Ach ja, Dragonball. Die erste Staffel rund um den kleinen Son-Goku und seinen Freunden habe ich damals verschlungen, der gelungene Nachfolger Dragonball Z hat mich auch mehrere Monate an den Fernseher gefesselt. Nicht etwa, weil die Folgen sonderlich spannend waren. Im Prinzip war es immer schon klar, dass der Gute am Ende gewinnt, und so war es eigentlich nur eine Serie der zeichnerischen Werte und surrealen Themen. Irgendwann musste es dann passieren, dass eine weitere Fortsetzung aus dem Ärmel geschüttelt werden musste. Aber Dragonball GT, jene Vergewaltigung der Originalserie, sollte nach 10 Jahren auch in Deutschland erscheinen.
Ich muss zugeben, dass ich nicht alle Folgen gesehen habe, aber was ich gesehen habe hat mir ehrlich gesagt schon gerreicht. Denn GT begeht einen folgeschweren Fehler nach dem anderen. Das ist zunächst mal der absolut schwachsinnige Fakt, Son-Goku hier wieder zum Kleinkind mit überdurchschnittlich gebräunter Haut werden zu lassen. Das wäre noch einigermaßen zu verschmerzen, würde Son-Goku nicht die ganze Zeit mit einer penetrant nervigen Synchronstimme die Ohren des Zuschauers strapazieren. Es läuft einem besonders kalt den Rücken runter, wenn der Bengel in gewohnt beherzter Genialität seine Allzweckattacke "KAME-HAME-HA!" rausbrüllt. Da war mir die Version von Son-Goku in Klein in der ersten Staffel weitaus lieber.
Aber der kleine Son-Goku ist ein Gott gegenüber der furchtbarsten Animefigur, die ich je im Fernsehen gesehen habe. Die Rede ist von Pan, dem manifestierten Presslufthammer, der ohne Pause den Kopf zudröhnt. Die ganze - und wirklich die ganze - Zeit quasselt das Gör wie an der Schnur gezogen und will auch noch supermegaultrastark rüberkommen. Das ist schon wirklich nicht mehr lustig, wenn man den Fernseher mitsamt Kabeln aus dem Fenster feuern möchte. Der einzige erträgliche Schauwert in dieser Gruppe ist noch Trunks, den man zwar auch weitaus stärker und cooler aus der vorherigen Staffel kennt, aber zumindestens für einige der ohnehin wenigen Lacher der Serie gut ist.
Die zu Nebencharakteren mutierten Figuren wissen auch nicht mehr ganz zu überzeugen wie früher. Vegeta hat in der Zwischenzeit einen Schnauzer bekommen und sieht aus wie ein homosexueller Motorrad-Cop aus den 80ern. Son-Gohan ist hier irgendwie zum lieben Vater geworden, der auch nur noch selten mal wie früher die Fäuste sprechen lässt. Und der Rest... naja "austauschbar" wäre noch der netteste Begriff für all diese Figuren.
Auch die ganz ganz doll bösen Gegner kommen nur noch rüber wie personifizierte Spielzeugfiguren aus dem Happy Meal. Besonders die sieben Drachen, die aus "dunklen Dragonballs" enstanden sind, sehen besonders aus nach Spielkram im Kinderzimmer, und sind zudem so bedrohlich und furchterregend wie eine Drossel im Vogelhaus. Ungemein sympathisch gehts auch weiter mit dieser schwer nach Boyband aussehenden Tunte namens "Super Nr. 17". Das entlockt nur noch ein Gähnen, maximal ein herzerwärmendes "Hoffentlich ist bald Ende."
Auch Freezer und Cell werden in einer entgültig verheizten Episode lächerlich gemacht wie nichts gutes. In der Hölle kämpfen sie gegen Son-Goku, machen logischerweise die selben Scheißfehler, die ihnen schon in Dragonball Z zum tödlichen Verhängniss wurden. Und ihr neues Schicksal ist auch schön familiengerecht - Sie werden eingefroren. Freezer und Cell Fischstäbchen gibts jetzt übrigens für 3.99€.
Erwähnenswert auch die wunderbare deutsche Version der Serie, wo man wirklich alles, und wirklich alles was irgendwie mit Gewalt zu tun hat, rausgeschnitten hat, damit die kleinen Kinder die sich die Serie angucken sich keine Waffe kaufen und Amok laufen. Mein Gott, dann soll man die Serie ungeschnitten abends um 23.00 Uhr bringen, aber nein, es muss ja unbedingt ins Kinderprogramm.
Fazit
Sehr schwache Fortsetzung einer Kultserie, wo anscheinend unmotivierte Autoren lose eine Serie zusammenzimmern wollte. Das Ergebnis ist nur was für beinhare Fans. Jeder andere müsste sich theoretisch ins Gesicht getreten fühlen.
3/10