Glaube versetzt Eisberge
Vielleicht hat Ingmar Bergman mit „Winter Light“ einen wahrhaft göttlichen Film erschaffen - und einen höchst kritischen gegenüber der Kirche und dem Glauben zugleich. Das Vorbild für „First Reformed“. Bergmans Lieblingsfilm seines eigenen Oeuvre. Über einen Priester, der mit sich selbst und Gottes Abwesenheit kämpft, den Gästen und Mitgliedern seiner Kirche sowie einer Verehrerin keine Hilfe oder Liebe bieten kann…
Gott ist weg… oder gar tot?
„Licht im Winter“ ist ein äußerst persönlicher Film. Ein intimer Film. Ungefiltert, ungeschönt, ungekünstelt. Sehr menschlich, trotz seiner religiösen Tiefe und Themen. Gerade wegen ihnen. Bergman pur. Wie eine Kinokur. Rund um die Uhr. Und stur. Sonne perfekt einfallend durch die Kirchenfenster. Schrot durch den Schädelknochen. Beleidigungen an die mögliche Retterin. Verzweiflung eines Glaubenden. Angst vor der Welt. Vor dem Scheitern. Stille am See, Stille im Schnee, Stille oh weh. Überall riecht es nach Niederlage, Tod und Verwesung. Gesichter mal wieder wie Landschaften, Augen wie kaum endliche Tunnel. Bibbernde Schweißperlen. Abwesende Leidenschaft. Leere Seelen. Ausgehüllte Haut. Der Wald vor lauter Bäumen. Heilig. Herrlich. Hochfein. Ein Festtagsfilm, der einen bis ins Mark erschüttern kann. Vom Charakter bis zum Glauben. Vielleicht kommt das Ende ein bisschen plötzlich. Aber selbst das ist dann nur ein weiterer Stich ins Herz. Und Nykvists naturalistische Kamera… ein Traum.
Depressionen und Dorfgeflüster
Fazit: konzentrierter, religiöser und mächtiger war Bergman selten… „Licht im Winter“ ist einer seiner krassesten, pursten und besten Filme. Nicht umsonst ein absoluter Favorit seiner Fans. Und ihm selbst. Kino wie eine eiskalte Messe. Unglaublich, wie gut das ist.