Ein tanzender Emo-Spidey weiss nicht genau gegen wen er kämpfen soll
Überfrachtet, überheblich, überbordend. All das ist "Spider-Man 3", mit dem Sam Raimi einen schmerzlichen Sturz vom Comicolymp hinnehmen musste. Gerade im Vergleich zum Meilenstein "Spider-Man 2" ist dieser Abschluss der originalen Trilogie eine arge Enttäuschung und nur noch halb so gut. Doch vor dem warum, hier erstmal das worum. Wenn man das bei dem teuren Kuddelmuddel denn überhaupt einigermaßen zusammenfassen kann. Peter Parker durchlebt erneut Beziehungsprobleme mit Mary Jane, Spider-Man wird von einem außerirdischen Parasiten befallen und Harry Osbourne tritt endlich das Erbe des Grünen Goblin an. Irgendwo zerstreut sich noch der Sandmann, Venom wird verpulvert und Tobey Maguire packt seine mäßigen Danceskills aus, die eher zum Fremdschämen einladen denn zum Mittanzen...
Man mag es kaum glauben, dass hier ebenfalls Sam Raimi Regie geführt hat. Selten war ein Absturz mit gleichem Regisseur so eindeutig. "Spider-Man 3" ist größer denn je zuvor und man sieht ihm meist sein heftiges Budget an - aber in den grünen Bereich kommt er dadurch leider nicht. Protzen ist nicht alles. Augenkrebs verursacht er vielleicht nicht und ein paar Fäden werden endlich zu Ende gesponnen, doch ihm fehlt jeglicher Charme, Esprit und die Balance der Vorgänger. Die Darsteller wirken zum Großteil abgenutzt und als ob man den Autopilot-Modus gefunden hätte. Hinzu kommen starke Abnutzungserscheinungen in Sachen Beziehungschaos. Von den viel zu hektisch rausgehauenen Gegner, keine kleinen im Spidey-Universum, ganz zu schweigen. Hier hat sich Raimi einfach verhoben und den Faden verloren. Überhastet verlieren die gigantischen Kämpfe und teuren Kulissen jegliche Emotion und Gravitation. Und hier tut die Fallhöhe ohne jeglichen Spinnensinn besonders weh. Vielleicht hätte hier Sony einfach zu sehr die Finger drin, denn von Raimis Herz und Sympathie für die Reihe ist nicht mehr viel übrig.
Fazit: kein würdiger Abschluss der hervorragenden und wegweisenden Sam Raimi-Trilogie. Die Action ist unübersichtlich, Peter Parker völlig neben der Spur und emotional waren die zwei Vorgänger auf einem anderen Planeten. Große Klappe, etliche Bösewichte und noch bombastischere Effekte, aber viel zu wenig diesmal dahinter.