Review

Spiderman 3 setzt auch dramaturgisch und stilistisch genau das fort, was Spiderman 1 und 2 ausgemacht hat.
Die positiven Aspekte werden weiter ausgebaut (vorallem Humor, Action und Pathos) doch leider nehmen auch die Schwächen weiter zu (die Dramaturgie ist leider alles andere als gelungen). Wir erinnern uns an Spiderman 1 der es schaffte eine simple Moral (damals "with great power comes great responsibility") für reines Popcornkino noch einigermaßen clever rüberzubringen und dabei jeweils Action, Humor und Charaktere gleichermaßen zu beachten. In den meisten Kritiken wurden gerade die, für eine Comicverfilmung vorbildlichen, Charakterzeichnung gelobt.
Der dritte Spiderman setzt alle diese Eigenschaften nun ins extreme fort.

Er bietet sehr gute und ästhetische Action-Sequenzen (die im Gegensatz zu den meisten aktuellen Hollywood-Produktion auf einen zu hektischen Schnitt verzichten und daher die Dynamik der einzelnen Szenen voll ausnutzen);

eine wirklich grosse Portion an Humor und vorallem auch Selbstironie (die Episode mit dem 'bösen' Peter Parker ist um längen besser als das, was einem sonst so als 'Komödie' angedreht wird);

er behandelt das Thema Rache/Hass sehr anschaulich durch eine eindeutige Metaphorik und macht seine Moral so unmissverständlich klar ohne (allzu) aufdringlich zu sein;

er hat wieder sehr genaue Charakterzeichnungen, welche in einzelnen Szenen wirklich das Niveau einens guten Dramas erreichen.

Allerdings hat er wieder klare Schwächen auf Seiten der Dramaturgie. Der Film WILL ZUVIEL AUF EINMAL. Mit seinen 3 Bösewichten, der Liebesgeschichte und der Geschichte um Peter Parker's Rache ist der Film leider völlig überladen. Zwar schafft es Sam Raimi in den ca 140 Minuten den Film einigermaßen abgeschlossen zu zeigen, allerdings auf Kosten von sehr auffälligen Handlungslöchern. Vielen Figuren hätten einige Szenen mehr zu ihrer Entfaltung sehr gut getan, denn wenn diese mal statt findet liegen dort die klaren Stärken des Films. Ganz deutlich wird das am Ende, wo jede Geschichte einzeln beendet wird und man nach jedem 'Ende' erwartet das endlich der Abspann kommt.

Der fehlende Mut sich beim Film auf ein Thema zu konzentrieren und dieses vernünftig auszuarbeiten bzw. den Film deutlich länger zu machen, damit er allen Themen gerecht wird, ist so der grösste Kritikpunkt von Spiderman 3 welcher das Zeug hatte endlich mal einen perfekten Superhelden-Streifen zu schaffen. Sam Raimi bekommt seine Handlungsstränge nur unbefriedigend und holprig zusammen, noch ärgerlicher ist da nur der Amerika-Patriotismus, der diese Mal schon die Grenze zur Eigen-Satire überschritten hat.

Ein ca. 5-stündiger Director's Cut könnte dem Film noch den Einzug in den Comic-Himmel gewähren, doch bis dahin hat Spiderman wiedermal den Durchbruch nicht geschafft.

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