Die Abenteuer des Spinnenmanns Peter Parker (Tobey Maguire) gehen in die dritte Runde. Was die Reihe um den beliebten Comichelden von anderen ähnlich gelagerten Projekten unterscheidet, ist ein enorm hohes Maß an Kontinuität. Wenn man sich z.B. die „Batman“-Reihe anschaut, fällt dem Betrachter schmerzlich auf, dass die Reihe von Regisseur Joel Schumacher, der die Teile 3 und 4, inszenierte ziemlich heruntergewirtschaftet wurde (vor allem, was das Niveu angeht), nachdem Tim Burton 2 ganz und gar einzigartige Filme um den schwarzen Rächer herum strickte. Bei allen „Spiderman“-Filmen saß Sam Raimi fest im Sattel und konnte sich auch auf seine Darsteller verlassen. Zwar wurde die Besetzung in jedem Teil um interessante Darsteller erweitert, doch Tobey Maguire, Kirsten Dunst, James Franco und eine Reiher weiterer Schauspieler hielten der Filmreihe und ihrem Regisseur die Treue. Dies ist als enormer Pluspunkt zu werten, vor allem in Bezug auf das eben genannte Negativbeispiel „Batman“.
So sind wieder viele Trademarks vorhanden, die auch schon die ersten beiden „Spidermänner“ auszeichneten: Die zwischenmenschliche Komponente kommt nicht zu kurz, Bruce Campbell hat wieder einen (ganz köstlichen) Gastauftritt und auch solche Raimi-Spezialitäten, wie die Kamerafahrt in das Innere des menschlichen Körpers, die als Erklärung für äußerliche Veränderungen dienen (so gesehen z.B. auch in dem vorzüglichen „Darkman“). All dies sind Komponenten, auf die man sich als Zuschauer von „Spiderman 3“ verlassen und freuen kann.
Die eben erwähnten Schauspieler machen ihre Sache sehr gut. Maguire, Dunst und Franco bauen ihre Rollen weiter aus und verhelfen ihnen zu mehr Dreidimensionalität. Die neuen Darsteller, wie z.B. Thomas Haden Church oder auch Tobey Maguire-Lookalike Topher Grace fügen sich in das außergwöhnliche Ensemble gut ein sorgen auch für frischen Schwung.
Dennoch zeigen sich erste Abnutzungserscheinungen im Gesamtbild. Zwar sind hier wieder 2 neue und interessante Bösewichte (Sandman und Venom) aus der Comicvorlage gut umgesetzt worden, doch das Schwingen zwischen den Häuserschluchten, die langen Air-Battles oder auch die Netzaction können nicht mehr so fazinieren, wie in den ersten beiden Teilen. Man hat halt schonmal alles gesehen und man kann nicht behaupten, dass „Spiderman 3“ in diesem Punkt besser aussieht, als seine 2 Vorgänger. Raimi hat in scheinbarem Übermut in der Mitte des Filmes ca 5 unerträgliche Minuten eingefügt, die vermutlich ein wenig mehr Komik in die Geschichte bringen sollten. Dort wird aus dem netten Peter Parker durch den schlechten Einfluß einer merkwürdigen Substanz ein Riesenarschloch. Um dies zu demonstrieren, macht er ein merkwürdiges Gesicht, trägt eine andere Frisur (sic!) und tanzt überheblich zu furchtbarer Disco-Mucke. Zum Glück ist diese komische Slapsticknummer nach kurzer Zeit vorbei.
Allerdings soll an dieser Stelle noch eine besonders gelungene Szene Erwähnung finden, die wunderbar choreographiert und fotografiert wurde: Der Moment, in dem der Sandman entsteht, d.h. sich die sandige Figur aus einem Haufen Sand herausschält, langsam formt und mehrere Versuche braucht, um sich endgültig zu manifestieren. Effektiv unterlegt mit schöner Musik und tricktechnisch auf hohem Niveau dargestellt, ist diese Szene außergewöhnlich schön geworden, schon ein wenig poetisch. Dies ist sicherlich als ungewöhnlich zu bezeichnen in einem Hollywood-Blockbuster und zeugt von Raimis Klasse.
Alles in allem werden Freunde des Spinnenmanns nicht enttäuscht. Der Film stagniert allerdings auf einem hohen Niveau. Raimi macht (fast) nichts falsch und liefert auch wieder fulminante Kämpfe und große Gefühle. Schön ist natürlich auch, dass die Filme aufeinander aufbauen und so eine kleine Saga bilden, bei der man schon auf den nächsten Teil gespannt ist. Hoffentlich kann Raimi dort das Niveau abermals hoch halten und schafft vielleicht noch mehr Szenen, wie das oben herausgestellte „Sandhighlight“...
Fazit:
7 / 10