Weniger ist manchmal mehr. Dieses alte Sprichwort gilt auch für den dritten Spinnenhöhenflug von Sam Raimi.
Das Hauptproblem von „Spider Man 3“ ist, dass er einfach zu viel will. Gleich drei Superschurken wurden den Fans versprochen. Gleichzeitig sollten aber die Handlungsstränge aus den Vorgängern bzw. die Charakterentwicklung unseres Helden im Verhältnis zu seinen Freunden weitergeführt werden. Gerade letzterer Punkt war schon bei Teil 2 ein großes Manko, so riechen auch hier manche der (zahlreichen) emotionalen Szenen stark nach Seife. Und genau deshalb bleiben die Schurken doch stark auf der Strecke. Gerade Venom, als einer der am heißesten erwarteten Gegner Spider - Mans, taucht als solcher erst gegen Ende auf. Dem Sandman ergeht es nur ein wenig besser, denn auch seine Szenen sind auf das notwendigste reduziert. Osborns Entwicklung zum Kobold wurde ja schon in den Vorgängern vorgegeben, doch auch er liegt die meiste Zeit auf Eis.
Es wäre sicher besser gewesen auf einen der Schurken zu verzichten. Gerade der Sandman trägt (trotz gelungener Darstellung durch Thomas Haden Church) eigentlich nur sehr wenig zur Handlung bei. Ihm wurde, wohl im Gegensatz zu den Comics, sogar eine tragische Note in Form seiner kranken Tochter verliehen. Diese Vorgehensweise hat sich innerhalb der „Spider Man“ - Trilogie schon fast zum Klischee entwickelt. Doch lernt man dann mit Eddie Brock (Topher Grace) dann doch einen gänzlich unsympathischen Bösewicht kennen. Dessen Entwicklung zum Venom ist überzeugend gezeichnet, leider kommt er als Superbösewicht, wie erwähnt, erst zum Schluss zum Einsatz.
In diesem Zusammenhang wird nun auch Gwen Stacy (Bryce Dallas Howard) eingeführt. Für manche vielleicht etwas überraschend. Die Comic – Fans freut es vielleicht trotzdem. Viel zu tun hat aber auch sie nicht. Hauptsächlich die Scream- und Love Interest – Rolle mit Kirsten Dunst zu teilen.
Der Film besitzt eine sehr eigenwillige Dramaturgie. Die Schurken wechseln sich in ihren Angriffen auf Spider Man ab. Die größte Bedrohung stellt in der zweiten Hälfte dann er selbst dar, da er aufgrund einer eigenartigen außerirdische Substanz aus einem Meteoriten zum „bösen“ Spider Man mutiert. Die Aneinanderreihung der Bedrohungen gibt dem Film einen eigenartig episodenhaften Aufbau.
So darf der Dark Spidey dann zunächst den Rächer (wie sich rausstellt hat der Sandman damals dessen Onkel Ben niedergeschossen) raushängen lassen und später dann zum richtigen Ekel mutieren. Sicher eine wichtige und interessante Entwicklung für Peter Parkers Charakter. Leider wird hier mitunter deutlich überzogen, wenn Parker anfängt vor einem Laden zu tanzen, dann ist es doch zu viel.
Wenn es zu Kampfszenen kommt dann haben diese effekttechnisch natürlich wieder Referenz-Charakter. Insbesondere die Animationen des Sandmans sind beeindruckend. In Sachen Action hat der Film auch nicht das Manko des zweiten Teils, den Showdown gegenüber einer vorangegangenen Action-Szene (in dem Fall der U-Bahn-Kampf) alt aussehen zu lassen. Das Finale in einer Wolkenkratzer-Bauruine, zwischen den Venom – Netzen ist ansprechend spektakulär und sollte der Film das Ende einer Trilogie darstellen, war dies durchaus ein ansprechender Abschluss.
Generell muss man den Film das Lob aussprechen, nicht dem gängigen Trend zu folgen und mehrere allzu aufdringliche Hintertürchen für Fortsetzungen offen zu lassen (Sequels bleiben aber natürlich trotzdem möglich). Alle Handlungsstränge werden zu einem Ende gebracht, aufgrund der hohen Zahl jedoch nicht immer auf befriedigende Weise.
Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass dies von den bisherigen Filmen der eindeutig düsterste ist. Die Nachtszenen sind zahlreicher geworden und auch der Ton ist generell ernster und grimmiger, gegenüber den Vorgängern. Trotzdem gibt es daneben auch gelungene humoristische Einlagen. Bill Campbells Auftritt als französischer Kellner ist hier hervorzuheben.
Somit ist „Spider Man 3“ ein inhaltlich überfrachtetes Comic – Spektakel, das Spidey – Fans nur bedingt zufrieden stellen dürfte, aufgrund des verschwenderischen Umgangs mit den Schurken – Rollen. Technisch / inszenatorisch auf gewohnt hohem Niveau (hat ja auch ein Rekord – Budget verschlungen). Allerdings wird der Unterhaltungswert durch einige zu ausufernde „Emotions“ – Szenen (wer will schon Spider Man weinen sehen ?) getrübt.
7 / 10