Das sollte er also sein, der bislang krönende Abschluss einer Trilogie, mit noch mehr Action, noch mehr Gefühlen, noch mehr Gegnern, eben Spider-Man 200%! Liest man sich das alles in einer kurzen Inhaltsangabe durch, könnte es kaum verlockender klingen. Flint Marko alias Sandman treibt in der Stadt sein Unwesen, während Spidermans bester Freund Harry die Seiten wechselt und zum "New Goblin" mutiert - und ganz nebenbei wird der wohl beliebteste Schurke des Spiderman-Universums vorgestellt: Venom!
Man merkt nun vielleicht, dass da ein Spektakel auf einen wartet, nicht weniger als der Film des Jahres. Doch in einem Film gepresst sieht die Banane schon ganz anders aus. Fangen wir doch erstmal bei der Logik der Filmemacher an: Man hatte nun schon den grünen Gnom (oder Goblin oder Kobold, die heißen überall immer anders), den aggressiven Doktor Otto Octavius, besser bekannt als Doc Ock. Nun sollte man meinen, dass sich alle Beteiligten das beste zum Schluss aufgehoben haben, sprich Venom. Wie schön wäre es gewesen, dieses Horrorvieh einen ganzen Streifen über bewundern zu dürfen. Daraus wird aber nichts. Stattdessen kreuzen Harry Osbourne und Sandman unseren Weg, von Peter Parkers "bösem" Ego mal ganz abgesehen.
Insgesamt will der Film einfach viel zu viel, und das merkt man von der ersten Sekunde an. Eine richtige Story, an die man sich klammern könnte, gibt es einfach nicht, stattdessen jagt ein Höhepunkt den nächsten. Zuerst randaliert Harry auf seinem Skateboard und will Vati alle Ehre machen, wenig später wird Spiderman von einer schwarzen Substanz angegriffen und fühlt sich stärker denn je, dann kommt auch noch Schmollbacke Sandman ins Spiel, und die letzte Viertelstunde darf dann Venom ein bisschen durch die Stadt schwingen, bis er sich mit Sandman vereint und die beiden einen merkwürdigen Showdown einleiten.
Hier knackt es an allen Ecken und Kanten. Dieser Film ist wie eine Kiste, in die zuviel reingesteckt wurde. Nun bricht sie mit der Zeit auseinander. Es sind nicht nur die drei Gegner, die Parker das Leben schwer machen, nein. Ausgerechnet jetzt muss er auch noch in eine Beziehungskrise mit seiner Freundin Mary Jane tauchen, während Harry sich mal eben an sie ranmacht. Seifenoper? Was die Gefühle hier betrifft schon. Besonders was Toby Maguires schauspielerische Fähigkeiten anbelangt, hat sich der Film schon ein Bein gestellt. Maguire mag das nette Abziehbild eines Schwiegersohns sein, wirklich glänzen mit spürbaren Emotionen tut er aber nicht. Peinlich wirds, wenn er Pseudocool durch die Stadt spaziert und auf paarungsbereiten Hengst macht.
Joa, irgendwann so ab der Mitte des Films fragt man sich dann, wo der eigentlich versprochene Venom bleibt. Kurz vor Schluss taucht er dann auf und... ehrlich gesagt, wirklich furchteinflössend ist der auch nicht. Manche Comicbilder von Venom haben mir so mehr gefallen als seine ganze Darstellung im Film. Offenbar ist er nicht mal ein wirklich ernster Gegner, wenn Spiderman den einfach mit Stahlrohren lähmen kann. Sandmans schwerfälliger "Ich-mach-mich-jetzt-groß-und-dumm-Einsatz" gegen Ende, wo er zu einem riesigen Sandhaufen mit Augen mutiert, ist optisch auch nicht sooo das gelbe vom Ei.
Was war jetzt eigentlich gut an dem Film, dass er sieben Punkte kriegt? Nun, wie es Popcornfilme an sich haben, vergeht die Zeit wie im Flug und tatsächlich... es ist irgendwie (im ersten Moment jedenfalls) schön, den Sandman in Aktion zu sehen. Selbst der harmlose Venom kann noch kurz fazinieren, bevor er sich als Weichei herausstellt. Und mal ganz ehrlich: Ich glaube Spider-Man 3 sollte nie ein Film werden, der beim Oscar für sein tolles, wirres Drehbuch, den teilweise emotionslosen Darsteller oder der Fülle an Action in einem Fingerhut namens Logik nominiert werden sollte. Sehen wir mal von ganz peinlichen Sachen ab (wie den beiden Kindern, die Spidermans Kampf mit "Konkrete Aktion" bewerten), hat die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft schon Spaß gemacht, sein Gehirn sollte man aber vor dem einlegen der DVD in den Kühlschrank tun, damit es etwas abkühlen kann, beim Film störts doch eh nur.
Fazit
Muntere, überladene und nicht zuletzt actionbepackte Fortsetzung mit dem unsichtbaren Untertitel "Wir konnten uns nicht entscheiden und haben einfach alle Ideen ins Drehbuch gekritzelt". Doch beinharte Spideyfans werden auch (zumindest stellenweise) mit dieser bunten und lauten Wundertüte zurecht kommen.
7/10