Hollands bekannteste TV-Exportschlager dürften neben Rudi Carrell und Linda de Mol die "Flodders" sein, die wohl asozialste Familie neben den "Bundys" - wenn nicht noch ein paar Spuren derber. Der erste und beste Teil der "Familie zum Knutschen", so der deutsche Titel, ist eine grandiose Spießbürgersatire und ein Aufruf zu mehr Menschlichkeit.
Die Story ist bekannt: die Familie Flodder wohnt in einer toxisch verseuchten Gegend, soll umgesiedelt werden. Der Sozialarbeiter Werner (der den Beinamen "alter Wichser" trägt) setzt alles daran die Familie in die Siedlung "Sonnental" zu bekommen, auch ob des Wissens das die Lotter-Familie inmitten den Neureichen, Ärzten und Schickimickis es schwer haben wird sich zu behaupten. Doch da liegt er falsch: die bunte Familie, so asozial sie auch sein mag, setzt sich nach und nach durch und enttarnt dabei das scheinbar so idyllische Leben hinter den Fassaden der Spießbürger...
...natürlich mit so viel Witz und derben Humor das man aus dem Lachen nicht mehr heraus kommt. Eigentlich zündet jeder Gag, von Anfang an. Und das bei knapp zwei Stunden Lauflänge in der so gut wie kein Leerlauf stattfindet; sogar ein paar wilde Actionszenen (Autoverfolgungsjagden, Amoklauf mit Panzer) gibt es die recht ansprechend in Szene gesetzt sind und die kurzweilige Handlung etwas auflockern. Den größten Witz zieht der Film jedoch aus dem Kontrast sozial und asozial, wenn man auch vorsichtig mit den Wörtern umgehen sollte da man bei beiden Seiten liebens- wie auch hassenswerte Seiten findet. Natürlich liegt hier die meiste Charakterisierung bei den "Flodders"; wirklich herrlich die Vielzahl unterschiedlicher Personen. Die Tochter (Tatjana Simic) pimpert mit jedem von dem sie Geld bekommt, ansonsten mit ihrem Bruder. Bietet also Platz genug für Humor der extremsten Art, auch viel nackte Haut (diverse Sexszenen und Traumsequenzen) gibt es zu sehen. Eine der wenigen aus der Reihe die bekannter wurden, Aufnahmen im "Playboy" dürften bekannt sein.
Weitere darstellerische Highlights sind Obermacho Johnny (Huub Stapel) der u.a. Regie bei "Fahrstuhl des Grauens", "Verfluchtes Amsterdam" führte, hier eine Braut nach der anderen flachlegt. Natürlich immer unter der Obhut von Mama (Nelly Frijda), die sich ihren Schnaps selber braut, immer Zigarre raucht und auch nicht davor zurückschreckt den Köter namens Whiskey zu treten oder ihre kleptomanen Kinder zu schlagen. Und das sind nur der Familienmitglieder; eigentlich die drei besten und die die meiste Screen-Time haben. Gut sind sie alle, bis so gut wie in alle Nebenrollen passabel besetzt und alle samt sehr spielfreudig. Die Handlung verläuft dabei in geordneten Bahnen, die Familie kommt an, eckt an und wird schließlich doch irgendwie akzeptiert. Die eher einseitige Geschichte wird dann eben durch überzeichnete Charakter ausgeglichen; begleitet durch eben viel Wortwitz und vielen derben Ideen.
Eigentlich sollte jeder zumindest den ersten Film kennen, er lief ja schon öfters im TV; wenn auch leicht "kastriert" da manches wie die Inzest-Szene doch zu derbe fürs TV war. Inzwischen wurde der Film auf FSK16 runtergestuft - leider sind die Nachzügler (weitere Filme wie die Serie) nicht auf dem gleichen erfrischend-bösem Niveau, leicht abgeschwächt und somit nur bedingt unterhaltsam.
Wie gesagt Freunde der "Bundys" kommen an den "Flodders" nicht vorbei, sicherlich eine der besten Komödien über vermeintliche Vorstadtidylle neben "Meine teuflischen Nachbarn", wenn auch nicht ganz so "tiefgehend". Dafür aber um einiges böser und das gefällt! KULT!