Die Karriere von Brandon Lee („Laser Mission“, „Showdown in Little Tokyo“) war schon zu Ende als sie begonnen hatte. Zwei Jahre vor seinem tragischen Tod, während der Dreharbeiten zu „The Crow“, lieferte er mit „Rapid Fire“ einen schnörkellosen, stilistisch noch ganz den Traditionen der Achtziger folgenden, kurzweiligen Actionthriller ab, für den sich niemand anderes als der genreerfahrene Actionexperte Dwight H. Little („Marked for Death“, „Anacondas: The Hunt for the Blood Orchid“) verantwortlich zeigt.
Drehbuchautor Alan B. McElroy, bekannt für kurze, knackige Skripte („Ballistic: Ecks vs. Sever“, „Wrong Turn“) liefert eine nahezu ideale Vorlage, um Brandon Lee als Jake Lo in spektakuläre Fights und blutige Shootouts zu manövrieren. Der Kunststudent, der einst seinen Vater während einer Demonstration in China verlor und seitdem nichts mehr von Politik wissen will, muss während eines unfreiwilligen Besuchs einer von ihm eigentlich gemiedenen Friedensveranstaltung mit ansehen, wie der bankrotte Gangster Antonio Serrano (Nick Mancuso, „Ticket to Heaven“, „Firefight“) einen Mord begeht und von nun an Jagd auf ihn macht. Der als Kronzeuge ins Visier des FBI geratene Jake ist bald nirgends mehr sicher, zumal Serrano auch innerhalb der Polizei seine Männer hat.
„Rapid Fire“, so gemächlich sein Beginn zunächst auch ist, zeichnet sich durch ein erstklassiges Actionfeuerwerk aus, das von der zweckmäßigen und deswegen auch wenig innovativen Handlung zusammengehalten wird. Herausragend dabei natürlich die glänzend durchchoreographierten Martial-Arts-Fights mit Brandon Lee, der sich hier als seines Vaters Erbe würdig erweist und einige atemberaubende Einlagen zum Besten gibt. Das Mobiliar wird zumeist komplett zerlegt und Gerätschaften zweckentfremdet. Ist kein Herankommen an die Gegner möglich, wird halt zur Pistole oder Pumpgun gegriffen, woraus einige blutige Shootouts resultieren. Warum Lo als Kunststudent so perfekt mit Schießprügeln umgehen kann, wird dabei nicht hinterfragt ;)
Brandon Lee zeigt sich inmitten der Actionorgien durchaus selbstironisch, unbeherrscht und zynisch, lässt große schauspielerisches Können aber natürlich vermissen. Die geheime Akte um seinen verstorbenen Vater besitzt dabei nur Alibicharakter.
In die Ecke gedrängt und verraten, vertraut er sich schließlich den Cops Mace Ryan (Powers Boothe, „Southern Comfort“, „Sudden Death“) und Karla Withers („Leatherface: Texas Chainsaw Massacre III“, „The Hidden II“) und beginnt mit beiden auf eigene Faust zunächst Serrano und dann dessen Zulieferern das Handwerk zu legen.
Eine erotische Romanze mit Karla darf dabei natürlich genau so wenig fehlen, wie eine raue Freundschaft zu Mace. Schließlich nimmt das Trio final zu dritt einen Drogenumschlagplatz, getarnt als Wäscherei auseinander. Hier treten übrigens auch die beiden legendären Stuntmänner Al Leong und Gerald Okamura auf. Leong hat hier sogar mehr Screentime als gewohnt und darf sich einen relativ langen Fight gegen Lee gönnen.
Der Härtegrad ist genretypisch hoch und die ideale Begleitung von Hardline sorgt für nostalgischen Charme, weil die Stücke noch sehr an Stücke der Achtziger erinnern. Grandioser Höhepunkt des Zusammenspiels von Musik, Shootouts und Martial-Arts ist die sich zu einer Straßenschlacht ausweitende Festnahme Serranos, der in seinem Restaurant ein großkalibriges Arsenal verschiedenster Feuerwaffen versteckt und deswegen der draußen in Deckung gehenden Polizei ordentlich einheizt.
Erwähnt seien ergänzend noch die spektakulären Blechschäden mit anschließenden Explosionen. Der Actionschwerpunkt liegt zwar auf Schießereien und Shootouts, aber wenn ein Auto mal brennend durch die Luft fliegt und explodierend aufschlägt, erweist sich Little auch hier als Könner. Nur schade, dass er nie wieder die Chance bekam so eine straighte Actionkost zu inszenieren.
Fazit:
Kurzweiliges, knapp eineinhalbstündiges Actionfeuerwerk mit stark choreographierten Martial-Arts-Fights, blutigen Schießereien und spektakulären Blechschäden, Der Alibicharakter des Plots fällt da kaum noch ins Gewicht. Dem talentierten Brandon Lee fehlt es zwar an Charisma, was er mit passenden Oneliner zwar weitestgehend wett machen, aber nicht komplett vergessen machen kann, doch dafür gibt es in „Rapid Fire“ zusätzlich noch einen tollen Score und optische Leckerbissen (z. B. die brennende Wäscherei zum Schluss).