Review

Ingmar Bergman kennt man ja meistens nur von eher deprimierenden Meilensteinen wie "Das Schweigen". Dass der gute Mann es auch ganz anders, nämlich witzig und charmant, kann, beweist er mit diesem turbulenten Liebesreigen.

Die Geschichte von "Das Lächeln einer Sommernacht" ist schnell erzählt: Der selbstgefällige Advokat Frederik Egerman bittet seine ehemalige Geliebte, die erfolgreiche Schauspielerin Desiree, um Rat. Das Verhältnis zu seiner jüngeren Frau Anne ist nämlich alles andere als gut. Offenbar ist dem Paar über die gemeinsamen Jahre hinweg die Leidenschaft abhanden gekommen, was Frederik gerne ändern will. Desiree hat jedoch ihre eigenen Pläne...

Angesichts dieser kurzen Inhaltsangabe ist nun nicht unbedingt augenfällig, dass es sich beim "Lächeln" tatsächlich um eine Komödie und kein düsteres Drama handelt. Aber Bergman beweist jede Menge Gespür für gesellschaftliche Spitzen, sodass mitunter beinahe eine Satire aus dem ganzen wird. Überraschend für die damalige Zeit ist, wie freizügig die Dialoge und die Situationskomik oft ausgefallen sind. Dem Regisseur gelingen beeindruckende Momente prickelnder Erotik und Sinnlichkeit, ohne dabei anstößig zu werden. Vielleicht ist dies der Grund, dass der Film auch nach über 50 Jahren nichts von seiner Frische und seinem Temperament verloren hat. Und ja: Bergman hat tatsächlich ein Händchen für diese Art von Humor, der von scharfzüngig bis ausgelassen reicht, dabei aber nie in die Klamaukschublade abrutscht. Man spürt ganz deutlich William Shakespeare und seinen "Sommernachtstraum", der hier offensichtlich als Vorbild dient. Kein Wunder, ist die Handlung doch ähnlich aufgebaut. Im Gegensatz zu Shakespeare verzichtet Bergman jedoch auf jegliche phantastischen Elemente. Ganz so als müsste der Mensch für sein Handeln die alleinige Verantwortung tragen. So ist es denn auch ein aphrodisierender Trunk, der hier eine Art Katalysatorfunktion einnimmt und die Charaktere zum entschlossenen Handeln treibt. Die größte Stärke des Films ist sicherlich, dass nichts wirklich gewiss scheint. Heitere Momente wechseln mit melancholischen Einsprengseln, sodass man sich als Zuschauer ständig fragen muss, ob die Figuren überhaupt ein Happy End erleben werden. So ist es auch, neben den spielfreudigen Darstellern, von denen besonders Gunnar Björnstrand und Eva Dahlbeck als einstiges Liebespaar herausstechen, diese unterschwellige Spannung von Bergmans Inszenierung, die zu fesseln vermag und "Das Lächeln" aus dem Gros ähnlicher Streifen heraushebt. Ein Meisterwerk ist es deshalb zwar nicht, denn dafür wirkt das Skript mitunter etwas zu holprig (besonders was den etwas wirr erscheinenden Plan der Frauen gegen Ende anbelangt), aber ein schönes Juwel, das dem Zuschauer ein wohliges Lächeln aufs Gesicht zaubert und das seinen Platz im Herzen eines jeden Cineasten finden sollte. Schließlich ist dieser Film ein gutes Beispiel dafür wie gepfeffert und geistreich Comedy damals sein konnte, ohne sich, im Gegensatz zur heutigen Zeit, in überflüssigen Zoten zu verlieren.
Dafür gibt es- mit einem breiten Grinsen- 8 von 10 Punkten!

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