Psychopathischer Entführer mit Beziehungsmacke hält Frau am Weihnachtsabend an ihrer Arbeitsstätte gefangen - hoppla, hat da jemand herzhaft gegähnt?
Sicherlich, derlei Tableaus sind seit Jahren an allen Fronten, im Kino, auf DVD und im TV breitgetreten worden, in letzterem vermutlich weil sich bei diesen 2- bis 4-Personenkammerspielen enorm gut Kosten sparen lassen.
Und wenn man sich im Genre einen Namen gemacht hat, wie Alexandra Aja mit seinen Horrorkunststückchen und sein Hausschreiber Grégory Levasseur, dann bekommt man auch nebenbei mal die Kohle für eine kleine Nebenproduktion wie "P2", auch wenn die Idee nicht die Frischeste ist.
Folglich kann man sich dann auch erlauben, mit der Regie den bisher nur als Darsteller aufgefallen Franck Khalfoun zu betrauen, der auch noch am Skript rumgewerkelt hat und schon ist das Risiko auf einen finanziellen Totalausfall minimiert.
Mehr holen diese drei Männer dann aus ihrer ach so originellen Idee auch nicht raus, schließlich ist die Geschichte mit dem Titel praktisch schon erzählt. Arbeitsbiene Angela schuftet wie ein Frauentier in einer Männerwelt (Anwälte und so...) und ist daher die Letzte, die am Weihnachtsabend im Büroturm das Licht ausmacht. Ein ehedem unter Alkohol zudringlicher Kollege entschuldigt sich noch mal, ein netter Pförtner bietet ein kurzes Gespräch und dann...springt doch glatt der Wagen in der Tiefgarage nicht an. Zum Glück ist da ja noch Nacht- und Garagenwächter Thomas, der ein bißchen viel redet und ein bißchen zu hilfsbereit ist, um noch alle Pfannen auf dem Dach zu haben, doch bis er dann endlich mal die Zügel schießen läßt, hangelt sich die mit Geschenken Beladene noch etwas durchs Gebäude, ruft ein Taxi, pennt ein und kommt dann plötzlich nicht mehr durch die Eingangstür, weswegen sie wieder auf den freundlichen Thomas zurückgreifen muß. Und als bald mit einer Kette an einen Tisch gekettet ist, zum Zwecke einer improvisierten Weihnachtsfeier cum Liebeserklärung.
Das klingt nicht nur unspektakulär, das ist es auch. Außer natürlich man liebt diese spartanischen-ausweglosen Situationen, in denen sich das Opfer als bedrängtes Tier zum wehrhaften Wesen wandeln muß, um den großen Bösewicht schließlich zurück zu schlagen und zu meucheln.
Das folgt dann natürlich in Hälfte 2 und wenn die Exposition schon klassisch-schlicht geraten ist, aber die Isolierung der Figur einigermaßen trifft, wirds um so ärgerlicher, wenn die Männlein und Weiblein sich dann endlich den nötigen psychologischen Schlagabtausch liefern.
Da passiert nämlich so gut wie gar nichts, weil die Figuren einerseits kaum Tiefe mitbekommen haben und mit Backstory oder Motivationen andererseits es auch nicht weit her ist.
Rachel Nichols' Arbeitstier hat eigentlich überhaupt keine Charakterzüge, außer daß sie offenbar das Managementtier in ihrem Clan ist, das die übrigen (normalen) Menschen schon halb aufgegeben haben. Und Wes Bentleys Uniform-Psycho mit Kampfhund schwankt enervierend zwischen softem Speichellecker, ignorantem Soziopathen und wutentbranntem Killer, stufenlos verstellbar und stets auf Anfang zurückfahrend.
Da wird dann bekannt-bemüht die übliche Palette an fortschreitenden Handlungen durchexerziert. Es wird taktiert, hingehalten, vorgelogen, der unvermeidliche Anruf bei der Familie führt zu nichts und dann irgendwann läßt der Angemackte den Racheengel raus und macht den taktlosen Busengrapscher vom Betriebsfest mit dem Wagen an der nächsten Garagenwand platt. Das nenne ich doch mal eine innerbetriebliche Personalmaßnahme, so grobschlächtig fallen fürs Po-Kneifer heutzutage die Abmahnungen aus. In der Folge: Hektik, Flucht, Schreie, keuchendes Atmen und natürlich reichlich Versuche, aus dem Parkhaus zu entkommen. Eine Leiche taucht auf, in einer unglaubwürdig geskripteten Szene ersäuft Frau Nichols fast in einem wassergefüllten Fahrstuhl und die unvermeidlichen Kontroll-Streifenpolizisten tauchen auch auf und fahren wieder, ehe man bescheid schreien kann.
Warum der Irre nun ausgerechnet auf Angela fokussiert ist und was ihn dazu bringt, daß sie ihn bestimmt ganz dolle liebt, ist genauso unklar, wie seine Stimmungsschwankungen als Reaktion auf ihre Flucht- und Gegenwehrversuche und selten hat mich etwas so unnachahmlich genervt wie Bentleys Versuch einen vielschichtigen Psychopathen darzustellen. Anspannung produziert er nämlich nicht durch Bedrohung, sondern einfach nur durch seinen Nervfaktor.
Besondere Härten entwickelt der Film eigentlich nur bei dem relativ effektiven Mord am wehrlosen Arschlochkollegen und zum finalen Showdown, was dann aber nur Erleichterung darüber provoziert, daß man den Schwächling endlich platt gemacht hat.
Daß beide Hauptdarsteller recht beachtlich spielen, hilft bei den improvisiert wirkenden und abgedroschenen Dialogen und der faden Location natürlich kaum, außer man findet hektische Parkdeckrennerei irre innovativ (vielleicht Amateurfilmer, die gerade keinen Wald zum Vollsplattern in der Nähe haben).
"P2" ist jetzt nicht wirklich endlos schlecht, er ist nur unendlich abgedroschen und kann dem bekannten Schema nichts Neues beifügen, außer einer ziemlich gedehnten Wartezeit auf einen krachenden Schlußfight, bis dahin herrscht eher Dürre für Thrillerfreunde. Für Unbedarfte, die diese Spielsituation grundsätzlich als realistischer als maskierte Machetenschlächter empfinden, spreche ich eine leise Empfehlung aus - man wird ja als Reisender in Sachen Direct-to-DVD irgendwann genauso abgestumpft wie der Zustand des Storymaterials, das man zu begutachten hat. (3,5/10)