeitalter der harten Actionfilme einem Schauspieler gegönnt hätte, den Durchbruch zu schaffen, dann wäre das Brandon Lee gewesen. Drei Filme, drei Volltreffer! Doch ein Volltreffer hat das Leben des sehr kampfsporttalentierten Mimen ruckartig beendet, und so sieht man sich „Rapid Fire“ immer wieder gerne, aber mit großem Bedauern an, denn man weiß genau, was angesichts der Martial Arts möglich gewesen wäre. Doch all das führt ja nicht weiter, es hat halt nicht sollen sein. Nachdem Lee beim „Showdown in Little Tokyo“ noch den übergroßen Lundgren ergänzen durfte, ist „Rapid Fire“ sein erster Streifen mit Hauptrolle. Und er schlägt sich mehr als wacker, obgleich die Story wieder einmal keinen Blumentopf gewinnt. Aber um gute Geschichten ging es damals auch gar nicht, die besten Filme waren die, die den Hauptdarsteller von einer Bredouille in die nächste hetzten und dabei keine Möglichkeit ausließen, mal eben schnell, quasi en passant, eine Keilerei zu inszenieren.
Und davon gibt es angesichts der Konstellation in diesem Film mehr als reichlich. Lee spielt den Studenten Jake, der bei einem Mord den Täter gesehen hat und nun vom FBI als Zeuge nach Chicago eingeladen wird. Soweit, so schlecht, denn der Mörder ist Mafiosi, schmiert Leute beim FBI und hat zudem noch Ärger mit seinen thailändischen Drogenlieferanten, die wiederum seit zehn Jahren von einer kleinen Abteilung der Chicagoer Polizei überwacht werden. Also gibt es eine Menge Leute, die Jake tot sehen wollen, die dieser aber, meist in Selbstverteidigung, ebenfalls über den Jordan befördert. Im Grunde genommen sehen wir den Kampf eines arglosen Mannes gegen mehrere Übermächte, dabei noch eine kleine Liebesgeschichte und zudem noch die Story rund um einen Vaterersatz, denn Jakes Vater wurde beim „Massaker in China“ getötet – ein netter Hintergrund, ganz anders als bei den üblichen Verdächtigen des Genres.
Man setzt hier auf Action, und auf nichts anderes, und das, lieber Leser, ist auch gut so. Etwa ab Filmminute 12 folgt ein Fight auf den nächsten, allesamt blutig, allesamt hervorragend choreographiert und mit schicker Rockmusik unterlegt. Powers Boothe als Polizist paßt hervorragend in die Rolle des knurrigen Ersatzvaters, hier und da sehen wir die üblichen Verdächtigen des B-Movie-Genres, und über allem schwebt der schnelle und sehr begabte Brandon Lee, der sich ein ums andere Mal dank seiner Kampfkünste und Beweglichkeit aus brenzligen Situationen befreien kann. Es ist eine Freude, hier Zeuge zu sein, das ist Kino rein für die Augen, denn die Story ist leider nur eine Aneinanderreihung weithin bekannter Stereotypen. Wenn man aber darum weiß und als Fan des Genres auch gewissenhaft ignoriert, dann wird man hier bestens bedient. Es hapert vielleicht noch an ein paar lässigen Dialogen, aber meine Güte, man soll nicht immer meckern – es ist einfach schade um Lee, 9/10.