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Es ist schon ein Kunststück, einen Film zu drehen, der gleichzeitig überladen wirkt und die Ideenlosigkeit der Macher so deutlich zeigt. „Spiderman 3“ schafft es. Schon die Titelsequenz kopiert nur langweilig die gelungene Idee aus Teil 2, wo gezeichnete Bildfragmente den ersten Teil zusammenfassten. Hier sind es nun echte Fotos, bzw. Ausschnitte, die Selbiges mit beiden vorherigen Teilen machen. Auch wird durch die Montage deutlich, wie wenig Gewicht und Bedeutung der zweite Teil für die Gesamthandlung hat. Außer Spideys – unnötiger – Enttarnung, scheint es dort nicht viel gegeben zu haben. Vielleicht wirkte der deshalb so gut, weil er nicht zwanghaft Handlungsfäden verknüpften musste – wollte?

Wahrscheinlich soll es zum Running-Gag werden, dass Peter per Telefonzelle bei Mary Jane anruft, nur um halbidiotische, halb entschuldigende Halbwahrheiten auf den Anrufbeantworter zu sprechen, was MJ selbst live mithört, da sie ja – mal wieder – böse auf Peter ist. Peter kann nämlich schon wieder nicht sein Spiderman-Dasein, mit seiner Beziehung verbinden. Das Sensationelle an Teil 3? Aus einem unbekannten Grund ist Spiderman plötzlich ein total beliebter Superheld inklusive Merchandise und Fangruppen. Selbst J. Jonah Jamesons Tiraden scheinen keine Auswirkungen mehr zu haben. Warum sich plötzlich die gesamte Stadt einig ist, dass Spidey ne
coole Socke ist, wird zwar nicht erklärt, dafür entwickeln sich daraus all die
hübsch konstruierten Probleme für die Folgehandlung.

Auch bei Spiderman scheint Arroganz der Pfad zur dunklen Seite der Macht zu sein. Peter steigt der Erfolg zu Kopf, er übersieht MJs Probleme und verhält sich außerordentlich dumm, als er mit Gwen Stacy DIE Szene aus dem ersten Teil nachstellt. Der Gag mit dem schleimig umherflitzenden Symbionten, der mal eben auf der Erde landet und sich scheinbar sofort auf Peter als Wirt versteift hat, obwohl erst mal ein paar Tage ins Land gehen, bevor sich vereinigt wird, ist dann auch von ganz drolliger Natur. Zwar wohl in der Natur des Comics, aber der schwarze Anzug, der so anschaulich die dunklen Gefühle Peters unterstreicht, wie er sie verstärkt, geht so schnell wie er gekommen ist und bleibt so unerklärt, wie Peters Entscheidung für eine neue Frisur.

Frisurtechnisch ist der neue und vielzitierte Emo-Peter dann zwar auch schon arg zwiespältig, aber wenn Maguire unrhythmisch tänzelnd über die Straßen wippt und mit raffitückischem Beckengekreise auch wirklich jeder vorbeilaufenden Chickse die Stirn kraus zieht, muss man sich zwangsläufig fassungslos die Hände ins Gesicht schlagen. Das hat nichts mehr mit comichafter Selbsironie, oder ironischer Brechung des Helden zu tun, sondern ist einfach nur albern. Getoppt wird das noch durch eine grausigst-grausame Szene in einer Bar, als Peter zum jazzliebenden Tanzirrwisch wird und MJ mit Gwen Stacy bloß stellt. Merke: Wenn Peter Parkers unterdrückte Neigungen Freilauf haben, zieht er sich die Haare ins Gesicht und... tanzt!

Peters böse Seite ist also schon mal total in den Sand gesetzt. Selbigem (Ein Tusch für diese Überleitung!) entsteigt dann auch der angebliche Mörder von Onkel Ben. Weil das im ersten Teil noch nicht so ersichtlich war, drehte man gleich ein paar kitschige Flashbacks neu, die sich sogar – man glaubt es kaum – innerhalb des dritten Teils selbst revidieren. Großartig. Sandman selbst macht dann in diesem völlig überfrachtetem Konstrukt aus Beziehungs-, Freundschafts- und Persönlichkeits-Trara mit Bösewichtern, noch die beste Figur. Er bekommt in etwa so viel Charakter wie Doc Ock, darf zeigen, dass er eigentlich gar nicht böse ist und will Spidey dann doch schnell an die Wäsche. An den Kragen, genau genommen.

Problematischer wird es da schon mit Happy Harry und einem vorlauten Fotographen, der alsbald mit dem Symbionten Bekanntschaft macht. Harry Osborn wird dann auch zum Sinnbild für die verkorkste Struktur des Films. Sein erster Auftritt ist zunächst Status Quo vom vorherigen Teil und manövriert sich schnell in eine herrlich überflüssige Amnesie, die einmal mehr Teil 2 annähernd austauschbar macht. Zunächst hat der gute Harry nämlich quasi Teil 2 vergessen und findet den Peter auch wieder ganz sympathisch. Aber – man kann es sich denken – das dicke Ende kommt ja noch und da Spiegel im Hause Osborn irgendwie anders funktionieren, als bei normalen Leuten, sollte man gewarnt sein. Harry wird also von einem Extrem ins nächste gestoßen, werkelt noch etwas an der erfolgreichen Krise von MJ und Peter herum und lässt James Franco die Gelegenheit zum feisten Grimassieren.

Eddie Brock, der vorlaute Fotograph, wird dann in Windeseile abgehandelt, da er zuvor nicht auftrat und Raimi ihn – und seinen schwarzen Ableger - offiziell gar nicht im Film wollte. Aufdringlichkeit und Verzweiflung als Pfad zur dunklen Seite? Check. Hass auf Spiderman und/oder Peter? Check. Und ab dafür, denn der schwarze Peter, also der Symbiont, nimmt sich Brock an und Fanliebling Venom verkommt zur einigermaßen okay getricksten, aber viel zu harmlosen Bösewichtsfigur. Die Harmlosigkeit fängt schon beim Design an und setzt sich fort über seine kaum 5minütige Anwesenheit und die Tatsache, dass Brock zu oft wieder sein menschliches Gesicht zeigen muss.

Macht der Film denn wenigstens Spaß? Schwierig. Primär erzählt auch Teil 3 auf ähnlich lockere, aber oberflächliche Weise, die Geschichte vom menschelnden Superhelden und dem Schurken mit lieben Kern. Leider verzwirbeln sich die viel zu vielen Handlungsfäden etwas zu sehr und leider funktionieren auch die Vorzüge der Vorgänger nicht mehr so gut. Kirsten Dunst wirkt tatsächlich besser als zuvor, doch MJ wird weiter als biederes Beiwerk behandelt, das zum richtigen Zeitpunkt mal wieder entführt werden kann. Erschreckend schwach ist dieses mal Maguire selbst, der noch ausdrucksloser in normalen Szenen und noch angestrengter in emotionalen Szenen wirkt, als sonst. J. Jonah Jameson hat zwar eine herrlich lustige, wenn auch unsinnige Szene, kann sich dieses mal aber nicht entfalten.
Ähnlich wie Gwen Stacy, die neben ihrer Eifersuchtsfunktion eigentlich
vollkommen bedeutungslos ist. Bruce Campbells Gastauftritt ist auch ziemlich
witzig, wird aber durch die Blödheit der Handlung zwischen MJ und Peter
abgewertet. Punkten können Peters drollige Nachbarn, die sich sogar weiter
entwickeln und Ursula selbst ist ja nun auch einfach total niedlich.

Aber „Spiderman 3“ wäre nicht der 200-Millionen-teure Mega-Blockbuster, wenn es nicht ordentlich rappeln würde im Karton. Das Problem? Sämtliche Gleit-, Flug- und Fallsequenzen sehen dank ärgerlicher Wischtechnik und schwachen Bewegungseffekten einfach blöd aus. Das größere Problem? Irgendwie kam Raimi auf den irren Trichter, die Kamera dennoch in noch größerer Irrsinnigkeit und Losgelöstheit durch die Stadt schwingen und wirbeln zu lassen. Die Verfolgungsjagd mit Snowboard-Harry verkommt deswegen auch zum hektisch geschnittenen, unharmonischen Actionbrei vor Milchkulisse, der mal so gar nicht zünden will. Auch die knappe Keilerei in der
U-Bahn und das Finale, leiden unter den Schwächen der Effekte. Sandman selbst und in Teilen auch Venom, sind hingegen gut getrickst und phasenweise kann so etwas wie purer No-Brain Fun aufkommen. Der exponentiell steigende Rührseligkeitsfaktor und die weiter im Achteck springenden Storywendungen, machen jedoch auch die unterhaltsamen, rasanten Momente des Films nicht so wirklich genießbar.

Ergo: Wenn man das Drehbuch mit Figuren und Wendungen voll packt, muss man entweder kürzen oder den Film länger machen. Langatmig wirkt „Spiderman 3“ nämlich zu keinem Zeitpunkt, dafür aber gehetzt und überladen, so dass hier Einiges zu kurz kommt. Ein paar Albernheiten und schwache Effekte kommen da noch hinzu.4,5-5/10

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