Der Spinnenmann schwingt sich wieder durch die Häuserschluchten von New York! Die Filmreihe um die finanziell wohl erfolgreichste Comicserie findet in "Spider-Man 3" die lang erwartete Fortsetzung. Die populärste Figur des Marveluniversums löste eine wahre Kettenreaktion aus, die uns in regelmäßigen Abständen immer wieder neue Abenteuer aller erdenklichen Superhelden auf die Leinwand brachte, mehr oder weniger erfolgreich. Nun ist die Spinne zurück und bekommt es mit so vielen Widersachern zu tun, wie niemals zuvor.
Das Rezept ist denkbar einfach und Sam Raimi wußte dies gekonnt umzusetzen. Man nehme einen gewöhnlichen Jungen aus der Nachbarschaft und statte ihn mit Superkräften aus. In Spider-Man ist es Peter Parker der dieses schwierige Doppelleben führt und immer wieder zwischen biederem Teenageralltag und der Verantwortung eines Superhelden hin und her pendelt. Gerade die persönlichen Charakterzüge von Parker sind es, die Spiderman so beliebt gemacht haben - eben weil er nicht über den Dingen steht. Vielleicht ist es gerade diese Eigenschaft, die es uns ermöglicht mit der Spinne mit zufiebern – sei es nun im Kampf gegen böse Schurken oder bei seinen zarten Flirtversuchen mit Mary Jane.
Im ersten Teil standen dabei besonders die neu erworbenen Kräfte im Mittelpunkt und wie Peter versucht sie in sein Leben zu integrieren. In der Fortsetzung befindet sich Parkers in einer Krise, weil er seine Gefühle gegenüber Mary Jane nicht in dem Maße zeigen kann wie er gern möchte. Im nunmehr dritten Teil versucht Raimi Peter Parkers Charakter neue Facetten hinzuzufügen.
Spiderman erfreut sich in der Bevölkerung größter Beliebtheit und soll zum Ehrenbürger ernannt werden. Parkers Studium läuft ebenfalls exzellent und Mary Jane scheint als Sängerin am Broadway Fuß zu fassen. Zum ersten Mal scheint unser Held Privatleben und „Job“ unter einem Hut zu bekommen, doch das sieht nur auf den ersten Blick so aus. Parker ist zufrieden mit seinem Leben, vergisst dabei aber alle Personen um sich herum – besonders jene die ihm etwas bedeuten…
Die Beziehung zu Mary Jane stellt einen der Grundpfeiler im dritten Teil der Reihe dar, ist aber nur ein Teil der persönlichen Gefahrenherde die Peter umschiffen muß. Mit Gwen Stacy wird eine weitere Frauenrolle ins Spiel gebracht, die für zu zusätzlichen Zündstoff sorgt und das Verhältnis auf eine harte Probe stellt. Sie ist letztlich ausschlaggebend für Parkers innerliche Zerrissenheit, die ihn schließlich anfällig macht für den Symbionten.
Mit dem schwarzen Parasiten wird ein weiterer Handlungsstrang eingeführt, der die aufregendsten Veränderungen mit sich bringt. Eine so tragende Rolle wie Plakate und Trailer glauben machen wollen, spielt er zwar nicht, bringt aber immer noch die meiste Spannung in die Geschichte. Die schleimige schwarze Masse bemächtigt sich Peter und versetzt ihn in eine Art Rauschzustand. Auf der einen Seite gewinnt Spiderman an Kraft, baut aber gleichzeitig auch seine Hemmungen ab. So ergeben sich einige witzige Szenen in denen Parker wie benebelt durch die Stadt tänzelt, als würde die Welt um ihn kreisen. In Wirklichkeit stolpert er aber von einer Peinlichkeit in die Nächste und was noch viel schlimmer ist, er wird anfällig für Wut und Aggression. Von Rachegefühlen getrieben schreckt er auch nicht davor zurück anderen Menschen Leid zu zufügen. Der Mörder seines Vaters ist da ein geeignetes Mittel, um seiner Wut freien Lauf zu lassen.
"Spiderman 3" ist trotz der beachtlichen Spielzeit vollgestopft bis zum Rand und wartet noch mit einigen anderen Subplots auf, wie z.B. der Jagd nach dem Mörder von Parkers Onkel. Sam Raimi wollte wohl im geplanten Schlußteil seiner Trilogie noch einmal alle Hebel in Bewegung setzen und mit einem triumphalen Finale aufwarten, das seines Gleichen sucht. Leider geht die Rechnung nicht ganz auf. Teil 3 hinterlässt trotz oder gerade wegen der vielen parallel verlaufenden Handlungselemente einen zwiespältigen Eindruck. Besonders die Liebesgeschichte zu Mary Jane nimmt einen zu großen Stellenwert ein und wird durch zusätzliche Komponenten, wie etwa das Auftauchen von Gwen Stacy unnötig verkompliziert. Die erste Hälfte besteht eigentlich nur aus romantischem Kitsch, eine spannende Geschichte oder Action sucht man vergebens. Zwar erlebt der Kobold, beziehungsweise dessen Sohn, ein fulminantes Comeback, aber das wurde ja schon im zweiten Teil angedeutet. Dass der Green Goblin zum Leben erweckt wird begründet sich natürlich in dem schwellenden Konflikt zwischen Harry und Peter, der ebenfalls eine entscheidende Rolle spielt.
Mit Bösewichtern spart Raimi wahrlich nicht, denn die geben sich hier quasi die Klinke in die Hand. Neben dem Kobold, gibt es da zum Beispiel auch noch den Sandman. Der ist aber nicht nur ein dahergelaufener Schurke, sondern gleichzeitig auch der Mörder von Parkers Onkel. Optisch macht der Sandman einiges her und sorgt für einige spektakuläre Momente. Besonders die Tricktechnik für die Sandanimation ist wirklich gelungen und hat wohl auch einen beträchtlichen Anteil des Budgets verschlungen. Dennoch bleibt der Eindruck dass der Sandman nur deswegen eingeführt wurde, denn die Geschichte bringt er kaum voran. Im Gegenteil, die Geschichte wird unnötig in die Länge gezogen.
Last but not Least wäre ja auch noch der Parasit zu nennen, der zuerst von Parker Besitz ergreift und dann auf einen seiner Rivalen überspringt. Damit wären wir auch bei der Geburtsstunde von Venom, dem vielleicht beliebtesten Bösewicht im Spiderman Universum. Auf diesen Moment haben Fans wohl am sehnlichsten hin gefiebert, auch wenn der Showdown die hohen Erwartungen letztlich nicht ganz erfüllt. Besonders hier zeigt sich das weniger manchmal mehr ist und der Hang zum Gigantismus auch seine Schattenseiten hat. Venom bekommt lediglich die Rolle des Überraschungsgastes zugestanden, was dazu führt das er nicht die charakterliche Präsenz eines Doc Oc bieten kann. Vielleicht hätte man auf den vierten Teil warten sollen um Venom einzuführen, der kurze Auftritt ist jedenfalls ziemlich verschenkt.
Fazit:
„Spiderman 3“ erfüllt nicht ganz die hohen Erwartungen die der gelungene zweite Teil zurecht geweckt hatte. Sam Raimi verzettelt sich in einer unnötig aufgeblasenen Lovestory und verliert etwas den Blick fürs Wesentliche. Das es Spiderman gleich mit drei Schurken zu tun bekommt ist auch nicht unbedingt ein Segen. Raimi wollte noch einmal alle Register seines Könnens ziehen, auf Kosten der Plausibilität. Immerhin ist das Actionfeuerwerk gelungen, wenn auch etwas zu sehr auf den Schlußakt konzentriert. Trotz der offensichtlichen Schwächen dürfte daher für jeden etwas dabei sein, abwechslungsreiches Popcornkino also garantiert.